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Es werden Posts vom Juni, 2019 angezeigt.

Antarktis, Skizze #2

Wenn alles gut ist, ist alles so besonders gut. Das Mama Baby Ei. So eine Liebe. Innigkeit. Ruhe. Ein schlafendes Kind im Arm. Ein zufriedenes Kind im Tragesack. Ein Kind, das gestillt wird. Ein Kind, das mit dem Schlüsselbund spielt. Dann ist alles gut. Und überschaubar. Eins nach dem Anderen. Unsere kleinen Kreise, unsere Routine, und ganz viel Liebe. Aber. Das Andere. In mir. Ist auch. Ist in diesen Wochen nie weit weg. Das Fremde. Das Verlorene, Hilflose, Unsichere. Das zu etwas geworden ist jenseits von Unsicherheit. Meine Wanderung, stundenweise, manchmal tagelang. Antarktis. Und diese Baby-Tage sind lang. Wenig zu tun, das dafür den ganzen Tag. Jeden Tag. Die Nächte noch länger, nachts alle 2 bis 3 Stunden stillen, kaum Schlaf. So geht das 6 Monate, 7 Monate, 8 Monate, 9 Monate lang. Als das herrliche Kind 9 Monate alt ist, ist es am extremsten. Stündlich stillen, jede Nacht. Ich vergesse ständig alles. Den Schlüssel verliere ich, das Handy verlege ich. Abends weiß ich nich

Antarktis, Skizze #1

Und in mir ist die Antarktis passiert. Oder postpartale Depression und Angst. Vor allem Angst. Aber eine Angst, die geschickt ist. Die sich nicht eindeutig wie Angst anfühlt. Begonnen hat es in der Schwangerschaft. Dass ich mich nicht sicher gefühlt habe. Ich war unsicher, ob es Raum und Ruhe für die Entbindung geben würde im Patchwork Schlachtfeld, das damals bestanden hat. Die Notwendigkeit, das Baby im Intervall zu bekommen, wenn das große Kind bei seiner Mutter ist. Anspannung. Ein Saum von Unruhe an jedem Gefühl. An einem Sonntag im Intervall habe ich mein herrliches Kind geboren, schnell, komplikationsfrei. Er war da und ich hätte nach Hause gehen können, alles in Ordnung. Aber besser bleiben, sicher gehen. Sicher. War ich leider nicht. In der ersten Nacht der erste Kontakt mit einer neuen Form von Unsicherheit. Nicht außen. Innen. Im Kontakt mit dem herrlichen Kind. Ganz innen, mit mir als Mama. Kann ich das. Ich kann das doch nicht. Dieses vollkommene, winzige, absolut hilfl

Kita Sommerfest

Dreißig Minuten Trotzanfall. Eben. Auf dem Weg nach Hause vom Kita Sommerfest. Weil wir vom Fest nach Hause aufgebrochen sind. Nur fürs Protokoll, das Fest war aus. Das herrliche Kind hätte schon seit einer Stunde Mittagsschlaf machen sollen. Und ich war das erste Mal einen kompletten Vormittag mit ihm in seiner Kita. Viele Gefühle, viel Aufregung für die Babyseele. Kleinkindseele. Zum ersten Mal überhaupt hat er geweint, weil wir aus der Kita weg gegangen sind. Und sich in seinen allerersten de luxe Wutanfall über 30 Minuten hineintheatert, mit Schreien und Weinen, Unmengen Rotz und Speichel, auf dem Boden liegen, Strampeln, das volle Programm. Im Strom der nach Hause gehenden anderen Eltern. Ich konnte ihn nicht einfach weg tragen, weil er so stark geworden ist und sich gewehrt hat, wie ein Wilder. Also auf den Treppen vom Synagogen Platz vor der Kita sitzen und warten und atmen und es toben lassen, das herrliche Kind. Sich müde toben lassen. Dann nach Hause tragen, immer noch wild

In drei Wochen findet der Familienurlaub statt

In drei Wochen findet der Familienurlaub statt. Alle meine Geschwister mit all ihren Kindern. Und wir. Und, wie ich nun weiß, der große Sohn vom herzvollen Vater. Das ist eine Menge. In absoluten Zahlen, wir sind viele. Und eine Menge Themen, Konfliktpotential. Es ist mir eigentlich zu viel. Zu viel, um alles zu überblicken. Sowieso. Jetzt im Speziellen. Ich möchte das eigentlich nicht. Ich holpere damit in mir herum. Schlaflose Nacht. Beklemmung heute. Die Entscheidung dazu war kurzfristig, irgendwie an mir vorbei, die Organisation hektisch und die Kommunikation unvollständig - ein weiteres fatales Immer-das-Selbe. Mit das Fatalste. Und wir sind keine gute Mischung. Gar keine Mischung eigentlich. Es mischt sich nicht, ich kriege die Verbindung nicht. Das ist der bitterste Teil unserer Geschichte. Das mißglückte Patchwork. Der herzvolle Vater ist eine Front, die Mutter vom großen Sohn und die Herkunftsfamilie vom herzvollen Vater sind eine andere Front, ich bin auf verlorenem Posten.

Ich hab so eine Österreichisch Sehnsucht

Ich hab so eine Österreich Sehnsucht heute. Ich vermisse das grantige Österreich, das kein-Wort-zuviel-verlieren, nix erklären. Ich vermisse das sture, kompromisslose Österreich, das Schimpfwörter benutzt, im Dialekt. Ich vermisse das "mir wurscht". Der Tag war lange und kompliziert. 26 verschiedene Gefühle in 8 Stunden. Das wie-ich-sein-will reibt sich am wie-ich-bin, weil es überprüft wird. Wie viel anständiger ich bin, solange nicht die Notwendigkeit entsteht, es zu sein. Notwendig ist es. Gerade. Anständig und konsequent zu sein. Außerhalb der Komfortzone. Ich bin grantig.  Und müde. Müdemüdemüde.  Mir wurscht heute. Alles. Chips. Krimiserie mit dem österreichischen Who-is-who, nicht zurück rufen heute und Nachrichten nicht mehr beantworten heute. Nicht weiter nachdenken und nix mehr müssen. Servas, Pfiat di, Baba.

Und dann waren wir doch ein Team

Und dann waren wir doch ein Team gestern. Der herzvolle Vater und ich. Wir haben es gemanaged. Er hat das herrliche Kind abgeholt, haben uns auf dem Weg zum Spielplatz getroffen. Waren auf einem der Spielplätze mit Pritschelbecken. Das Kind im Wasser, im Glück und ich auch. (Wie sehr ich ihn montags immer vermisse nach 48 Stunden Wochenende zusammen.) 2 Stunden baden, Erdbeeren essen, kuscheln. Bis die Katzen munter werden. Um 18 Uhr sind wir zur Tierklinik gefahren, alle drei. Der Doktor hat etwas sparsam geguckt. Sie waren nicht nüchtern, hat er gesagt. Und beide rollig. So wie es nicht sein soll. Sie haben sich übergeben. Viel geblutet. Ich habe gedacht, sie waren beide um 10 Uhr in dem verdammten Katzenkorb. Und hier.  Und meine Zähne waren geputzt, die Hose war zu. So sieht Erfolg aus in dieser Familie. Und natürlich waren sie nicht nüchtern. Der vollherzige Vater hat sie abends liebevoll gefüttert, aus Versehen. Ich habe morgens abgewogen, mehr Narkose wird nötig sein, schlecht

Um 4 Uhr morgens

Um 4 Uhr morgens hat sich die Katze hinter die Jalousien gezwängt, die schwarz-weiße Katze. Die eine von  beiden, die auch noch immer in die Wohnung pinkelt. Ich mag sie weniger als die getigerte Katze und das ist nicht nett von mir. Es liegt daran, dass sie den Teppich kaputt gepinkelt hat. Wir werden ihn weg schmeißen, wenn wir ausziehen. Auch das Sofa. Kommt weg. Ich möchte die Katzen nicht nehmen. Deshalb. Keine Energie, sie stubenrein zu erziehen, was auch immer der Grund ist für dieses Protest Pinkeln. Ich habe zu wenig Zeit und zu wenig Energie, diese Katze so gut erziehen wie ihre Schwester. Diese schwarz-weiße Katze macht deutlich, dass ich nicht nett bin, weil ich keine Kapazitäten mehr habe. Macht es mir deutlich. Dafür mag ich sie auch weniger. Heute Morgen um 4 Uhr war sie am offenen Fenster und hat in den Hinterhof gemaunzt. Und ich war einmal mehr wach deswegen und ungeduldig. Habe sie unsanft geschnappt, aus dem Schlafzimmer befördert. Gehört, dass es aus dem Hof zu

Die Angst

Die Angst ist zwar postpartal gekommen, quasi mit dem Baby, aber ich beobachte momentan, dass das herrliche Kind sie kaum noch triggert. Eigentlich gar nicht mehr. Wenn ich jetzt fahrig werde, unruhig, schnell nach Hause muss, wenn jetzt das Adrenalin kreist, dann im Wesentlichen aus 2 Gründen: 1. weil ich zu intensiv mit dem Fatalen in der Beziehung zum herzvollen Vater in Kontakt komme; 2. weil ich zwischen Kind und Job zu straff aufgespannt bin, es zeitlich oder inhaltlich nicht hinkriege Ärztin zu sein und Mama oder zu wenig schlafe. Das ganze Wochenende waren wir zu dritt unterwegs und jetzt habe ich Herzklopfen, Unruhe, Anspannung. Nicht weil wir uns streiten, das tun wir nicht, sondern weil es immer und immer wieder das selbe Fatale, Verzerrte ist, weil ich immer und immer wieder das ganze gottverdammte Ehe-Tandem alleine vorwärts bringe, alleine lenke. Kind, Katzen,  Kladderadatsch hinten dran. Es ist so behäbig, so anstrengend, so zum Verrückt-werden, dass ich verrückt werd

Wir sind besonders innig

Wir sind seit ein oder zwei Wochen ganz besonders innig, das herrliche Kind und ich. Babymoon. Eine wunderbare Phase. Trotz der Trotzanfälle ab und an. Wir sind gleichermaßen anhänglich, ich habe den Verdacht wir verstärken das gegenseitig. Zusammen sind wir froh. Und tatsächlich, ich bin aktuell wenig angestrengt, Spielplatz die Tausendste oder das selbe Buch jeden Abend fällt mir leicht, weil er es ist, weil wir es sind.  Wir halten uns an der Hand, er ruf Mama?? auch wenn ich neben ihm sitze, ich küsse ihn deutlich mehr als die gewohnten 12zigtausend Mal. Wenn ich dusche, sitzt er vor oder sogar in der Wanne und spielt mit seinen Autos. Wenn er morgens seinen Fuhrpark durch den Flur schiebt und "Kakikakaaa, Wiuwiuwiu" singt, sitze ich mit meinem Kaffee auf dem Boden dabei. Letzte Woche war der Abschied in der Kita ein Mal besonders schwer, ich musste kurz darauf die Leitung anrufen, was ich noch nie gemacht habe, und sie bitten nach ihm zu sehen. Ob er wieder froh wäre.

Wir suchen eine Wohnung

Wir suchen eine Wohnung. Jeder eine eigene, der vollherzige Vater und ich. Ich, das sind das herrliche Kind und ich. Wo die Katzen leben werden, wissen wir noch nicht. Alle wollen wir nahe beieinander wohnen. Quasi um die Ecke, Familie eben. Mein 28. Umzug in 36 Jahren. Zirkuskind. Nomadin. Auf der Suche nach Zuhause. Nach meinem Platz. Und so bin ich umgezogen und habe probegesessen, es dort versucht, woanders probiert. Manchmal nur Vorübergehend mit Ansage. Aber immer wieder voller Hoffnung. Immer wieder habe ich gedacht, jetzt komme ich an, jetzt stimmen die Quadratmeter, die Lage, die Raumaufteilung. Was ich lange nicht verstanden habe ist, dass es darum nicht geht. Ankommen. Irgendwo. Ist nicht außen. Ich brauche einen Ort, natürlich; meinen Boden unter den Füßen brauche ich und den Raum drumherum. Weil es um den Raum drumherum geht, den ich mir aneignen muss und mich wiedererkennen in meinem Leben. Dann bin ich Zuhause. Mein Lehranalytiker würde sagen, ja sicherlich. Jahre h

Das herrliche Kind hat sich im Bett verwurschtelt

1:26 Uhr. Das herrliche Kind hat sich im Bett verwurschtelt, Kopf nach unten, Decke um den Bauch gedreht und ruft Nein. Und Mama. Entwurschteln muss man ihn vorsichtig, er möchte keine Berührung zu viel, wird er ganz wach, ist er sauer. Im Halbschlaf das Nachtflaschi, wenn nötig wickel ich ihn während er trinkt (je nachdem, wie viel Badewasser er vor dem Schlafengehen getrunken hat). Schaff ich im Dunklen, jeder Handgriff sitzt. Meistens schlafe ich sofort weiter. Manchmal nicht. Dann. Bin ich wach. Nächtliche Wachzeit ist immer ähnlich. Nachts jemand sein. Nachts etwas zu tun haben. Oder eben nichts tun können. Nachts mit und um das Kind herum nichts tun können, aber es eben doch tun. So. Diese Nächte gehören zu meinem Leben seit das herrliche Kind zu meinem Leben gehört. Und sind so ganz anders als Nachtdienste in der Klinik, im Kittel, im Team, bei voller Beleuchtung und bimmelnden Telefonen, mit der Konsil-Liste. So nicht. Das eben nicht. Nächtelang durch die dunkle Wohnung wa

Ich vermeide Auseinandersetzungen

Ich vermeide Auseinandersetzungen mit dem herrlichen Kind, wann immer es geht. Nicht aus einer pädagogischen Überlegung heraus, sondern weil es mich so anstrengt. Wenn es egal ist, gebe ich nach. Oder ich lenke ihn ab. Ich besteche und manipuliere, locke ihn, lasse es gut sein. Aber ich kämpfe nicht gerne mit ihm. Es fühlt sich vorher immer so falsch an. Währenddessen ist es gar nicht so schlimm meistens und hinterher manchmal richtig gut. Weil es ja auch so sein muss, es gehört dazu. Es ist vorgesehen. Meine Stiefmutter hat den sehr klugen Satz gesagt "Wenn kämpfen, dann gewinnen - aber wenig kämpfen." Heute morgen war jede Kleinigkeit ein Kampf, ein Drama. Wickeln, anziehen, eincremen sowieso und Zähneputzen besonders. Ich musste ihn auf dem Boden fixieren, um seine kleinen Zähnchen zu putzen. (Dabei habe ich gesehen, warum er am Wochenende Fieber hatte - tatsächlich sind auch für einen so kleinen Menschen acht Backenzähne vorgesehen, nicht vier, wie ich gehofft hatte.) E

Ich bin kariert im Kopf

Gestern hat das herrliche Kind Schupfnudeln mit Sauerkraut zum Abendessen bekommen und das war keine gute Idee. Stündlich war ich wach, weil er die ganze Nacht gepupst und geraunzt hat. Um 5 Uhr morgens war dann überhaupt Schluss mit Nacht. Ich bin kariert im Kopf, mir ist unterschwellig übel vor Müdigkeit. Der Morgen war entsprechend zäh, Zahnputzdrama, Sonnencremedrama, Feuerwehrmann verhakt sich im Feuerwehrauto Drama, Klettverschluss von der Sandale geht auf Drama. Und ich. Blasskariertes Seidenpapier Rupfhuhn. Die Wahrheit ist, man muss jeden Tag in den Ring steigen. Innerlich. Mehrfach. Mit dem herrlichen Kind. Jeden Tag muss man sich aufrichten und sagen, "So, machen wir jetzt!". Und an blasskarierten Seidenpapier Tagen ist das ein Unding. Das Aufrichten. So ein Rufzeichen in sich zu materialisieren. Ein Unding. Ich sitze vor meinem PC, jetzt muss ich Ärztin sein. Wenigstens muss ich niemandem das Gesicht eincremen oder die Nase putzen für 8 Stunden. Ich versuche das

Mein Fräulein Ahorn

Im ersten Jahr mit dem herrlichen Kind ist viel verloren gegangen. Ist mir viel verloren gegangen, in meiner Umgebung und in mir. In meinem ersten Jahr mit dem herrlichen Kind habe ich meine ganz besondere Freundin, eine Herzblutfreundin, mein liebstes Fräulein Ahorn bekommen. Vom Leben. Wirklich, das Leben hat uns zueinander gebracht, ihres und meines, vor allem aber das eines Freundes, der gestorben ist. Um diesen Tod herum haben wir uns gefunden. Sofort erkannt. Seither ist sie da, ein Hörbuch erzählen wir uns fast täglich, ein Epos, unzählige Kapitel und kein Ende in Sicht. Seither gehören wir zusammen. Das ist deshalb so wichtig, weil ich, wenn es um mich persönlich geht, oft hadere und stolpere über die vielen Geht-Nicht-Mehrs, jeden Tag seit ich das herrliche Kind habe. Zermürbend ist es, das Eigene saltatorisch von Zeitfenster zu Zeitfenster zu retten oder eben genau so zu verplempern. Und deshalb: wichtig ist es, zu sehen was ich bekommen habe. Es ist einiges. Diese Freundin

Gestern waren wir noch in der Notaufnahme

Gestern waren wir noch in der Notaufnahme mit dem herrlichen Kind. Natürlich war nichts. Gott sei Dank war es Nichts. Beim Wickeln hatte ich den Eindruck, das herrliche Kind könnte einen Leistenbruch haben. Habe den herzvollen Vater um eine zweite Meinung gebeten. Wir beide. Haben befunden, dass wir das so am herrlichen Kind noch nie gesehen haben. Haben gesagt, was ist, wenn er deshalb Fieber hat. Haben überlegt und beide heimlich gegoogelt. Währenddessen hatte das herrliche Kind katastrophalen Durchfall und damit waren wir, die Eltern, alarmiert. Das jetzt auch noch. Symptome. Was, wenn der Darm abgeklemmt wird. Sich alles verdreht in der Kinderleiste? Haben es gefilmt, Nachrichten geschrieben, was wir tun sollen. Die Chirurgen im Freundeskreis haben gesagt, nichts zu tun, sieht normal aus. Die anderen Freunde haben gesagt, besser angucken lassen. Besser. Also sind wir los. Samstag Nachmittag in einer Notaufnahme, alle da. Wer nicht bei Ikea ist, ist hier. 2 Bücher habe ich eingepac

Samstag Vormittag im Bett

Samstag Vormittag im Bett, draußen Sommergewitter und drinnen schläft sich das herrliche Kind hoffentlich ein Stückchen gesund. Fieber seit gestern, vielleicht sind es die letzten Backenzähne oder eine Sommergrippe. Die Nacht war unruhig, mit dem Kopf voran und dem Po nach oben hat er sich kreuz und quer durch das Bett geschoben. Wir haben versucht in den Tag zu finden, Kaffee, Flaschi, aus dem Fenster auf die Straße gucken, Buch anschauen - dann doch zurück ins Bett, zusammen gekuschelt, Licht wieder aus. Draußen rauscht und plätschert der Regen, es donnert gemütlich, so richtig hell wird es noch nicht. Ich höre dem Gewitter zu und dem herrlichen Kind beim Schnauben, zum ersten Mal seit sehr, sehr langer Zeit ein Samstag Vormittag im Bett. Wir machen es uns heimelig. Ich habe keine Angst. Mein herrliches Kind ist krank und ich habe keine Angst. Auch das zum ersten Mal. Ich weiß, was zu tun ist. Außen nicht viel, es geht um das Innen. Da sein. Wissen, dass alles gut ist. Ob Zähne oder

Und plötzlich ist das Maß doch voll

Und plötzlich ist das Maß doch voll. Es läuft über, mein Fass ist keines, eher ein Eimerchen. Oder ich unterschätze die Flut der Tage. Ich bin wütend und fahrig und es reicht, es reicht. Es reicht. Mir reicht es jetzt. Ich möchte meine Ruhe haben. In Ruhe irgendwas zu Ende bringen. Eine Sache nur machen. Oder gar keine. Es ist mir zu viel. Das Herz schlägt im Hals und atmen kann ich nur noch bis zu dieser Stelle im Hals, der Brustkorb ist eng, darunter ist gar nichts mehr, nur noch die Zappelbeinchen, die mich den ganzen Tag durch die Gegend zappeln und hudeln und die ganze Nacht durch meine Träume vom Zu spät kommen und Weg laufen. Körperstress. Es brodelt und zieht seine Schleifen, das Adrenalin. Ich bin wütend. Und am Ende meiner Wirksamkeit. Egal. Was. Ich. Tue. Es ist immer zu wenig. Können bitte alle weg gehen. Bitte woanders hingucken. Ich sitze hier mit meinem Eimerchen und versuche zu atmen. Eine Sache klappt. Eine Sache klappt fast. Alles andere klappt nicht. So ist das mome

Diese Woche bin ich zuständig

Diese Woche bin ich zuständig für alle Abläufe. Der Vater hat Ausbildungsverpflichtungen von morgens früh bis abends spät, das Herz voller Kind, der Terminkalender noch voller und es geht um den Abschluss, der endlich, endlich ansteht. Also das herrliche Kind und ich. Und die Klinik, der Haushalt, die Katzen. Die Lebenserhaltung. Freundschaften. Familie. Es klappt gut. Es geht sich natürlich zeitlich alles gar nicht aus, alles unterzubringen geht nie. Daran habe ich mich irgendwie gewöhnt. Es ist mein Jahr der permanenten Unterdurchschnittlichkeit. Jeden Tag kollidiert knirschend das, was sein muss: Klinik, Kind und Lebenserhaltung. Ich komme immer zu spät, jeden Weg laufe ich. Was nicht sein muss, findet in aller Stille nicht statt. Freunde und Familie, das ist ein Luxus für das Wochenende, oder das nächste Wochenende. Der Einfachheit halber habe ich mich und meine Bedürfnisse dieses Jahr auf eine Tasse Kaffee morgens und eine Stunde abends zum Lesen oder Schreiben reduziert, außer i

Ein Morgen ohne Tränen

Ein Morgen ohne Tränen. Wir haben den Dreh raus, das herrliche Kind und ich. Wie das gehen könnte morgens ohne schlimmsten Babykummer in der Kita anzukommen. Wir gucken uns an der Kreuzung die Autos an bis sein bester Freund auf der Welt mit dem Bus da ist. Das herrliche Kind hat einen besten Freund. Sie sind zusammen in einer Gruppe, haben ihre eigene Sprache, ihre eigenen Spiele, sind immer zusammen; der beste Freund und seine Mama gehören jetzt zu uns. Wie die Kita. Was täte ich ohne. Vor einem Jahr waren wir noch ohne. Vor einem Jahr waren wir ohne diese Menschen, dieses Netz war nicht einmal vorstellbar. Nur wir. Nur das herrliche Kind und ich, und sein vollherziger Vater nach Kräften. Seine Kräfte beansprucht an vielen Fronten, weil alles gleichzeitig passiert ist, die väterliche Herkunftsfamilie zersplittert, das große Kind vom Vater frei schwebend im Konflikt zwischen Kindsmutter und Vater, Ausbildung zu Ende bringen, finanziell alles eng, knapp, immer zu knapp und immer ist n

Pilot

Heute vor 2 Jahren ist das herrliche Kind geboren. 2 Jahre, in denen fast alles anders geworden ist. Eigentlich waren es 3 Jahre, in denen fast alles anders geworden ist. So viel ist passiert, gleichzeitig, auf einmal. Nebeneinander her ist es passiert. Übereinander. Eins auf dem Anderen ist passiert. Vor genau 3 Jahren habe ich ihn getroffen, den herzvollen Räuberhäuptling, den Vater vom Kind. Meinen Ehemann. Meinen Noch-Ehemann. Meinen Nicht-Mehr-Mann. Und ich war mehr als bereit für eine Veränderung damals. Ich wollte alles ändern, weil es zu beliebig geworden war, zu einfach zu bespielen, zu weit weg von mir. Zu unverbindlich. Ich wollte eine Chance ergreifen. Mich hinein werfen. Alles geben. Nicht, weil es dran gewesen wäre, weil es sich ergeben hätte, weil es sein müsste, sondern nur deshalb weil ich wollte und konnte. Und 4 Monate später war ich verheiratet und außerdem schwanger. Und jetzt, 3 Jahre später habe ich Muskelkater. Ich bin müde. Ziemlich pleite. Knitterfalte