Antarktis, Skizze #1
Und in mir ist die Antarktis passiert. Oder postpartale Depression und Angst. Vor allem Angst. Aber eine Angst, die geschickt ist. Die sich nicht eindeutig wie Angst anfühlt.
Begonnen hat es in der Schwangerschaft. Dass ich mich nicht sicher gefühlt habe. Ich war unsicher, ob es Raum und Ruhe für die Entbindung geben würde im Patchwork Schlachtfeld, das damals bestanden hat. Die Notwendigkeit, das Baby im Intervall zu bekommen, wenn das große Kind bei seiner Mutter ist. Anspannung. Ein Saum von Unruhe an jedem Gefühl.
An einem Sonntag im Intervall habe ich mein herrliches Kind geboren, schnell, komplikationsfrei. Er war da und ich hätte nach Hause gehen können, alles in Ordnung. Aber besser bleiben, sicher gehen. Sicher. War ich leider nicht. In der ersten Nacht der erste Kontakt mit einer neuen Form von Unsicherheit. Nicht außen. Innen. Im Kontakt mit dem herrlichen Kind. Ganz innen, mit mir als Mama. Kann ich das. Ich kann das doch nicht. Dieses vollkommene, winzige, absolut hilflose Wesen verlässt sich auf mich. Ich bin seine Welt, sein sicherer Ort.
Aber kein Raum und kein Rückzug für mich, einfach nur mich mit dem Baby. Darum hatte ich gebeten. Eine Woche Aussetzen der Besuchsregelung um Anzukommen. Danach gerne eine Woche komplett mit dem großen Kind, nach dieser Zeit der Regeneration, mit einem Minimum an einer ersten Routine. Versprochen hatte er es mir, der vollherzige Vater. Geahnt habe ich es. Dass es so nicht sein wird. Als es dann tatsächlich so war und mein Wunsch, meine Bitte kein Gewicht hatte, ist der Riß entstanden, etwas Fatales. Ein Ich im Unterschied zu Denen. Ich, das waren mein herrliches Kind und ich. Die Anderen waren der herzvolle Vater und die Front, auf die ich keinen Einfluss hatte. Keinen Einfluss habe. Die ich nicht begreife. Er und die Front. Und ich woanders. Enttäuschtes Vertrauen in den herzvollen Vater. Die versprochene Grenze hat er nicht gehalten. Aber an der Front hat er gekämpft. Nach Kräften. In der Schlacht nebenan. Und ich im Wochenbett, Zuhause nicht sicher.
Die Hebamme sollte jeden Tag kommen, so war es ausgemacht. Gut. Weil die Familie so weit weg. Keine erfahrene Mama da, die nach mir sehen konnte. Und in den ersten beiden Wochen ist sie auch wirklich jeden Tag gekommen, die Hebamme. Ich habe sie so sehr gebraucht. Und so gemocht. Bewundert habe ich sie, weil sie so stark, lustig, handfest war. Diese Zeit mit ihr war mein Rettungsring. Gewartet habe ich auf sie, jeden Tag. Gekocht, in der Hoffnung dass sie noch etwas isst, ein bißchen länger bleibt. Solange sie da war, war alles gut. Jemand, der sicher und sorglos mein herrliches Baby im Arm hat, es dreht und wendet, es im Handumdrehen gewickelt hat. Jemand, der Sicherheit verbreitet. Die ich mir geborgt habe. Dann hat das Stillen plötzlich so gut geklappt und der Bauch war zurück gebildet in Rekordzeit, das Baby hat zugenommen. Ich war plötzlich eine Frau, die kein Problem ist. Wer auch noch kocht kriegt es ja offensichtlich hin. Braucht nicht jeden Tag eine Visite. Schafft das. Die Hebamme hat die Besuche auf jeden 2. Tag gestreckt, dann immer öfter abgesagt, verschoben. Ich habe gesagt, ja, gut, kein Problem. Und dann geweint. Vor lauter Angst. Der herzvolle Vater war mit dem Ende der Ausbildung, der Abschlussarbeit beschäftigt und den Fronten, die ich nicht beeinflussen konnte. Oder kann. Die mir nicht zugänglich sind. Wenn er da war, war es besser. Ich weniger versunken. Alleine war ich sehr alleine.
Gut war ich im Stillen. Und das habe ich getan. Danach ist das herrliche Kind in meinem Arm eingeschlafen. Ich bin ganz ruhig sitzen geblieben, um ihn nicht zu stören. Habe ihn betrachtet. Die Ruhe gespürt, seine Ruhe. Eine eigene Ruhe hatte ich nicht. Aber diese Pausen. Und so bin ich gesessen, ganz ruhig, lange, jeden Tag. Gegessen habe ich, wenn das Käsebrot auf Armlänge erreichbar war, in dieser Position der Ruhe. Wenn nicht, dann eben später essen. Aber nicht das Kind stören.
Kaum Hunger mehr. In 10 Tagen habe ich 12 kg verloren. Die Hebamme sagt dazu, das ist, weil du so verliebt bist in dein Kind. Das ist es also.
Meine Freundin, mein Mama Ersatz, die auch Hebamme ist, sagt, du musst essen. Sagt es auch dem vollherzigen Vater. Dass es so nicht geht. Ich beruhige, versichere. Es geht doch. Ich kann es doch. Ich muss es doch können.
Nun also zwei Käsebrote auf dem Teller, die ich esse, wenn ich sie erreiche. Sonst eben später. Hauptsache im Mama Baby Ei bleiben. Nur nicht. Die Ruhe. Stören. Weil. Das Andere. Das Andere.
An einem Sonntag im Intervall habe ich mein herrliches Kind geboren, schnell, komplikationsfrei. Er war da und ich hätte nach Hause gehen können, alles in Ordnung. Aber besser bleiben, sicher gehen. Sicher. War ich leider nicht. In der ersten Nacht der erste Kontakt mit einer neuen Form von Unsicherheit. Nicht außen. Innen. Im Kontakt mit dem herrlichen Kind. Ganz innen, mit mir als Mama. Kann ich das. Ich kann das doch nicht. Dieses vollkommene, winzige, absolut hilflose Wesen verlässt sich auf mich. Ich bin seine Welt, sein sicherer Ort.
Aber kein Raum und kein Rückzug für mich, einfach nur mich mit dem Baby. Darum hatte ich gebeten. Eine Woche Aussetzen der Besuchsregelung um Anzukommen. Danach gerne eine Woche komplett mit dem großen Kind, nach dieser Zeit der Regeneration, mit einem Minimum an einer ersten Routine. Versprochen hatte er es mir, der vollherzige Vater. Geahnt habe ich es. Dass es so nicht sein wird. Als es dann tatsächlich so war und mein Wunsch, meine Bitte kein Gewicht hatte, ist der Riß entstanden, etwas Fatales. Ein Ich im Unterschied zu Denen. Ich, das waren mein herrliches Kind und ich. Die Anderen waren der herzvolle Vater und die Front, auf die ich keinen Einfluss hatte. Keinen Einfluss habe. Die ich nicht begreife. Er und die Front. Und ich woanders. Enttäuschtes Vertrauen in den herzvollen Vater. Die versprochene Grenze hat er nicht gehalten. Aber an der Front hat er gekämpft. Nach Kräften. In der Schlacht nebenan. Und ich im Wochenbett, Zuhause nicht sicher.
Die Hebamme sollte jeden Tag kommen, so war es ausgemacht. Gut. Weil die Familie so weit weg. Keine erfahrene Mama da, die nach mir sehen konnte. Und in den ersten beiden Wochen ist sie auch wirklich jeden Tag gekommen, die Hebamme. Ich habe sie so sehr gebraucht. Und so gemocht. Bewundert habe ich sie, weil sie so stark, lustig, handfest war. Diese Zeit mit ihr war mein Rettungsring. Gewartet habe ich auf sie, jeden Tag. Gekocht, in der Hoffnung dass sie noch etwas isst, ein bißchen länger bleibt. Solange sie da war, war alles gut. Jemand, der sicher und sorglos mein herrliches Baby im Arm hat, es dreht und wendet, es im Handumdrehen gewickelt hat. Jemand, der Sicherheit verbreitet. Die ich mir geborgt habe. Dann hat das Stillen plötzlich so gut geklappt und der Bauch war zurück gebildet in Rekordzeit, das Baby hat zugenommen. Ich war plötzlich eine Frau, die kein Problem ist. Wer auch noch kocht kriegt es ja offensichtlich hin. Braucht nicht jeden Tag eine Visite. Schafft das. Die Hebamme hat die Besuche auf jeden 2. Tag gestreckt, dann immer öfter abgesagt, verschoben. Ich habe gesagt, ja, gut, kein Problem. Und dann geweint. Vor lauter Angst. Der herzvolle Vater war mit dem Ende der Ausbildung, der Abschlussarbeit beschäftigt und den Fronten, die ich nicht beeinflussen konnte. Oder kann. Die mir nicht zugänglich sind. Wenn er da war, war es besser. Ich weniger versunken. Alleine war ich sehr alleine.
Gut war ich im Stillen. Und das habe ich getan. Danach ist das herrliche Kind in meinem Arm eingeschlafen. Ich bin ganz ruhig sitzen geblieben, um ihn nicht zu stören. Habe ihn betrachtet. Die Ruhe gespürt, seine Ruhe. Eine eigene Ruhe hatte ich nicht. Aber diese Pausen. Und so bin ich gesessen, ganz ruhig, lange, jeden Tag. Gegessen habe ich, wenn das Käsebrot auf Armlänge erreichbar war, in dieser Position der Ruhe. Wenn nicht, dann eben später essen. Aber nicht das Kind stören.
Kaum Hunger mehr. In 10 Tagen habe ich 12 kg verloren. Die Hebamme sagt dazu, das ist, weil du so verliebt bist in dein Kind. Das ist es also.
Meine Freundin, mein Mama Ersatz, die auch Hebamme ist, sagt, du musst essen. Sagt es auch dem vollherzigen Vater. Dass es so nicht geht. Ich beruhige, versichere. Es geht doch. Ich kann es doch. Ich muss es doch können.
Nun also zwei Käsebrote auf dem Teller, die ich esse, wenn ich sie erreiche. Sonst eben später. Hauptsache im Mama Baby Ei bleiben. Nur nicht. Die Ruhe. Stören. Weil. Das Andere. Das Andere.