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Es werden Posts vom Januar, 2020 angezeigt.

Falling Out

Nachts hat das herrliche Kind Fieber. Und wie man es auch dreht und wendet, auch heute ist es wieder mein Falling Out. Der herzvolle Vater hat noch 5 Tage bis zur wichtigsten Prüfung seiner Ausbildung. Und muß ohnehin am Wochenende hier sein. Ich habe Samstag und Sonntag Dienst. Und so. Ist es. Morgens alles absagen, verschieben, um Vertretung bitten. Bin ein kleines bisschen routinierter dieses Mal. Es hilft auch zu wissen, dass ich beide Dienste machen werde. Beide Wochenend-Dienste. Und dann haben das Kind und ich einen Tag zusammen. Spielen zusammen, kochen zusammen, gucken Kinderfernsehen zusammen, malen und backen Brot zusammen. Nachmittags sind wir ein bißchen in unserem Hinterhof, im Gärtchen, rutschen 86 Mal. Draußen hat es 10°C. Trotz Grau und Feucht riecht es nach Zuversicht. Und dann badet er und ich sitze auf dem kleinen Hocker daneben. Kein Fieber mehr im Tagesverlauf. Aber wieder Husten. Vor allem aber ist heute ein extra Tag zusammen. Gut so. Morgen se

Dysphorie

Ich habe mir Essen für morgen vorbereitet. Sitze jetzt mit der Schüssel im Bett und esse es auf. Aus Übellaunigkeit. Mein Tag war schön. Ich bin schrecklich mürrisch und gereizt. Den Weg von der Kita nach Hause bin ich heute früh mit meiner Freundin M. gegangen und wir haben spontan entschieden, dass ich auf ihr Baby aufpasse, während sie zum Osteopathen geht. Gute zwei Stunden waren wir zu zweit, das 3 Monate alte Kindlein und ich. Fläschchen, wickeln, hoppern, singen. Der gute alte Wipp Bounce Schritt. Ich kann es noch. Dann haben M. und ich zusammen gegessen und uns daran erinnert, wie unheimlich komplex uns genau dieses Programm beim ersten Kind vorgekommen ist. Schön war das. Alles. Der Mini Ausflug in die Mama Baby Ei Zeiten, Mittagessen mit meiner Freundin, reden. Danach in Rekordzeit Haushalt und einkaufen im Discounter. Ich mache Ernst. Was Geld zusammen halten angeht. Grundnahrungsmittel kaufe ich im Discounter. M. war mit dabei. Hat mich ein bißchen supervidiert. Hab

Morgen habe ich Zeit

Morgen habe ich einen Tag Freizeitausgleich. Das schlechte Gewissen ist jetzt schon da, weil ich das herrliche Kind in die Kita bringen werde um ein paar Stunden für mich zu sein. Tatsächlich ist es das erste Mal seit 2 Monaten, dass ich mehr als 2 Stunden Pause habe. Verdient also. Trotzdem. Fällt es mir immer schwer. Diese Zeit nicht zu teilen mit dem Kind. Morgen also. Zeit um zu Schreiben.

Ich brauche eine Pause

Der Januar im Norden ist schrecklich. Schlimmer ist nur noch der Februar. Es ist grau, es ist kalt, es ist nass in jeder vorstellbaren Variante. Feuchter Nebel. Sprühregen, der so fein ist, dass sozusagen die Luft nass ist. Sinnflutartiger Regen. Dauernieseln. Außerdem geht der Wind, manchmal sturmböenartig. Treibt das Nasskalte durch jede Kleidung. Alles ist klamm. Mir ist hier nicht einfach kalt, ich friere knochentief. Heute ist der 28. Januar. Ich habe noch 5 Euro. Für 3 Tage. Das reicht für die Milch. Alles andere ist eingekauft. Brot habe ich gestern gebacken. Ich finde es irgendwie auch entlastend, den Rest der Woche nur noch Milch einzukaufen. Ansonsten auch am Konsum nicht teilzunehmen. Ich nehme es jetzt ernst. Das mit dem "Geld zusammen halten". Wenn ich unbedingt, unbedingt, unbedingt shoppen will, lege ich Blusen und Strickjacken und Kleider in meinen Online Versand Warenkorb, suche liebevoll aus, kaufe nicht.  In der Klinikküche klaue ich 3 Tabs für de

Um halb 6 Uhr morgens

Um halb 6 Uhr morgens stehen wir auf. Das ist super. Es geht mir gut, obwohl die Nacht unruhig war. Das herrliche Kind hat viel geträumt, im Schlaf immer wieder geweint, hat viel Nähe gebraucht. Während wir Kaffee und Kakao trinken, denke ich darüber nach, wie absurd es ist, so kleine Kinder nachts in ihr Bett in ein anderes Zimmer zu zwingen. Auch wenn die Kinder Nächte haben wie unsere letzte. Ich habe ja selbst lange gedacht, das ist der Beweis es richtig zu machen, wenn das Kind nachts im eigenen Bett und eigenen Zimmer schläft. Denke jetzt, das ist nicht pauschal für alle Kinder richtig und zu meinem herrlichen Kind passt es nicht. Auch nicht zu mir als Mutter. Den ganzen Tag über denke ich darüber nach, was ich geträumt habe. Ich habe auch unruhig geschlafen. Habe geträumt, dass ich in der 32. Woche schwanger bin und das Baby in mir trage, über dessen Schicksal morgen die Ethikkommission entscheidet. Im Traum war ich nicht verwundert, dass ich es nun im Bauch habe. Habe a

Ein kleines Gefühl von Zufriedenheit

Das herrliche Kind streicht heute seinen Mittagsschlaf und schläft um 17.30 Uhr im Bett ein. Meiner Berechnung nach ist das halsbrecherisch früh, aber eben die normale Schlafenszeit um die 2 Stunden Mittagsschläfchen vorgezogen. Ich hoffe, wir sind nicht um 4 Uhr morgens wach. Aber wie auch immer, länger hätte er nicht durchgehalten. Es ist also halb 6 und Feierabend und es ist unfassbar luxuriös. Ich könnte jetzt Sport machen, Zeitung lesen, Baden, telefonieren. Essen bestellen. Ich gucke meine Serie zu Ende, 3 Folgen am Stück. Und es ist noch immer früh. Kurz nach 20 Uhr. Das herrliche Kind setzt sich im Bett auf, weint hektisch, schmatzt merkwürdig. "Musst du spucken?", frage ich ihn. Er nickt. Wir sind Sekunden später im Bad. Er rülpst wie ein Elch. Das ganze Kind vibriert. Dann legt er den Kopf auf meine Schulter, murmelt "Mama Bett" und schläft weiter. Ich trage ihn ins Bett zurück. Lege ihn auf seine Seite in meinem Bett. Decke ihn zu. Er häl

Bis ich damit fertig bin

Im hinteren Hinterhof ist ein Konzert. Ich höre es gedämpft. Singer Songwriter. Wirklich schön. Das mag ich. Danach stehen die Leute im Hof, trinken etwas, reden und lachen. Das höre ich ganz deutlich. Auch das ist schön. Ich mache das gerade nicht. Gar nicht mehr seit fast einem Jahr. Auf Konzerte gehen. Ausgehen. Mir ist nicht danach. Manchmal schon. Aber nicht genug, um mich dann auch wirklich wohl zu fühlen mit den Leuten. Abends will ich für mich sein. Noch nie im Leben wollte ich so wenig unter Menschen sein wie jetzt momentan. Wie in den letzten Monaten. Und ich gucke mir jede Dokumentation über einzelne Menschen an, die ich finden kann. Höre Podcasts, wenn es persönliche sind. Bin aufmerksam bei meinen Patienten. Es interessiert mich. Nur ich will mich nicht mitteilen. Ich möchte nicht. Rede schon. Mit ein paar wenigen Freundinnen, meiner Schwester, meinem Lehranalytiker. Mit denen tausche ich mich aus, erzähle. Aber seit einigen Monaten bin ich kein Teil von.

Wie froh er ist

Nebenan schnarcht und schnaubt das herrliche Kind in seinem Bett, ich liege in meinem und bin heute so, so dankbar für das, was ist. Und das ist nicht wenig. Das Kind ist mein großes Glück. Jeden Tag. Nach Hause zu kommen in unser Hinterhof Hexenhaus Zuhause, die Türe aufzumachen und von ihm begrüßt zu werden, ist wunderbar. Der herzvolle Vater und der beste Freund vom herrlichen Kind und der Vater vom besten Freund sind da, als ich heute nach Hause komme. Es ist laut und fröhlich und es riecht nach Zwiebeln und Pommes. Gleich nach mir kommt die Mama vom besten Freund und für ein paar Momente sind wir zu viert mit unseren Jungs. Machen Pläne fürs Wochenende. Sind vertraut. Dann ziehen wir uns alle die Jacken an, bringen sie zum Auto. Und wir drei spazieren zwei Bushaltestellen weit in Richtung Wohnung des herzvollen Vaters. Es ist sehr kalt und sehr nass, dunkel. Der Vater erzählt von seiner Woche, das Kind auf meinem Arm vergräbt sich in meinen riesigen Mantel. Dann steigen

Nachtrag 23.1.

Das Mittagessen fällt aus. T. sagt ab, er habe so viel zu tun. Ich finde es schade. In erster Linie wird mir aber augenblicklich bewusst, was für eine Seifenoper ich aus dieser Mittagspause gemacht habe. Es ist mir peinlich. Vor T. Der das ja gar nicht weiß. Ich sage, ach ja, klar, kein Problem. Und renne schnell weiter. Ich habe eine komplette Bravo Foto Love Story konstruiert aus einer selbst organisierten Verabredung zum Mittagessen. Albern ist das. Ich geniere mich. Bin irgendwie auch ein bißchen erleichtert. Ich wüsste ohnehin nicht. Wohin das führen sollte. Merke auch, dass ich nicht wirklich bereit bin für die großen und kleinen Date Enttäuschung, die unweigerlich kommen, wenn man sich wieder an die Front wagt. Ich möchte das eigentlich noch nicht. Ist doch noch alles. Zu frisch. Zu früh. Keine Ahnung. Zu akut. Der Daumennagel ist noch blau. Ganz vorne. Vor 6 Monaten war ich an meinem Tiefpunkt. In mir Tabula Rasa. Die Vorstellung, dass ein Mann Tisch oder Bett mit

Frühling

Ich habe etwas Wichtiges entschieden: ich werde mich bei der Ärztekammer melden und meine Unterlagen für den Facharzt einreichen. Es ist überfällig. Ich habe es mir nicht zugetraut. Bisher. Dachte, ich bin einfach noch nicht so weit. Denke heute, ich bin so weit. Demnächst ganz bestimmt. Jetzt im Grunde auch schon. Und das macht mich froh. Ich sage mir damit, wer ich bin. Einen gewissen Teil von mir lege ich damit fest, mache mich gerade, schwimme mich frei. Leicht bin ich und froh. Die Vögel singen. Es ist mild für Jänner, das finde ich gut. Fahre mit dem Elektroroller. Finde es noch immer super. Gehe mit meinem herrlichen Kind Eis essen in die Eisdiele. Beim Abholen im Kindergarten sagt er zu mir, "Mama, schicke Hose". Ich muss sehr lachen. Wundere mich sehr. Was er schon kann. Wie liebevoll und süß er gerade ist. Kuschelig. Fröhlich. Bevor wir nach Hause gehen, fahren wir nochmal in mein Büro. Das Kind liebt es, mit mir in die Klinik, in mein Büro zu fahre

Dienstdienstag

Es ist 21 Uhr, ich bin im Bett nach fast 13 Stunden Notaufnahme. Dienst mit den richtigen Leuten heute. Und viel Akutpsychiatrie, aber keine Abgründe, in die ich selbst hinein falle. Am Donnerstag esse ich mit T. mittags in der Kantine. Wie in der Schule. Ich finde es jetzt albern, weiß nicht was ich da sagen soll. Will gar nicht. Will doch. Was ziehe ich an. Haare waschen morgens wäre gut. Einziehen kann er nicht bei mir. Sowas. Denke ich. Freue mich. Ich glaube, dieser Frühling wird auch mein Frühling. Innen. 2020. Dieses Jahr. Wird gut. Ich freue mich ein bißchen. Morgen mehr. Jetzt erstmal schlafen.

Zu müde

Zu müde heute. Morgen habe ich Dienst. 12 Stunden Notaufnahme. Einfach weiter schlafen. Heute Abend einfach schlafen.

Merkwürdige Vorstellung

Ich sollte dem herrlichen Kind die Fingernägel schneiden. Es schläft. Trotzdem schafft es das Kind sich zu drehen, die Hände zurück zu ziehen, Fäustchen zu machen. Im Schlaf. Es klappt also nicht. Ich hocke halb neben, halb über ihm im Bett, die Nagelschere in der Hand, mein Telefon mit der Taschenlampen Funktion im Mund. Bloß nicht auf das Kind fallen, nicht das Telefon ausspucken. Klappt nicht. Heute. Ist so ein Tag. Es hakt. Eigentlich ist alles in Ordnung. Nichts los. Sonntagsroutine. Früh aufstehen, vormittags raus, wir treffen den herzvollen Vater und das große Kind. Essen zusammen. Dann leider ein schwerer Abschied, Tränen und Trotz vor dem Mittagsschlaf. Wir gucken auf dem Handy Kinderlieder mit schlechten Animationen, die das Kind liebt. Gucken der Katze zu, wie sie auf einem Bein tanzt. Tanzt und tanzt. Auf einem Bein. Allein. Dann ist doch alles gut, das herrliche Kind schläft ein und ich bleibe wach. Liege neben ihm. Kann mich nicht motivieren aufzustehen. Könnte je

Alles gut

Alles gut heute. Früh aufstehen. Haushalt, einkaufen. Baden fahren mit Freunden. Mittagsschlaf. Brot backen, mit meiner Mama telefonieren, essen, noch eine Runde spazieren, spielen. Bücher angucken. Dem herrlichen Kind dabei zuhören, wie es "Alle Vögel sind schon da" singt. Ein normaler Tag. Routinen. Rhythmus. Kein Problem, kein Drama, kein Abgrund. Kein Gedanke zu viel. Habe ich gebraucht.

Behutsam drehen und wenden

Ich gucke mir eine Cheerleader Dokumentation an über den Streaming Dienst. Esse Müsli. Ich denke nach. Im Hintergrund. Denke ich. Hinten im Kopf, heimlich, lieber ohne mich denkt es. Arbeitet es. Ich sortiere in mir ein Konsil bei Wunsch nach Spätabort. Eine Frau erwartet Zwillinge, ein Kind hat eine Fehlentwicklung des Gehirns, dieses Kind möchte sie nicht lebend gebären. Das andere schon. Sie ist im 7. Monat schwanger. Das Wort ist Fetozid. Darum geht es. Ich denke nach über jede Begebenheit, die die Patientin mir erzählt hat, jeden Satz, jedes einzelne Wort. Drehe und wende ihre Geschichte in mir. Versuche zu begreifen. Aber hinten im Kopf. Behutsam es drehen und wenden im Halbdunkel weit hinten im Kopf. Vorne im Kopf gucke ich die Doku, es springen die Cheerleader durch die Turnhalle und werfen die Mädchen meterhoch, fangen sie manchmal nicht. Und dazu gibt es Müsli. Es ist manchmal notwendig, das Gehirn alleine machen zu lassen. Erstmal. Hinten im Kopf. Ein Ablege

Geschafft

Wir haben's geschafft. Fieberfrei und stabil fieberfrei, der Husten wird weniger. Und das Beste: heute war das herrliche Kind im Kindergarten und ich in der Arbeit. Und es hat uns beiden so gut getan. Ich habe ihn bestens gelaunt abgeholt, beide bestens gelaunt, der Nachmittag und Abend entspannt, harmonisch. Viele Küsschens. Gute Stimmung. Um 19.30 ist er eingeschlafen. Ich bin sehr froh. Außerdem hatte ich 2 Stunden Urlaub. Erholung. Auszeit. Nachdem ich heute eigentlich Überstunden abbauen wollte, waren nicht viele Termine eingetragen und mein Programm zu Mittag erledigt. Und dann. Hatte ich eine Massage. Und war danach im Bistro vom Programm Kino eine Suppe essen und habe gelesen. Diese zwei Stunden. Haben einen Unterschied gemacht. Hello again. Da bin ich ja. Oder, wie das herrliche Kind sagt, wenn es ein Foto von sich sieht:" oh, ich bin du". "Ich bin du, jedenfalls fast" sage ich mir beim Zähne putzen und überlege, ob ich es wagen soll, mi

Immerhin der Himmel

Um 5 Uhr morgens setzt sich das herrliche Kind im Bett auf, heult sofort los "aufstehen, aufstehen", ist maximal übellaunig. Um 5.04 Uhr sitzen wir in der Küche auf dem Boden und hören das erste Hörspiel. Das Kind versteckt unter einer Kuscheldecke. Er möchte keinen Kakao. Er möchte nicht, dass ich ihn angucke. Kein Fieber. Husten unverändert. So schlecht gelaunt, wie man nur sein kann. Der Kaffee läuft durch. Das Hörspiel kann ich auswendig. Mir ist langweilig, ich bin müde, bin jetzt schon angestrengt. Ich sehe meine Küche von halb-unten. Sehe, wo ich schon lange nicht mehr geputzt habe. Sehe meine Hände an. Sie sind zerknittert. Sehe meinen linken Fuß. Ich bräuchte eine Pediküre. Um 6 Uhr will das Kind doch Kakao, ich schenke mir eine zweite Tasse Kaffee ein. Dann möchte er baden. Ich nutze die Zeit, wasche mich, ziehe mich an. Räume die Wäsche weg, die nächste Maschine ein, den Geschirrspüler aus, koche Tee, mache die Betten, putze die Küchenschränke ab. Und

14.1.

Wieder Fieber. Husten unverändert. Das herrliche Kind sagt oft, dass ihm schlecht ist. Verweigert heute Nachmittag und Abend das Essen und Trinken. Ich bin keine lässige Mutter. Nie gewesen. Jetzt sitze ich seit einer Stunde auf dem Bett, höre ihn ab, zähle seine Atemzüge um die Frequenz im Auge zu behalten, messe Fieber, versuche daraus schlau zu werden. Kann das eine Lungenentzündung sein. Oder nur eine hartnäckige Erkältung. Ich würde sehr viel geben, könnte jetzt ein Kinderarzt - ein vernünftiger, einigermaßen kompetenter Kinderarzt - dieser kleinen Lunge zuhören. Und mir dann sagen, worum es sich handelt. Ich fühle mich sehr alleine gerade und hilflos. Psychiaterin zu sein ist so sinnlos, wenn jemand körperlich krank ist. Ich weiß im Grunde nur, was es alles gibt an somatischen Scheußlichkeiten. Und das hilft nicht. Ich sage mir, es ist jetzt nichts zu tun. Morgen abklären. Jetzt schlafen. Ich sage mir das noch drei Mal. Meine liebe, wunderbare Freundin M. sag

Die Härte

Den Infekt haben wir überstanden. Und ab übermorgen ist wieder Normalbetrieb geplant: Kita, Klinik, Rhythmus und Routine. Das herrliche Kind und ich waren jetzt 5 Tage und Nächte non stop zusammen, immer im selben Raum. Meistens mit Hautkontakt. Wirklich. Und das war sehr intensiv, sehr langweilig, sehr anstrengend, sehr schön und muss jetzt wieder aufhören. Die Symbiose ist uns zu eng. Innen und außen zu eng und beide sind wir davon angestrengt und übellaunig. Und gleichzeitig ist es schwer, den Absprung zu schaffen. Weil es schön ist. Weil es sich so anfühlt, als müsste das so. Als wäre sonst. Als könnte sonst etwas passieren. Irgendetwas. Eventuell Schlimmes. Ich habe noch nie so klar begriffen wie jetzt gerade, dass eine zu enge Diade, ein zu straff geschnürtes Zweiergespann Mama-Kind, wirklich eine Behinderung dar stellt für beide. Und eine Aggressions-Petrischale. Aggression in jeder Form. Jähzorn, passiv aggressives Verhalten, Dauernörgeln und Selbstabwertung. Es i

Fieberfrei

Fieberfrei seit gestern morgen. Leider ist der Husten unverändert. Wir haben ordentlich Lagerkoller und sind beide ziemlich durch, das herrliche Kind und ich. Im Januar krank zu sein, hier im Norden, schränkt gewaltig ein. Ich beschließe beim Kaffee drei Dinge: 1. Das herrliche Kind bleibt noch mindestens Montag und Dienstag zu Hause, soll sich richtig gut auskurieren. Ich werde an beiden Tagen ein paar Stunden arbeiten, nur das Nötigste. In der Zeit übernimmt der herzvolle Vater hier. 2. Weil das Fernsehen ausgeartet ist in den letzten Tagen, geht der PC "in den Urlaub" und wir gucken erstmal eine Woche nichts mehr. Entzug sozusagen. 3. Ich werde meinen alten Freund T. treffen. Meinen alten österreichischen Freund, der so ein Kautz ist, so verschroben, der einen so bösen und hintergründige Humor hat, so unglaublich lustig ist und ganz und gar ein Misanthrop. Das tut mir gut. Glaube ich. Er wird mich besuchen. Hier. Bald. Aber nicht heute. Heute dauert es ewig, bi

Kind krank, Tag 4

Stündlich waren wir wach nachts. Husten und Schleim erbrechen. Husten und Fieber. Husten und Durst. Husten. Und noch mehr Husten. Morgens fühle ich mich, als hätte ich einen Kater. Schwindelig, kribbelig, Kopfschmerzen. Der herzvolle Vater kommt. Geplant war, dass ich heute ein paar Stunden für mich sein kann. Zum Frisör gehen kann. Danach zum Yoga, essen, schwimmen, whatever. Das herrliche Kind weiß  ich eineBescheid. Weiß, dass ich einen. Termin habe. Er verfolgt mich in der Wohnung, nervös, ängstlich. Beobachtet mich. Möchte mit aufs Klo. Bricht herzzerreißend in Tränen aus, als ich mir die Socken anziehe. Sagt "bitte, bitte mich mit". Ich bin zu müde für diese Hürde. Wir gehen zu dritt los. Der Frisör ist ein guter Bekannter. Es ist okay, zu dritt anzukommen. Er macht meine Farbe. Dann fahren wir nach Hause. Das Auswaschen mach ich dann selbst, zu Hause. So ist es möglich. Ich bin sehr dankbar. Dass ich meinen Ansatz los bin. Keine Kommentare hör

Kind krank, Tag 3

Gestern ist das Fieber abends wieder rauf gegangen. War konstant hoch nachts. Ibuprofen Saft verweigert das herrliche Kind, ein Zäpfchen kann ich ihm nicht mehr geben. Das wäre übergriffig und merkwürdig. Besteht ja keine Lebensgefahr. Also wurschteln wir sie durch, die Nacht; unruhig, wach, halbwach, kurzfristig in erschöftem Tiefschlaf. Ich träume trotzdem. Von alten Beziehungen. Alten Vermurksungen. Immer wieder ähnlich. Vorbei an dem, was ich eigentlich brauche. Männer, die in ihrer Kompliziertheit alle Aufmerksamkeit absorbieren. Ihre und meine. Die trotzdem keine Ahnung haben, was sie fühlen und nicht den Mut, es heraus zu finden. Geschweige denn, danach zu leben. Ich wache auf. Traurig. Ernüchtert. Trotzdem froh, dass. Das vorbei ist. Stelle fest, diese Ernüchterung betrifft anteilig aber nicht großflächig den herzvollen Vater. Er ist gewachsen in den letzten Wochen.  Und wird dieses Jahr endlich sein können, wo er sein will. Und wie er sein will. Hat es sehr verd

Kind krank, Tag 2

Es ist zwei Stunden zu früh für den Mittagsschlaf, das herrliche Kind schläft. Hat nur eine Windel an. Ist verheult. Ich bin auch verheult. Die Nacht war unruhig. Das Fieber mittelhoch. Viel Husten. Stündlich hat er mich gerufen, hat geweint. Obwohl wir im selben Bett geschlafen haben. Fieber ist doof. Heute morgen kein Fieber. Husten, Heiserkeit, Augenringe. Wir machen Kaffee und Kakao. Dann darf er Peppa Wutz gucken, die Folge, in der alle Kinder Husten haben und Doktor Braunbär kommt mit dem Hustensaft. Und rufe in dieser Zeit alle meine Patienten an, verschiebe Termine, kläre kurz, ob jemand dringend etwas braucht. Rufe dann Kinderärzte an. Keiner nimmt neue Patienten auf. Zu unserem alten Arzt will ich nicht mehr. Ich rufe 5 Kinderarztpraxen an. Ich finde keinen, der uns sehen kann, der mir eine Krankschreibung ausstellt. Ich beschließe, das fieberfreie Intervall zu nutzen. Um ein bißchen Luft zu schnappen. Vielleicht kurz zum Supermarkt um die Ecke zu gehen. Als

Kind krank

Seit ein paar Tagen hat das herrliche Kind Husten. Seit 2 Stunden Fieber. Ich sitze neben ihm im Bett und bewachen seinen Schlaf. Ich habe Fieberthermometer und Ibuprofen aufgebaut und das Stethoskop parat. Ich horche ihn ab. Bin inkompetent. Messe Fieber und kann auch aus dieser Zahl zu keinem Ergebnis kommen. Es ist ein Infekt. Ganz bestimmt viral. Das ist so fest vorgesehen im Kitawinter wie das Amen in der Kirche. Aber. Ich befürchte eine atypische Lungenentzündung. Leider weiß ich, dass es sowas gibt. Leider bin ich unentspannt, jedes Mal, wenn das Kind krank ist. Ich habe mir einen Tee gemacht. Und ein Käsebrot. Schlafen ist jetzt, heute gar kein Thema. Muss ich nicht. Aber aufpassen. Ich weiß, das ist nicht notwendig. Nicht so ganz adäquat. Ich habe mich für morgen und übermorgen Kind-krank gemeldet. Werde nicht arbeiten gehen. Freitag hätte ich Dienst. Dienst absagen kommt eigentlich nicht vor. Mache ich eigentlich nicht. Heute aber schon. Ich habe das G

Nachtrag 7.1.

Schon wieder. Eingeschlafen. Es dauert momentan ewig, bis das herrliche Kind schläft. Immer wieder lässt er sich etwas Neues einfallen. Noch etwas trinken. Frische Windel. Und ein besonderer Trick: "Spucken". Und schon stehen wir im Badezimmer. Zwei Mal hintereinander kein Abend für mich. Dafür genug Schlaf. Heute ist mein kurzer Tag in der Klinik. Mein freier Nachmittag. Ich beschließe, es ist ok. Ich träume viel. Immer in kurzen Sequenzen. Banale Szenen. Die so real sind. Und scheinbar sein müssen. Naja. Vielleicht bin ich ja heute ausgeschlafen.

Nachtrag 6.1.

Um 20 Uhr schlafen wir beide ein, das herrliche Kind und ich. Irgendwann werde ich wach. Entscheide mich dafür, die Augen wieder zu zu machen. Nachtruhe. Kein Buch, keine Nachrichten. Offline. Heute morgen sind wir beide wirklich munter. Hallo Welt, Hallo Frühfrühling.

Besser

Heute ist es besser. Alles. Vormittags gehen wir frühstücken zu I., meiner elfenhaften reißfesten Kollegin. Sind alle drei eingeladenen und kommen zu dritt. Sie kennt uns nur so. Es ist schön einen Geburtstag zu feiern, auch wenn ich es bin, die mit den drei anwesenden Kindern auf dem Boden sitzt. Ich trinke ein Glas Sekt und manchmal setzt sich jemand dazu. Der restliche Tag verläuft ruhig und gemütlich. Wir sind zu Hause. Das herrliche Kind und ich. Räumen ein bißchen auf. Essen. Gucken fern. Spielen. Baden. Lesen. Es geht mir besser. Die Bilder sind weit weg. Eingetütet. Abgeheftet. Verräumt. Es ist wieder so einfach zusammen. Das Kind ist ausgeglichen und ich bin es auch. Als er zu Mittag schläft, höre ich Vögel singen im Hinterhof. Ich liebe neben dem Kind und höre den Vögeln zu. Lange. Die Welt ist ein guter Ort. Besonders hier.

Weltpausetaste

Das Kind schläft und ich bin froh, dass wir durch sind. Mit heute. Endlich. Endlich, endlich, endlich. Mein Bedürfnis, mich in mir zurück zu ziehen und die Unmöglichkeit, mit mir alleine zu sein, machen mich heute gleichzeitig apathisch und gereizt. Das herrliche Kind hat seine eigenen Gründe heute mit einer mir völlig undurchschaubaren emotionalen Instabilität durch den Tag zu schlittern. Wir sind im Zoo. Wir sind wieder zu Hause. Wir sind spazieren. Sind zu zweit. Zu sechst mit den besten Kita Freunden und deren wunderbaren Müttern. Zu dritt mit dem herzvollen Vater. Sind eine Katastrophe in jeder Konstellation und egal wo wir sind, das Kind und ich. Es ist mühsam, laut, sperrig, langweilig und anstrengend. Im Zoo sitzen irgendwann unsere drei Jungs und wir Mamas auf einer Bank und teilen die mitgebrachten Snacks. Ich habe Schokolade aus dem Adventskalender dabei. Ein fremdes Kind neben mir starrt gierig, übersieht die braun gewordenen Apfelspalten seiner Mama. Die sagt

Das Ende der Welt

Die Besprechung morgens verläuft gut. D., der Hintergrund Oberarzt bittet mich kurz zu schildern, was passiert ist. Tut es nicht selbst. Als wüsste er, dass es mir gut täte, darüber zu sprechen. Ich erzähle. Alle hören zu. In einer Woche wird eine Suizidkonferenz stattfinden. Ich fühle mich besser. Es hat Raum bekommen. Ich konnte es teilen. Am Vormittag bin ich bei einer Kollegin, die im Grunde viel zu gutherzig und fürsorglich für dieses Haus ist. Wir sind befreundet, ich hatte lange keine Zeit mehr für unsere Freundschaft. Sie ist Psychologin, Therapeutin. Kennt sich aus mit Trauma Therapie. Ich habe ihr von diesem Bild erzählt, dass ich vorne im Kopf mit mir herum trage. Sie arbeitet mit EMDR, einer Methode um Erlebnisse, ob traumatisch oder einfach nur schrecklich, besser verarbeiten zu können. Insbesondere dann, wenn einzelne  Bilder oder Emotionen eingefroren im Kopf entstanden sind. Eine Sitzung also. Für mich. Und das Bild-minus-jegliche-Emotion. Es funktioniert e

Alle 15 Sekunden

Heute kommen nur 2 Patienten zu mir, auch erst gegen Mittag. Am Vormittag widme ich mich der Dokumentation. Bereite Therapiegespräche vor. Bin froh, niemanden zu sehen. Ich fühle mich seltsam. Es ist seltsam, den Dienst gestern nicht nach zu bespechen. Die Station beschäftigt sich damit, natürlich. Für die Dienstärzte ist das nicht vorgesehen. Es ist merkwürdig heute einfach so zur Tagesordnung über zu gehen. Als wäre. Nichts. Ich denke alle 15 Sekunden an die blauviolett verfärbten Hände. Die eingekrümmten Finger. In Pfötchenstellung. Dann denke ich wieder an meine Dokumentation. Bereite Therapiegespräche vor. Habe das bitte-nicht-stören-Lämpchen an, so als wäre ich in Gesprächen. Weil ich nicht plaudern kann. Ich möchte nicht "Gutes Neues!" sagen. Sowieso nicht. Heute schon gar nicht. Vielleicht war ja auch gar nichts. Ärzte verlieren Patienten. In jeder Fachrichtung. Tote Menschen haben blauviolette Flecken. Manche haben offene Augen. Normal. Ich kann es nic

In der Liebe bleiben

Morgens ist es sehr kalt. Sehr klar. Ein Himmel so sauber und zuversichtlich wie eine frischgewaschene Unterhose. Sonnig ist es. Der Abschied vom herrlichen Kind ist fröhlich und leicht, er winkt, sagt "Tschüss Mama!". Ich gehe zur Klinik und spüre die Kälte vor allem in der Nase, trockene Winterkälte. Wie es sein soll. 2020 also. Ich bin einverstanden. Und dann. Beginnt mein Dienst. In dieser Parallelwelt. Die Feiertage. Sind in ihrer Bürgerlichkeit und Familienbezogenheit eine Klippe für viele, für manche eine Katastrophe. Und für einige nicht zu bewältigen. Den Vormittag verbringe ich auf den Intensivstationen. In der Fragestellung der drei Konsile steht "Suizidversuch". Zwei Mal Tabletten Intoxikation. Ein Mal Schuß in die Brust mit einem Bolzenschußgerät. Und dann. Ruft eine Pflegekraft an. Sagt, in einem Patientenzimmer im Bad hängt ein Patient stranguliert an der Dusche. Ich renne los. Rufe meinen zweiten Dienst an. Sie rennt auch lo