Ich brauche eine Pause

Der Januar im Norden ist schrecklich. Schlimmer ist nur noch der Februar.
Es ist grau, es ist kalt, es ist nass in jeder vorstellbaren Variante. Feuchter Nebel. Sprühregen, der so fein ist, dass sozusagen die Luft nass ist. Sinnflutartiger Regen. Dauernieseln. Außerdem geht der Wind, manchmal sturmböenartig. Treibt das Nasskalte durch jede Kleidung. Alles ist klamm. Mir ist hier nicht einfach kalt, ich friere knochentief.

Heute ist der 28. Januar.
Ich habe noch 5 Euro.
Für 3 Tage.
Das reicht für die Milch. Alles andere ist eingekauft. Brot habe ich gestern gebacken.
Ich finde es irgendwie auch entlastend, den Rest der Woche nur noch Milch einzukaufen. Ansonsten auch am Konsum nicht teilzunehmen.
Ich nehme es jetzt ernst. Das mit dem "Geld zusammen halten".
Wenn ich unbedingt, unbedingt, unbedingt shoppen will, lege ich Blusen und Strickjacken und Kleider in meinen Online Versand Warenkorb, suche liebevoll aus, kaufe nicht. 
In der Klinikküche klaue ich 3 Tabs für den Geschirrspüler. Für die nächsten 3 Tage.

Die Ethikkommission entscheidet mit 6 Stimmen pro und 2 Stimmenthaltungen für einen Fetozid.
Nächste Woche. Wird der Eingriff durchgeführt.
Die Diskussion hat 1,5 Stunden gedauert.

Ich brauche eine Pause vom Darüber Nachdenken.
Schlafe mit dem herrlichen Kind ein.
Wache auf, weil er von meinem Bett in seines umziehen will. Ich soll mit in sein Bett. Wir liegen jetzt hier, er schläft schon wieder, stemmt die Beinchen.

Was ich nie wissen werde ist, wie es sich anfühlt, sich selbst verloren zu gehen in der Maschinerie der künstlichen Befruchtung, der Verzweiflung über einen unerfüllten Kinderwunsch, der Vorstellung vom perfekten Glück mit dem perfekten Wunschkind.
Das ist ein Punkt, der mir heute eindrücklich klar geworden ist.

Ich brauche jetzt eine Pause.
Weiterschlafen.










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