Merkwürdige Vorstellung

Ich sollte dem herrlichen Kind die Fingernägel schneiden. Es schläft. Trotzdem schafft es das Kind sich zu drehen, die Hände zurück zu ziehen, Fäustchen zu machen. Im Schlaf. Es klappt also nicht. Ich hocke halb neben, halb über ihm im Bett, die Nagelschere in der Hand, mein Telefon mit der Taschenlampen Funktion im Mund. Bloß nicht auf das Kind fallen, nicht das Telefon ausspucken.
Klappt nicht.

Heute. Ist so ein Tag. Es hakt.
Eigentlich ist alles in Ordnung. Nichts los.
Sonntagsroutine.
Früh aufstehen, vormittags raus, wir treffen den herzvollen Vater und das große Kind. Essen zusammen. Dann leider ein schwerer Abschied, Tränen und Trotz vor dem Mittagsschlaf. Wir gucken auf dem Handy Kinderlieder mit schlechten Animationen, die das Kind liebt. Gucken der Katze zu, wie sie auf einem Bein tanzt. Tanzt und tanzt. Auf einem Bein. Allein.

Dann ist doch alles gut, das herrliche Kind schläft ein und ich bleibe wach. Liege neben ihm. Kann mich nicht motivieren aufzustehen. Könnte jetzt Haare waschen. Lesen. Kaffee machen. Aufräumen.
Bleibe liegen.
Denke halbe Gedanken. Keinen zu Ende.
Frage mich, wie ich jemals wieder eine Beziehung führen könnte.
Weiß nicht wie. Wo. Wann.
Immer ist um mich herum das herrliche Kind. Oder der Job.
Und wie das geht, Beziehung, weiß ich so wenig wie noch nie.
Und wer könnte das wollen, das ganze Paket. Das Kind, den herzvollen Vater und das große Kind als Teil der Familie. Mich. So wie ich jetzt bin. So ernüchtert. So auf Grund gelaufen.
Angealtert.
So wenig bereit. An irgendwas zu glauben.
Weiß so gar nicht, wie zwischen Arbeit und Kind ich noch jemand sein könnte für jemand. Wenn ich doch kaum jemand bin für mich.

Am Nachmittag kommen meine Freundinnen L. und C. mit ihren Kindern. Drei Stunden wuseln die Kinder, wir essen Kuchen mit Schlagobers, wir sitzen zwischen den Kindern auf dem Boden.
Sie sagen beide, dass ihre Beziehungen derzeit "Kinder Aufzucht Teams" sind. Derzeit. Sie sind optimistisch.
Ich sage, vielleicht sollte man fürs Kinderkriegen eine eigene Form der Beziehung erfinden, es nicht mit dem Mann tun, den man liebt. Weiß gar nicht was das bedeutet, "der Mann, den man liebt".
Irgendwie habe ich "meine Männer" immer so schlecht gekannt. Mich so grundsätzlich nicht wiedererkannt mit ihnen.
Keine Ahnung.
Ein bißchen verloren sind wir alle gerade, zwischen den Welten.
Nachdem das herrliche Kind später am Abend eingeschlafen ist, sehe ich, dass ich im Chat mit meinen 4 anderen verbündeten Kita Mamas 90 Nachrichten habe. Ich muss lachen beim Lesen. Auch hier. Wurschteln wir uns durch. Alle ähnlich.

Ohne meine Frauen. Das ginge nicht.
Vielleicht bleibt es dabei.
Bei diesen Freundschaften.
Flirts aus der Ferne.
Familienbeziehung.

Eine merkwürdige Vorstellung.
Aber vorstellbar.



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