Alle 15 Sekunden
Heute kommen nur 2 Patienten zu mir, auch erst gegen Mittag. Am Vormittag widme ich mich der Dokumentation. Bereite Therapiegespräche vor.
Bin froh, niemanden zu sehen.
Ich fühle mich seltsam.
Es ist seltsam, den Dienst gestern nicht nach zu bespechen.
Die Station beschäftigt sich damit, natürlich.
Für die Dienstärzte ist das nicht vorgesehen.
Es ist merkwürdig heute einfach so zur Tagesordnung über zu gehen. Als wäre. Nichts.
Ich denke alle 15 Sekunden an die blauviolett verfärbten Hände. Die eingekrümmten Finger. In Pfötchenstellung.
Dann denke ich wieder an meine Dokumentation. Bereite Therapiegespräche vor.
Habe das bitte-nicht-stören-Lämpchen an, so als wäre ich in Gesprächen.
Weil ich nicht plaudern kann.
Ich möchte nicht "Gutes Neues!" sagen. Sowieso nicht.
Heute schon gar nicht.
Vielleicht war ja auch gar nichts. Ärzte verlieren Patienten. In jeder Fachrichtung.
Tote Menschen haben blauviolette Flecken. Manche haben offene Augen. Normal.
Ich kann es nicht einordnen.
Fühle mich seltsam.
Alle 15 Sekunden holt mein Gehirn das Bild hervor, holt es ganz nach vorne. Hält kurz inne. Und macht dann weiter.
In der Silvesternacht habe ich geträumt, dass ich einen Kurs belege, an der Uni oder so. Eine Art Pflichtfach.
Etwas, was sozusagen zu machen ist.
Ein Tauchkurs.
Ohne Sauerstoff, ohne Maske.
Nur mit Schwimmbrille.
Wegen meinen Kontaktlinsen.
Im Traum nehme ich also Teil an einem Kurs, in dem es darum geht das Atmen unter Wasser zu lernen.
Und das kann ich schon, seit ich ein Kind war kann ich im Traum unter Wasser atmen, erinnere mich auch immer daran.
Habe keine Angst.
Schwebe im Wasser.
Gehe ganz tief nach unten, dorthin wo es dunkel ist. Atme. Tauche. Bin mir sicher.
Ich belege diesen Kurs und habe das Gefühl, absolut richtig zu sein. In meinem Element.
Ich lese nach wofür das Tauchen steht, in der Traumdeutung. Es steht für "das Eindringen in emotionale Tiefen". Es ist "ein Sinnbild für Selbsterkenntnis".
Klingt gut.
Das ist das also vielleicht das komplementäre Bild zum Winterwaldweg.
Das Tauchen.
Das Wasser.
Morgen ist große Morgenrunde. Mit allen Oberärzten, dem Chef.
Ich gehe da nie hin normalerweise. Es ist schon um 8 Uhr und somit außerhalb meiner Arbeitszeit.
Morgen werde ich hin gehen.
Ich habe das Bedürfnis, dabei zu sein, wenn gesagt wird was geschehen ist. Dass es geschehen ist.
Es.
Das.
Ich bin auf diesen Moment der einstudierten Betroffenheit der Führungskräfte angewiesen.
Leider.
Die blauvioletten Hände in meinem Kopf und die Tatsache, dass ich mich nur dann an das Gesicht erinnere, wenn ich mich an alles andere erinnere, den Geruch, die absurd aufrechte Haltung, den Riemen. Brauchen einen Moment offizieller Betroffenheit.
Das Grauen ist rein und ausschließlich beschränkt auf das Bild und den Geruch.
Kein einziges identifizierbares Gefühl.
Merkwürdig.
Ich werde jetzt den Streaming Dienst nach neuen Dokumentation durchforsten.
Und versuchen, nur noch alle 25 Sekunden. Daran. Zu denken.
Bin froh, niemanden zu sehen.
Ich fühle mich seltsam.
Es ist seltsam, den Dienst gestern nicht nach zu bespechen.
Die Station beschäftigt sich damit, natürlich.
Für die Dienstärzte ist das nicht vorgesehen.
Es ist merkwürdig heute einfach so zur Tagesordnung über zu gehen. Als wäre. Nichts.
Ich denke alle 15 Sekunden an die blauviolett verfärbten Hände. Die eingekrümmten Finger. In Pfötchenstellung.
Dann denke ich wieder an meine Dokumentation. Bereite Therapiegespräche vor.
Habe das bitte-nicht-stören-Lämpchen an, so als wäre ich in Gesprächen.
Weil ich nicht plaudern kann.
Ich möchte nicht "Gutes Neues!" sagen. Sowieso nicht.
Heute schon gar nicht.
Vielleicht war ja auch gar nichts. Ärzte verlieren Patienten. In jeder Fachrichtung.
Tote Menschen haben blauviolette Flecken. Manche haben offene Augen. Normal.
Ich kann es nicht einordnen.
Fühle mich seltsam.
Alle 15 Sekunden holt mein Gehirn das Bild hervor, holt es ganz nach vorne. Hält kurz inne. Und macht dann weiter.
In der Silvesternacht habe ich geträumt, dass ich einen Kurs belege, an der Uni oder so. Eine Art Pflichtfach.
Etwas, was sozusagen zu machen ist.
Ein Tauchkurs.
Ohne Sauerstoff, ohne Maske.
Nur mit Schwimmbrille.
Wegen meinen Kontaktlinsen.
Im Traum nehme ich also Teil an einem Kurs, in dem es darum geht das Atmen unter Wasser zu lernen.
Und das kann ich schon, seit ich ein Kind war kann ich im Traum unter Wasser atmen, erinnere mich auch immer daran.
Habe keine Angst.
Schwebe im Wasser.
Gehe ganz tief nach unten, dorthin wo es dunkel ist. Atme. Tauche. Bin mir sicher.
Ich belege diesen Kurs und habe das Gefühl, absolut richtig zu sein. In meinem Element.
Ich lese nach wofür das Tauchen steht, in der Traumdeutung. Es steht für "das Eindringen in emotionale Tiefen". Es ist "ein Sinnbild für Selbsterkenntnis".
Klingt gut.
Das ist das also vielleicht das komplementäre Bild zum Winterwaldweg.
Das Tauchen.
Das Wasser.
Morgen ist große Morgenrunde. Mit allen Oberärzten, dem Chef.
Ich gehe da nie hin normalerweise. Es ist schon um 8 Uhr und somit außerhalb meiner Arbeitszeit.
Morgen werde ich hin gehen.
Ich habe das Bedürfnis, dabei zu sein, wenn gesagt wird was geschehen ist. Dass es geschehen ist.
Es.
Das.
Ich bin auf diesen Moment der einstudierten Betroffenheit der Führungskräfte angewiesen.
Leider.
Die blauvioletten Hände in meinem Kopf und die Tatsache, dass ich mich nur dann an das Gesicht erinnere, wenn ich mich an alles andere erinnere, den Geruch, die absurd aufrechte Haltung, den Riemen. Brauchen einen Moment offizieller Betroffenheit.
Das Grauen ist rein und ausschließlich beschränkt auf das Bild und den Geruch.
Kein einziges identifizierbares Gefühl.
Merkwürdig.
Ich werde jetzt den Streaming Dienst nach neuen Dokumentation durchforsten.
Und versuchen, nur noch alle 25 Sekunden. Daran. Zu denken.