Antarktis, Skizze #2
Wenn alles gut ist, ist alles so besonders gut. Das Mama Baby Ei. So eine Liebe. Innigkeit. Ruhe. Ein schlafendes Kind im Arm. Ein zufriedenes Kind im Tragesack. Ein Kind, das gestillt wird. Ein Kind, das mit dem Schlüsselbund spielt. Dann ist alles gut. Und überschaubar. Eins nach dem Anderen. Unsere kleinen Kreise, unsere Routine, und ganz viel Liebe.
Aber. Das Andere. In mir. Ist auch. Ist in diesen Wochen nie weit weg.
Das Fremde. Das Verlorene, Hilflose, Unsichere. Das zu etwas geworden ist jenseits von Unsicherheit. Meine Wanderung, stundenweise, manchmal tagelang. Antarktis.
Und diese Baby-Tage sind lang. Wenig zu tun, das dafür den ganzen Tag. Jeden Tag. Die Nächte noch länger, nachts alle 2 bis 3 Stunden stillen, kaum Schlaf. So geht das 6 Monate, 7 Monate, 8 Monate, 9 Monate lang. Als das herrliche Kind 9 Monate alt ist, ist es am extremsten.
Stündlich stillen, jede Nacht. Ich vergesse ständig alles. Den Schlüssel verliere ich, das Handy verlege ich. Abends weiß ich nicht mehr, was am Morgen war, das Gestern ist völlig weg. Morgens die Nacht nicht mehr rekonstruieren können. Irgendwann bin ich froh, wenn es nach einer solchen Nacht 5.30 Uhr, 6 Uhr wird, wenn ich aufstehen darf, weil ich dann wenigstens nicht wieder geweckt werde. Was körperlich weh tut. Aufgeweckt werden. Tut irgendwann weh. Aufstehen und weinen. Übelkeit vor Müdigkeit. Essen ist anstrengend. Gesprächen kann ich schon lange kaum noch folgen, fernsehen ist mir zu laut, zu schnell geschnitten, kann keiner Handlung folgen, fremde Gesichter und fremdes Gerede, lieber nicht zuhören und zugucken müssen. Ist der Bus zu voll, kann ich nicht einsteigen, so viele Körper, Gerüche, angerempelt werden ist zu viel Übergriff, ist nicht mehr aushaltbar. Weil mir nichts mehr unversehrt zur Verfügung steht, der Körper nicht, kein Raum, keine Minute tagsüber, nicht die Nacht. Ich bin überall und in jeder Sekunde Mama. Und das bedeutet, bereit zu sein. In Bereitschaft. Anspannung, Anspannung, Anspannung. Weinen. Müdigkeit. Alles vergessen. Gleichzeitige zwei Dinge tun, überfordert mich. Jedes Gefühl hat diesen Saum von Unruhe, ich bin gereizt, so wahnsinnig gereizt. Jeder Gedanke bleibt unscharf, halb. Wenn ich zu lange draußen unterwegs bin, und ich weiß nie wann es zu lange ist, das wechselt jeden Tag, dann steigt die Anspannung. Nervosität. Fahrig in den Hände, Schwitzen. Muss nach Hause, jetzt, schnell. Ich trage das herrliche Kind, kann es nicht im Wagen lassen oder es will nicht im Wagen bleiben, das kann ich nicht unterscheiden, schiebe den Wagen mit der freien Hand, schwitze noch mehr. Muss schnell. Nach Hause. Renne. Beim Schlucken stolpert der Körper über sich selbst, so eng ist die Kehle. Meine Freundin, meine Ersatzmutter, sagt, still ab. Sie ist auch Hebamme. Ich rufe meine Hebamme an. Ich weine. Ich bin so aufgerieben, habe kaum Sicherheit. Ich kann es nicht erklären. Sie sagt, still ab, sagt auch, dass das bei mir aber schon ein Drama ist. So ein Drama. Bei dir. Nie mehr rufe ich sie an, weil es mich so beschämt.
Ich weine zwei Wochen lang, fürchte das Abstillen, die Veränderung. Kann ich dann noch. Mama sein. Bin ich dann noch für irgendetwas gut. Werde ich mein herrliches Kind je beruhigen können ohne Brust. Der vollherzige Vater hilft. Es ist kein Problem für das herrliche Kind. Er nimmt rasch die Flasche. Vergisst innerhalb von wenigen Wochen die Brust. Die Nächte bleiben schlecht. Aber nicht mehr so schlecht, nicht mehr stündlich aufwachen, das nicht. Ich schlafe 2 oder 3 Stunden am Stück, manchmal 4. In Etappen. Manchmal bleibe ich wach, das Kind schläft. Dann.
Spüre ich das Adrenalin kreisen. Es wartet, ist bereit, wie ich. Wenn das herrliche Kind nachts ein Geräusch macht, explodiert das Adrenalin in mir. Adrenalin Messer im Bauch, sagt mein Fräulein Ahorn. Ich sitze dann aufrecht im Bett und das Herz rast, Rauschen in den Ohren. Bleibe abends lieber gleich im Bett. Das Lauschen auf das Babyphone ist nervenaufreibend. Ohnehin zu müde für Netflix, bitte kein Gespräch, ohnehin habe ich keine Worte. Habe keine Worte mehr für mich. Für jemand anderen schon gar nicht. Im Bett neben dem schlafenden Kind ein bisschen Pause haben. Im Dunklen sitzen. Lesen kann ich schon lange nicht mehr. Sprachnachrichten abhören. Die Freundinnen, die mir Sprachnachrichten schicken und sich meine anhören, retten mir den Verstand.
Ich bin sehr zurückgezogen. Innerlich wandere ich. Nicht stehen bleiben. Es wird doch irgendwann. Es muss doch besser werden. Weiter, weiter. Zu dem Punkt, an dem das herrliche Kind ruhiger schläft. Mehr Schlaf. Ist es das? Liegt es daran? Schläft er einfach unruhig? Schläft er nicht, weil ich das nicht kann, ihn zum Schlafen zu bringen? Oder bin ich einfach zu hellhörig, zu wachsam und reagiere zu schnell? Bin ich das? Kann ich das nicht? Ich muss es doch können. Ich mache weiter. Ich denke nur, ich spreche nur, ich interessiere mich nur für den Schlaf. Von Babies. Ich habe kein anderes Thema. Ist es das? Einfach nur der Schlaf? Irgendwann wird das besser. Wird es. Es muss doch. Und wird doch irgendwann bei allen. Weiter machen. Weiter. Weiter.
Das Fremde. Das Verlorene, Hilflose, Unsichere. Das zu etwas geworden ist jenseits von Unsicherheit. Meine Wanderung, stundenweise, manchmal tagelang. Antarktis.
Und diese Baby-Tage sind lang. Wenig zu tun, das dafür den ganzen Tag. Jeden Tag. Die Nächte noch länger, nachts alle 2 bis 3 Stunden stillen, kaum Schlaf. So geht das 6 Monate, 7 Monate, 8 Monate, 9 Monate lang. Als das herrliche Kind 9 Monate alt ist, ist es am extremsten.
Stündlich stillen, jede Nacht. Ich vergesse ständig alles. Den Schlüssel verliere ich, das Handy verlege ich. Abends weiß ich nicht mehr, was am Morgen war, das Gestern ist völlig weg. Morgens die Nacht nicht mehr rekonstruieren können. Irgendwann bin ich froh, wenn es nach einer solchen Nacht 5.30 Uhr, 6 Uhr wird, wenn ich aufstehen darf, weil ich dann wenigstens nicht wieder geweckt werde. Was körperlich weh tut. Aufgeweckt werden. Tut irgendwann weh. Aufstehen und weinen. Übelkeit vor Müdigkeit. Essen ist anstrengend. Gesprächen kann ich schon lange kaum noch folgen, fernsehen ist mir zu laut, zu schnell geschnitten, kann keiner Handlung folgen, fremde Gesichter und fremdes Gerede, lieber nicht zuhören und zugucken müssen. Ist der Bus zu voll, kann ich nicht einsteigen, so viele Körper, Gerüche, angerempelt werden ist zu viel Übergriff, ist nicht mehr aushaltbar. Weil mir nichts mehr unversehrt zur Verfügung steht, der Körper nicht, kein Raum, keine Minute tagsüber, nicht die Nacht. Ich bin überall und in jeder Sekunde Mama. Und das bedeutet, bereit zu sein. In Bereitschaft. Anspannung, Anspannung, Anspannung. Weinen. Müdigkeit. Alles vergessen. Gleichzeitige zwei Dinge tun, überfordert mich. Jedes Gefühl hat diesen Saum von Unruhe, ich bin gereizt, so wahnsinnig gereizt. Jeder Gedanke bleibt unscharf, halb. Wenn ich zu lange draußen unterwegs bin, und ich weiß nie wann es zu lange ist, das wechselt jeden Tag, dann steigt die Anspannung. Nervosität. Fahrig in den Hände, Schwitzen. Muss nach Hause, jetzt, schnell. Ich trage das herrliche Kind, kann es nicht im Wagen lassen oder es will nicht im Wagen bleiben, das kann ich nicht unterscheiden, schiebe den Wagen mit der freien Hand, schwitze noch mehr. Muss schnell. Nach Hause. Renne. Beim Schlucken stolpert der Körper über sich selbst, so eng ist die Kehle. Meine Freundin, meine Ersatzmutter, sagt, still ab. Sie ist auch Hebamme. Ich rufe meine Hebamme an. Ich weine. Ich bin so aufgerieben, habe kaum Sicherheit. Ich kann es nicht erklären. Sie sagt, still ab, sagt auch, dass das bei mir aber schon ein Drama ist. So ein Drama. Bei dir. Nie mehr rufe ich sie an, weil es mich so beschämt.
Ich weine zwei Wochen lang, fürchte das Abstillen, die Veränderung. Kann ich dann noch. Mama sein. Bin ich dann noch für irgendetwas gut. Werde ich mein herrliches Kind je beruhigen können ohne Brust. Der vollherzige Vater hilft. Es ist kein Problem für das herrliche Kind. Er nimmt rasch die Flasche. Vergisst innerhalb von wenigen Wochen die Brust. Die Nächte bleiben schlecht. Aber nicht mehr so schlecht, nicht mehr stündlich aufwachen, das nicht. Ich schlafe 2 oder 3 Stunden am Stück, manchmal 4. In Etappen. Manchmal bleibe ich wach, das Kind schläft. Dann.
Spüre ich das Adrenalin kreisen. Es wartet, ist bereit, wie ich. Wenn das herrliche Kind nachts ein Geräusch macht, explodiert das Adrenalin in mir. Adrenalin Messer im Bauch, sagt mein Fräulein Ahorn. Ich sitze dann aufrecht im Bett und das Herz rast, Rauschen in den Ohren. Bleibe abends lieber gleich im Bett. Das Lauschen auf das Babyphone ist nervenaufreibend. Ohnehin zu müde für Netflix, bitte kein Gespräch, ohnehin habe ich keine Worte. Habe keine Worte mehr für mich. Für jemand anderen schon gar nicht. Im Bett neben dem schlafenden Kind ein bisschen Pause haben. Im Dunklen sitzen. Lesen kann ich schon lange nicht mehr. Sprachnachrichten abhören. Die Freundinnen, die mir Sprachnachrichten schicken und sich meine anhören, retten mir den Verstand.
Ich bin sehr zurückgezogen. Innerlich wandere ich. Nicht stehen bleiben. Es wird doch irgendwann. Es muss doch besser werden. Weiter, weiter. Zu dem Punkt, an dem das herrliche Kind ruhiger schläft. Mehr Schlaf. Ist es das? Liegt es daran? Schläft er einfach unruhig? Schläft er nicht, weil ich das nicht kann, ihn zum Schlafen zu bringen? Oder bin ich einfach zu hellhörig, zu wachsam und reagiere zu schnell? Bin ich das? Kann ich das nicht? Ich muss es doch können. Ich mache weiter. Ich denke nur, ich spreche nur, ich interessiere mich nur für den Schlaf. Von Babies. Ich habe kein anderes Thema. Ist es das? Einfach nur der Schlaf? Irgendwann wird das besser. Wird es. Es muss doch. Und wird doch irgendwann bei allen. Weiter machen. Weiter. Weiter.