Behutsam drehen und wenden

Ich gucke mir eine Cheerleader Dokumentation an über den Streaming Dienst. Esse Müsli.
Ich denke nach.
Im Hintergrund. Denke ich. Hinten im Kopf, heimlich, lieber ohne mich denkt es. Arbeitet es.

Ich sortiere in mir ein Konsil bei Wunsch nach Spätabort.
Eine Frau erwartet Zwillinge, ein Kind hat eine Fehlentwicklung des Gehirns, dieses Kind möchte sie nicht lebend gebären. Das andere schon. Sie ist im 7. Monat schwanger.
Das Wort ist Fetozid. Darum geht es.
Ich denke nach über jede Begebenheit, die die Patientin mir erzählt hat, jeden Satz, jedes einzelne Wort. Drehe und wende ihre Geschichte in mir. Versuche zu begreifen.

Aber hinten im Kopf.

Behutsam es drehen und wenden im Halbdunkel weit hinten im Kopf.

Vorne im Kopf gucke ich die Doku, es springen die Cheerleader durch die Turnhalle und werfen die Mädchen meterhoch, fangen sie manchmal nicht.
Und dazu gibt es Müsli.

Es ist manchmal notwendig, das Gehirn alleine machen zu lassen. Erstmal. Hinten im Kopf.
Ein Ablegen, ein Sortieren.
Ein Ordnen nach Beschaffenheit.
Weil es nicht ginge, im Licht der ganzen Aufmerksamkeit, im Strudel der eigenen Assoziationen, der eigenen Gefühle und Meinungen und der eigenen Verlogenheit jemand anderem gerecht zu werden.



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