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Es werden Posts vom Februar, 2020 angezeigt.

Langsamer, mit weniger Worten

Ich werde vorerst vom täglichen Schreiben ein bißchen abweichen. Jedenfalls manchmal. Das Tempo ist anders. Meins. Irgendwie sammel ich mich gerade zusammen in mir. Muss nachdenken. Langsamer. Ruhiger. Mit weniger Worten. Will mich treiben lassen in meinen Gedanken. Will zu Ende denken, was seit Langem halbfertig geblieben ist. So wie ein Brotteig, der zugedeckt wird, damit er aufgeht. Das lässt sich manchmal nicht formulieren. Jedenfalls nicht jeden Tag. Draußen ist es mild und hell. Wir waren schwimmen, zu viert. Morgen sind wir zu zweit, das herrliche Kind und ich. Der Brotteig geht auf. Das Kind guckt Kinderfernsehen. Ich schneide ihm gleich ein bißchen die Haare. Bald gehen wir ins Bett. Ich lese gerade und gucke Dokus und eine Serie zu den Arktis und Antarktis Expeditionen im 19., 20. Jahrhundert. Es fasziniert mich. Diese Expeditionen in die totale Ungewissheit. Dieser Irrsinn. Freue mich auf meinen Abend.

Heute kann weg

Ich arbeite ohne Pause heute. Dann Abendessen mit dem herzvollen Vater und dem herrlichen Kind. Bin müde. Bin prämenstruell. Aufgeblähter Bauch. Bin hundemüde. Eine Kollegin, deren Kind jetzt 9 Jahre alt ist und die eine ähnliche Geschichte hat, erzähltmir heute, dass sie zwei Jahre lang außerhalb war. Damals. Müde bin ich. Und mein Hals tut weh, noch immer. Habe ich vielleicht dieses Virus, in einer milden Verlaufsform? Ich bin seit 4 Wochen nicht gesund. Ab ins Bett jetzt. Heute kann weg.

Frühfrühling

Die Sonne scheint ab Mittag in mein Wohnzimmer. Mein Wohn- / Esszimmer. Ich mache die Balkontüre auf und setze mich auf den Dielenboden. Im Hinterhof zwitschern Vögel. Vorne rauscht die Straße, gedämpft. Die Baustelle einen Block weiter höre ich auch, gedämpft. Sonne im Gesicht. Die Vögel. Die Sonne weiß noch, wie es geht. Anders als ich. Ich bin auf eine Art zum ersten Mal. Jeden Morgen begutachten das herrliche Kind und ich die Babyblätter an der Hecke. In ein paar Wochen werde ich die Balkonblumen pflanzen. Werde ich eine Palette und ein Palettenkissen anschaffen zum Drauf-Sitzen, Spielen, Dösen. Zum Lesen. Im Gesicht ist mir warm. Die Finger werden kalt. Ein bißchen noch zurückziehen, verstecken, Serie gucken, mit dem Kind einschlafen. Ein bißchen noch Winterschlaf. Und dann kommt wieder ein Sommer. Ich habe eine Steuerrückzahlung bekommen. Einen Teil davon investiere ich in Schuhe und Kleider. Zum ersten Mal überhaupt, glaube ich, denke ich dabei an niemanden

Nachtrag 25.2.

Eine Auffrischung der Grippeschutz Impfung wird empfohlen im Bezug auf Corona. Mein Ambulanz Kollege sagt, eine Impfung hat er noch hier. Ich sage, ich will sie bitte haben. Auf die Frage, ob ich eh gesund sei, sage ich "na klar". Drei Stunden später habe ich ein Bläschen im Mund. Meinen Patienten sage ich immer, "die Nebenwirkung ist unser Freund, weil keine Wirkung ohne Nebenwirkung". Zuhause nehme ich Lysin. Ich fühle mich wie Frankenstein. Nehme ständig dies oder das und bleibe unverändert verrotzt, heiser, huste und bin grünlich-blass. Zum Schlafengehen noch eine Ibu gegen die Halsschmerzen. Whatever. Es kommt immer ein Sommer, hat mir Pater C. gesagt, der seit einem Tag und einem Jahr nicht mehr lebt. Ich denke an ihn beim Einschlafen. Zeit spielt keine Rolle. Wenn ich an ihn denke, ist er da.

Wieder Angina

Ich leuchte mit der Handytaschenlampe in meinen Rachen und sehe, dass ich wieder eine Angina habe. Kein Fieber. Keine Stippchen. Nehme Ibuprofen gegen die Schmerzen. Werde mich nicht krank melden. So richtig kann meine Arbeit nicht vertreten werden, würde liegen bleiben. Ich werde es mit Ibuprofen versuchen. Eventuell Penicillin dazu nehmen. Ich kann ja so und so nicht nur im Bett liegen. Die Therme geht wieder. Also, wieder warmes Wasser. Das herrliche Kind spricht heute plötzlich in 5 Wort Sätzen. Benutzt das Partizip Perfekt richtig. Hat nach dem Haare waschen die schönsten Locken der Welt. Es muss bitte schnell März werden und Frühling. Diese Viren, der Regen, die Kälte - das muss aufhören.

Sonntag Abend und alles ok

Um 6.25 Uhr wache ich auf. Das herrliche Kind liegt unter meiner Decke, ausgestreckt, der Länge nach an mich gekuschelt, atmet ruhig. Ich kann gar nicht durch die Nase atmen. Das Schlucken tut mir weh, im Hals und in den Ohren. Wenn ich huste, bellt der Brustkorb. Seit 4 Wochen. Bin ich erkältet. Wird es jemals wieder aufhören? Ich bleibe im Bett, werde mir später Kaffee kochen. Höre dem herrlichen Kind zu, wie es schnaubt, wie es gähnt und dabei Geräusche macht wie ein Disneyhäschen. Gucke mich um. Mein noch sehr dunkles Schlafzimmer. Spüre meine Wohnung mehr, als ich sie sehe. Unser Zuhause. Abgesehen von dieser hartnäckigen Erkältung ist mein Leben gerade richtig gut. Ich wünsche mir sehr, dass ich behalten darf, was ich jetzt habe. Ein herrliches Kind. Ein Zuhause. Herzblut im Beruf. Die Familienbeziehung zum herzvollen Vater. Meine Freundinnen. Freie Abende ab und an. Ein Samstag Morgen im Bett, der damit beginnt, dass ich aufwache, von selbst, vor dem

Fix und fertig und glücklich

Morgens komme ich nach Hause, mit dem Einkauf und Brötchen. Mit Bindehaut Entzündung, weil Kontaktlinsen zu lange drinnen gestern und nur 4 Stunden Schlaf. Konnte nicht einschlafen. War um 1 Uhr im Bett und bis 3 Uhr wach. Alles so ungewohnt. Und zu viel Cola. Das herrliche Kind macht mir die Wohnungstür auf, ist allerbester Laune. Es riecht nach Kaffee, das große Kind macht Spiegelei, der herzvolle Vater räumt den Geschirrspüler aus. Alle drei sind fröhlich, erzählen gleichzeitig. Sichtlich stolz. Spürbar zusammen gewachsen. Ich freue mich. So sehr. Zu sehen, wie gut es ihnen geht. Das war ein schöner Abend für alle und ein guter Morgen. Die Männer sagen, sie wollen das jetzt öfters machen. Ich freue mich. Ein Meilenstein. Ich werde Zeit haben und Ruhe. Kann Essen gehen mit Freunden, zum Sport gehen. Kann ins Theater oder ins Kino. Kann für den Facharzt lernen. Oder einfach nur in der Wohnung vom herzvollen Vater in der Badewanne sitzen und lesen. Und weiß, dass es

Tanze um mich zu erinnern

Ich bin auf der Klinik Feier. Das mit dem Trinken klappt so leidlich. Eine Zigarette habe ich geraucht. Ich tanze. Dann wieder nicht. Wie Fahrrad fahren ist es nicht. Das. Mit dem Ausgehen. Irgendwas macht mich parallel traurig. Dann kommt wieder ein Song. Ich tanze nicht um zu vergessen. Ich tanze, um mich zu erinnern. Ich tanze. Vermisse das herrliche Kind. Dann wieder nicht. Wo bin ich hier. Bin ich. Hier. Dann läuft ein Song von den Absoluten Beginnern. Ich vermisse meinen Bruder. Tanze. Das Schwere ist auch hier. Ist auch. Noch ein Song. Dann gehe ich. Irgendwie muss man eben anfangen. Fange ich an. Tanze noch ein Mal, um mich zu erinnern.

Eingeschlafen

Eingeschlafen mit dem herrlichen Kind, aber in meinem Bett, also ausgestreckt, entfaltet, gemütlich. Morgen ist Freitag, ich schlafe auswärts. Nicht zum ersten Mal, aber zum ersten Mal seit ungefähr 10 Monaten. Ich werde ausgehen. Ich überlege, was ich anziehen soll. Ich bin aufgeregt. Mache mir kaum Gedanken um das herrliche Kind, ich weiß, das wird schon. Irgendwie weiß ich das ja. Dass er zurecht kommt. Dass er grundsätzlich vollgetankt ist mit Liebe und Sicherheit und Kontinuität. Außerdem ist er bei seinem Papa. Dr herzvolle Vater freut sich auch. Scheint auch aufgeregt. Auch er hat 10 Monate nicht mehr direkt beim herrlichen Kind übernachtet. Also eingekuschelt unter einer Decke. Ein wichtiger Abend ist das morgen. Für uns alle. Und jetzt nehme ich das Kind wieder in den Arm und schnuppere an seinen Löckchen.

Nachtrag 19.2.

Ich höre ein Feature über André Müller im Radio und eine Frage, die er in einem seiner Interviews stellt, lautet: Wie schaffen Sie den Tag ohne wahnsinnig zu werden? Ich vermisse Österreich. Die Nähe zum Verhunzten, Kaputten, Halben. Das Ungenaue. Und die Sonne. Noch 9 Tage Februar, dann hoffentlich Frühling.

Nachtrag 18.2.

Ich bin hinterher. Hier. Überall. Aber heute wieder mit Leichtigkeit. Ist ja nix Neues. War doch eigentlich immer so. Ich bin mein Leben lang ein bißchen verspätet, nur zu drei Viertel vorbereitet, eine kleine oder auch größere Spur langsamer als. Also. Whatever. Eigentlich. Ist nichts los. Peter Handtke bereitet sich niemals auf eine Rede vor. Er sagt, er redet einfach, das kann er schon, jedenfalls gut genug. Und wenn er es einmal nicht hinkriegt, sagt er, "dann scheitere ich eben, ist doch wurscht, was soll das ganze Drama". Am Freitag gehe ich nach der Arbeit Essen mit M., einem Freund vom herzvollen Vater und mir, unserem ehemaligen Nachbarn. Danach gehe ich auf die Klinikfeier. Und danach übernachte ich in der Wohnung vom herzvollen Vater. Schlafe dort. Er schläft hier. Das große Kind schläft auch hier. Männer Pyjama Party. Das ist das erste Mal. Wenn es klappt, wird es nicht das letzte Mal sein.

Nachtrag 17.2.

Rückfall in alte Muster. Seit ein paar Tagen. Gefühlt seit Jahrhunderten. Das Kind schläft unruhig, weckt mich 3, 4, 5 Mal nachts. Weint im Halbschlaf. Oder schreit. Ich habe keine Ahnung warum. Meine Versuche ihn zu beruhigen machen ihn oft noch wütender. Morgens ist er grantig. Alles ist Nicht. Nein. Gleichzeitig ist er anhänglich. Will immer getragen werden. Steht vor der Badewanne während ich dusche und jammert. Es könnte der Zahn sein. Die Erkältung. Ein Schub. Ich tue mein Bestes. Ich bin erschöpft. Ich möchte meine Ruhe haben. Ich bin eifersüchtig auf alle Väter dieser Welt. Die das so nicht erleben. Die jemand eigener bleiben dürfen. Es ist unglaublich, wie schnell wir hineingekippt sind in einen Zustand wie vor einem Jahr. Ich brauche eine Strategie. Das geht so nicht. Das geht überhaupt gar nicht.

"so endet mein Leben nicht"

Wieder Temperatur. Das herrliche Kind ist warm, unruhig. Um 5.15 Uhr starten wir leider in den Tag. Das Kind ist verquollen. Ich bin neben mir, bin nur halb da. Wir stehen in der Küche, halbwach, im Halbdunkel. Kaffee kochen. Kein Kakao. Alles ist Nein und Nicht. Er weint vor sich hin. Ich wiege ihn auf meinem Arm hin und her. Dann sitzen wir im Badezimmer, im winzigen Badezimmer. Sitzen da beide. Keine Ahnung warum er das will. Dann auf dem Küchenboden. Das Kind versteckt im Kuschelbademantel. Nichts macht es besser. Was ist das? Die letzten beiden Backenzähne? Infekt? Beides? Wir gehen um 9.00 Uhr in den Zoo. Mit dem besten Freund vom herrlichen Kind und dessen Mama. Der herzvolle Vater ist auch dabei. Tapfer raus. Der Tag muss bewältigt werden. Ich trage das Kind fast 4 Stunden von Gehege zu Gehege, durchs Elefantenhaus, durch die Arktis. Das Kind guckt, schmunzelt, wenn der herzvolle Vater mit dem besten Freund Quatsch macht. Läuft ein bißchen vor dem Pinguin

Nachtrag 15.2.

Fieberfrei aufgewacht. Fieberfreier Tag. Morgens um 8.30 Uhr kommen der beste Freund vom herrlichen Kind und seine Mama, die Liebe, zu uns. Die Kinder gehen ins Kinderzimmer und machen die Türe zu. "Nicht gucken." Wir sitzen in der Küche und frühstücken und sind frei. So gut wie. Fühlt sich gut an. Der Tag verläuft gut. Spielplatz. Einkaufen. Dann kommt meine Freundin V., die beste Arbeitsehefrau. Das Kind darf fernsehen, wir reden. Reden über die Klinik. Darüber, wie gerade diese Umgebung, die uns immer die totale Gleichberechtigung suggeriert hat - wir sind Frauen mit einer richtig guten Ausbildung, guten Karrierechancen, gutem Gehalt - wie gerade die Klinik sich entpuppt als eine merkwürdig festgefahrene, reaktionäre, von überwiegend männlichen, jedenfalls fragilen Egos der Führungsebene geprägte Umgebung. Wieso ist es so schwer, einen weiblichen Einfluss umzusetzen. Mental load sobald wir Kinder bekommen haben. Beschäftigt sein mit tausend Dingen, einsc

Nachtrag 14.2.

Zum Valentinstag hat das herrliche Kind Fieber. Ist jämmerlich. Wir gucken zu viel fern. Ich trage ihn durch die Halbdunkel Wohnung im good old Wipp Bounce Schritt bis er eingeschlafen ist. Der herzvolle Vater kommt und kocht Suppe. Wir gucken zu viel fern. Am Nachmittag kommt der beste Freund vom herrlichen Kind mir seinen Eltern. Wir essen, die Kinder spielen, die Kinder streiten. Wir sind zusammen. Ich denke. Familienbeziehung. Der herzvolle Vater und ich. Wir zusammen, wir 4 Erwachsenen und die Kinder.

Nicht kommunizieren

Zweiter freier Tag. Ich ringe das schlechte Gewissen nieder, das herrliche Kind nicht zu Hause zu lassen. Wir werden am Nachmittag schwimmen gehen. Darauf freuen wir uns beide. Bis dahin geht er entspannt in den Kindergarten. Und der Vormittag gehört mir. Nachdem das herrliche Kind in der Kita angekommen ist, trinke ich spontan einen Kaffee mit der Mama vom besten Freund des Kindes. Hatten wir lange nicht. Eine Stunde in Ruhe miteinander reden. Und dann bin ich mit mir. Und versinke im Alleinesein wie der Löffel in der heißen Schokolade. Ich mache nichts. Und zwar ungesehen, unkommentiert, alleine mit mir. Spreche mit niemandem. Die stille, helle Freude des Nichtkommunizierens. Das seltene, kostbare Glück des Nichtkommunizierens.

Lass das mir

Mein freier Tag. Das herrliche Kind ist in der Kita. Ich liege im Bett. Bin so erkältet, dass ich nicht durch die Nase atmen kann. Meine Augen sind gerötet. Wenn ich mich bücke, füllt sich jeder Hohlraum in meinem Schädel mit Schleim. Ich kann irgendwie schlecht hören, mein ganzer Kopf ist von innen zu betoniert mit Erkältung. Draußen ist es unwirklich. Kalt, nass, Schneeregen, Wind. Es wird hellgrau, nicht hell. Die Kälte tut mir weh, innen im Gesicht. Ich kann gar nichts machen. Heute. Kann mich nicht aufraffen. Das tägliche Aufräumen geht irgendwie. Das Notwendigste einkaufen. Müll runter bringen. Ich lege mich ins Bett. Nur kurz. Ausruhen. Die Selbsterfahrung verschlafe ich. Wache auf gegen 14 Uhr. Bin total daneben. Höre einem Vogel im hinteren Hinterhof zu. Döse vor mich hin. Habe komisch geträumt. Im Traum wollte ich einen Mann, der überhaupt nicht zu mir passt und sich auch nicht für mich interessiert, unbedingt dazu bringen eine Beziehung mit mir zu führen. H

Dienst Dienstag

Dienst-Dienstag. Morgens ist die Sitzung der Ethikkommission. Einstimmig wird der Wunsch der Patientin befürwortet, die Schwangerschaft mit dem Zwilling, der den schweren Gendefekt hat, abzubrechen. Nach der Sitzung werde ich angesprochen, dass meine Vorstellung der Patientin gut war, dass sie mich gerne weiterhin für diese Konsile zuständig wissen würden. Ich freue mich sehr. Es liegt mir am Herzen. Dieser Bereich. Psychische Gesundheit von Frauen rund um eine Schwangerschaft. Ich bin stolz, es gut zu machen. Danach gehe ich in die Notaufnahme. Es ist nicht viel los. Aber. Zwei Patienten beschäftigen mich 4 Stunden lang. Manchmal ist das so. Der Tag vergeht schnell. Das herrliche Kind ist allerliebst, erzählt, singt mir vor, will eine Geschichte hören von einem Monster, einem Dinosaurier und einer Hyäne. Er kichert und schäkert. Irgendwann muss ich dich streng werden, damit Ruhe ist. Und dann schlafe ich wieder ein. Es ist egal heute. Morgen habe ich frei. Morgen

Orkanwarnung

Ein Orkan ist angekündigt. Es ist sehr windig, ansonsten gewohnt und unspektakulär graußlich. Februar eben. Ich bin verschnupft und verquollen, die Nase läuft den ganzen Tag. Das herrliche Kind hustet wieder etwas mehr, nachdem der Husten zuletzt etwas weniger war. Der Montag ist mein vollgepackter Tag. Keine Pause. Bevor ich das Kind abhole mache ich seine Milch warm. In der Küche stehen zwei Kollegen. Die Poliklinik-Kollegin sagt, "ich habe gerade eine Patientin gesehen, die mir eine Stunde lang über ihre Affären und Parallelbeziehungen erzählt hat, und ich frage mich wie das geht, immer wieder so viele potentielle Partner kennenzulernen." Ich sage, "keine Ahnung, ich glaube ich lerne nie wieder einen Mann kennen". "Meinst du?" fragt die Kollegin. Ich sage, "ich bin ja nur hier und auf dem Spielplatz, oder im Supermarkt - ich bin raus." Die Kollegin lacht und sagt, "kauf einfach mal im Supermarkt beim Busbahnhof ein, da geht sicher

In der Liebe bleiben

Das herrliche Kind und der herzvolle Vater sind im Zoo. Ein Sonntag Vormittag alleine zu Hause. Ich fühle mich feierlich. Mach schnell grundsätzlich Ordnung in der Wohnung. Zelebriere dann im Badezimmer diverse Schönheitsreparaturen an mir. Augenbrauen. Füsse schick machen. Für niemanden und ohne Anlass. Einfach so. Spiele dann Geige, nur auf den tiefen Seiten. Lange Töne. Achte auf den Klang. Schreibe. In mein Notizbuch. An meinem Esstisch im Wohnzimmer. Und dann lege ich die Kassette ein. Die ich irgendwann auf Pater C.s Schreibtisch gesehen habe. Er hat eine Predigt aufgenommen, "15. Juni, Selig die Barmherzigen" steht drauf. Ich habe ihn damals gefragt, ob ich sie haben darf, irgendwann vor sehr vielen Jahren und er hat sie mit geschenkt. Das Band ist alt. Verzerrt die Stimme. Ich versuche ihn zu erkennen. Nach ein paar Minuten wird die Qualität plötzlich besser und er ist da, eindeutig seine Stimme, sein Dialekt, seine Sprache, sein Singsang beim Predigen. Er ist

Müde, müde, müde

Wir waren schwimmen heute. 3 ganze Stunden. Das herrliche Kind verweigert trotzdem den Mittagsschlaf. Ich nehme es hin nach kurzem Hadern. Um 18 Uhr sitzt er dann aber noch immer zwischen seinen Dinosauriern und erklärt mir, dass er wach ist. Ich bin seit dem Schwimmbad fix und fertig. Habe trotzdem Buchteln gemacht, Brot gebacken, gekocht. Um 18.30 schläft das herrliche Kind dann endlich ein und ich auch. Bin eben kurz aufgewacht. Bin zu müde für alles. Das ist total blöd. Keine Mittagspause, kein Abend. Ich bin müde, müde, müde.

Gelungener Tag

Eingeschlafen mit dem herrlichen Kind. Um 0.39 Uhr wache ich auf. Habe Halsweh. Die Augen sind trocken. Das Kind liegt an mich gekuschelt. Ich lege einen Arm um ihn. Der herzvolle Vater hat viele Bilder und kurze Videos geschickt von ihrem Nachmittag zusammen. Wie immer freitags waren die beiden zusammen mit dem besten Freund vom Kind und dessen Vater. Die Kinder waren bestens gelaunt. Haben wie Geschwister miteinander gespielt. Dann haben sie in der Wohnung vom herzvollen Vater gekocht. Später hat der herzvolle Vater das Kind zu mir gebracht, ziemlich gleichzeitig sind wir zu Hause angekommen. Das herrliche Kind hat mir heute richtig erzählt, was er alles gemacht hat. So richtig. Und dann gesagt, "Schlafenszeit, ich bin müde". Und dann noch gesagt,"noch 2 Minuten spielen, ok Mama?" Ich habe mich in die Küche gesetzt, ein halbes Glas Wein getrunken und ein bißchen Fachliteratur durchgeblättert. Er hat die Dinosaurier zur Arbeit geschickt und in diverse

Bin froh

Zeitausgleich Donnerstag. Und alles ist wieder im grünen Bereich. Ich bade. Ich gucke Oscar Pistorius dabei zu, wie sein Leben auseinander fliegt, fühle mit ihm und glaube ihm von ganzem Herzen, ich räume auf und koche, koche vor. Zu Mittag kommt meine neue Freundin C., eine Kollegin, die ich kennengelernt habe, als ich zurück in die Psychiatrie rotiert bin. Wir sind uns ähnlich. Ich bin älter und ganz oft denke ich, sie ist ich vor 5 Jahren. Wir lachen viel. Wir weigern uns, am Hauen und Stechen und Konkurrenz Kampf teilzunehmen. Sie ist so licht und so aufrecht und dabei lustig und warmherzig. Klug ist sie. Und ich freue mich sehr, sie getroffen zu haben. Sie kommt zum Essen zu mir statt in die Kantine zu laufen und wir erzählen. Nach dem Essen lege ich mich ins Bett und schlafe eine Stunde. Der herzvolle Vater hat den praktischen Teil seiner Prüfung sehr gut geschafft. Er sagt, er holt das herrliche Kind, ich kann einfach nicht zu Hause bleiben. Das freut mich. Ich spiele G

Im Sud

Um 5.18 Uhr sitzt das Kind im Bett und sagt "Badewanne, ich habe Lust." Ich bin früh eingeschlafen, ich kann früh aufstehen. Lasse ihm die Badewanne ein. Helfe ihm in die Wanne. Meine Haare sind noch immer ein Gestrüpp. Ich sehe gar nichts ohne Kontaktlinsen. Das Wasser ist ihm zu kalt. Er möchte die Tiere haben. Ich hole die Kiste mit den Schleichtieren. Den Adler soll ich suchen. Ich sehe gar nichts. Das Wasser ist ihm zu warm. Wir finden den Adler. Ich soll doch bitte alle Tiere in die Wanne kippen. Er möchte die rote Badefarbe. Ich finde sie, nachdem ich die Dose mit den Badezusätzen auf den Kopf gestellt habe, blind wie ich bin. Ich muss Pipi. Er schreit "ein Käfer", in der Wanne schwimmt ein Flusel. Ich versuche, ohne Kontaktlinsen den blöden Flusel zu fangen. Es gelingt nicht. Dann doch. Schnell aufs Klo. Ich höre ihn rufen "Maaaaaama! Schon wieder, noch einer. Ein Käfer!". Ich gucke verkniffen kurzsichtig auf die Uhr. 5.37 Uhr. Fühle mich ü

Kraftlos

Ich habe Muskelkater in den Armen. Vom Schwimmen gestern. Vom Kind tauchen und schwimmen lassen, es mit ausgestreckten Armen zwei Stunden lang im Wasser halten. In meinen Armen ist kein bißchen Kraft. Kann kaum die Kaffeetasse halten. Der ganze Körper kann kaum. Schnell bewegen kann ich mich gar nicht. Als wäre ich unter Wasser. Fühle mich wach und fröhlich im Kopf. Und kraftlos und unendlich langsam im Körper. Ich finde, es ist Zeit wieder mit Sport anzufangen. Morgen. Heute liege ich schon im Bett und gucke eine Doku. Und gucke an dem Fettflecke auf meiner Brille vorbei, weil aufstehen und Brille putzen zu lange dauern würde. Zu mühsam. Morgen wieder.

Um 6.30 stehen wir auf

Um 6.30 Uhr stehen wir auf. Das herrliche Kind möchte Fischstäbchen zum Frühstück. Ich mache Fischstäbchen und versuche möglichst nicht im Dunst zu stehen. Fisch- und Fett-Geruch morgens ist eine Herausforderung. Alles ist eine Herausforderung. Heute. Ich bin müde, habe Unterbauchschmerzen und Rückenschmerzen und Verspannungen. Ich habe Hormone und doppelten Dienstkater. Fühle mich gleichzeitig verquollen und zerknittert. Die Haare haben sich über Nacht in ein wildes Gestrüpp verwandelt. Ich weiß nicht, wie ich mich in eine echte Hose motivieren soll. Eine Hose ist zu viel verlangt. Heute. Ich kann nur Gummizug heute. Und deshalb ziehe ich meine schickste Jogginghose an, dunkelblau, schmal geschnitten, Gummizug. In Wirklichkeit ist mir das eh egal. Egal geworden. Style ist momentan wurscht. Ich gehe in allen möglichen Sachen zur Arbeit. Und überall hin. Es ist Wurscht. Ich bin außerhalb. Ich arbeite 6 Stunden durch ohne Pause, ohne nur aufzusehen. Dann im Laufschritt Mi

Dienstsonntag

Eine Bekannte schreibt mir, sie bewundert meinen Mut und meine Stärke, außerdem die Art und Weise wie der herzvolle Vater und ich miteinander umgehen. Sie ist unglücklich in ihrer Ehe. Hat Angst, das auszusprechen, möchte es noch nicht einmal denken. Weiß es trotzdem. Sie fragt, ob sie demnächst vorbei kommen kann und mit mir sprechen. Und schreibt, dass wir uns ja gar nicht so gut kennen und sie Angst hat, ich halte sie jetzt für irre. Ich bin erstaunt. So habe ich es noch nie gesehen. Ich wäre nicht auf die Idee gekommen, dass das jemand bewundert. Die Trennung. Habe selbst immer gedacht, es ist eine Art Versagen. Mein Versagen. Dass ich es nicht gelingen lassen konnte. Beziehungsweise dass mindestens das Aufeinander-Einlassen irgendwie falsch gelaufen ist. Weil wir ja nicht. Zusammen gefunden haben. Nicht so ganz. Ich lese die Nachricht nochmal und freue mich. Weil sie mir damit eine Sache klar macht. Ich lebe jetzt authentisch. Keine Lüge, kein Deal, keine halben Sache

Dienstsamstag

Dienstsamstag. Das herrliche Kind beschließt auf mich zu warten. Um kurz nach 20 Uhr bin ich zu Hause. Es gibt so viel zu erzählen. Wir kuscheln und ins Bett. Er riecht so gut. Immer wieder setzt er sich auf und sagt "Mama da", sagt das in einer Zärtlichkeit. Das klingt, wie heiße Schokolade mit einer riesigen Schlagobers Haube schmeckt. Er schläft erst nach 21 Uhr ein und ich bin unfähig mich zu bewegen. Muss mich waschen. Die Kontaktlinsen raus nehmen. Zähne putzen. Vorher eigentlich noch etwas essen. Scrolle sinnlos auf sozialen Netzwerken herum. Über eine Stunde lang. Weil ich zu müde bin. Für alles andere. 13 Stunden Psychiatrie. Keine Katastrophen. Alles im Rahmen im Grunde. Ich bin völlig fertig.