Samstag Vormittag im Bett
Samstag Vormittag im Bett, draußen Sommergewitter und drinnen schläft sich das herrliche Kind hoffentlich ein Stückchen gesund. Fieber seit gestern, vielleicht sind es die letzten Backenzähne oder eine Sommergrippe. Die Nacht war unruhig, mit dem Kopf voran und dem Po nach oben hat er sich kreuz und quer durch das Bett geschoben. Wir haben versucht in den Tag zu finden, Kaffee, Flaschi, aus dem Fenster auf die Straße gucken, Buch anschauen - dann doch zurück ins Bett, zusammen gekuschelt, Licht wieder aus. Draußen rauscht und plätschert der Regen, es donnert gemütlich, so richtig hell wird es noch nicht. Ich höre dem Gewitter zu und dem herrlichen Kind beim Schnauben, zum ersten Mal seit sehr, sehr langer Zeit ein Samstag Vormittag im Bett. Wir machen es uns heimelig. Ich habe keine Angst. Mein herrliches Kind ist krank und ich habe keine Angst. Auch das zum ersten Mal. Ich weiß, was zu tun ist. Außen nicht viel, es geht um das Innen. Da sein. Wissen, dass alles gut ist. Ob Zähne oder Grippe, es ist in Ordnung, es darf. Die Mama ist da.
Hierher, zu diesem Sommergrippegewitter Samstag war es ein langer Weg.
In der Nacht, in der das herrliche Kind geboren wurde, sind wir nach ca. 2 Stunden auf Station verlegt worden, er und ich, im 2-Bett-Zimmer war schon eine schlafende Mama mit Baby. Meins war wach und unrund, und um nicht alle zu wecken bin ich mit ihm ins Stillzimmer umgezogen. Dort habe ich versucht ihn anzulegen. (Wie sperrig diese Begriffe sind: das Baby "anlegen". So sperrig wie es eben ist, wenn man versucht "das Baby anzulegen", bis man einfach stillt und gut.) Ich war hungrig und durstig und ungeduscht und derangiert. Und neu. Ich war zum ersten Mal. Und auch das herrliche Kind neu. Beide ungeübt, jeder für sich nicht vertraut mit der Situation. Und miteinander noch so unbeholfen. Ich habe es nicht geschafft. Das herrliche Kind hat es auch nicht geschafft. Geweint hat er, dann hat er gebrüllt. Und ich konnte ihn nicht beruhigen, geschweige denn stillen. Von 1 bis 4 Uhr morgens war ich alleine. In diesem verdammten Stillzimmer, offiziell Mama und ganz und gar unfähig. Und noch nie vorher so hilflos und so ratlos. Mit das schlimmste Insuffizienz-Gefühl meines Lebens. Ich werde es nie vergessen, dieses furchtbare Gefühl es nicht hinzukriegen, dem herrlichen Kind nicht das geben zu können, was es braucht.
Und jetzt liegt er neben mir und schläft, schläft mich so voller Vertrauen und Hingabe an, ein Beinchen auf mein Bein gelegt, wir sind geborgen. Wir sind richtig gut im Babykummer bewältigen. Geworden. Ich kann das herrliche Kind in jeder Situation beruhigen. Ich weiß genau wie. Das zu lernen war einer der Wendepunkte, einer der wichtigsten Wege aus der Antarktis. Als ob ich damit gelernt hätte mich selbst zu beruhigen. Mich wirklich grundsätzlich, knochentief und vollständig selbst zu beruhigen. Zum ersten Mal im Leben. Danke dafür, mein herrliches Kind. Und Danke, mir selbst.
Hierher, zu diesem Sommergrippegewitter Samstag war es ein langer Weg.
In der Nacht, in der das herrliche Kind geboren wurde, sind wir nach ca. 2 Stunden auf Station verlegt worden, er und ich, im 2-Bett-Zimmer war schon eine schlafende Mama mit Baby. Meins war wach und unrund, und um nicht alle zu wecken bin ich mit ihm ins Stillzimmer umgezogen. Dort habe ich versucht ihn anzulegen. (Wie sperrig diese Begriffe sind: das Baby "anlegen". So sperrig wie es eben ist, wenn man versucht "das Baby anzulegen", bis man einfach stillt und gut.) Ich war hungrig und durstig und ungeduscht und derangiert. Und neu. Ich war zum ersten Mal. Und auch das herrliche Kind neu. Beide ungeübt, jeder für sich nicht vertraut mit der Situation. Und miteinander noch so unbeholfen. Ich habe es nicht geschafft. Das herrliche Kind hat es auch nicht geschafft. Geweint hat er, dann hat er gebrüllt. Und ich konnte ihn nicht beruhigen, geschweige denn stillen. Von 1 bis 4 Uhr morgens war ich alleine. In diesem verdammten Stillzimmer, offiziell Mama und ganz und gar unfähig. Und noch nie vorher so hilflos und so ratlos. Mit das schlimmste Insuffizienz-Gefühl meines Lebens. Ich werde es nie vergessen, dieses furchtbare Gefühl es nicht hinzukriegen, dem herrlichen Kind nicht das geben zu können, was es braucht.
Und jetzt liegt er neben mir und schläft, schläft mich so voller Vertrauen und Hingabe an, ein Beinchen auf mein Bein gelegt, wir sind geborgen. Wir sind richtig gut im Babykummer bewältigen. Geworden. Ich kann das herrliche Kind in jeder Situation beruhigen. Ich weiß genau wie. Das zu lernen war einer der Wendepunkte, einer der wichtigsten Wege aus der Antarktis. Als ob ich damit gelernt hätte mich selbst zu beruhigen. Mich wirklich grundsätzlich, knochentief und vollständig selbst zu beruhigen. Zum ersten Mal im Leben. Danke dafür, mein herrliches Kind. Und Danke, mir selbst.