Ich bin jetzt Fachärztin

Es ist so viel passiert.
Jeden Tag.
Quasi übereinander ist es passiert, nicht nur gleichzeitig.

Ich bin Fachärztin.
C. ist stonewashed.
Wir sind beide in keinem guten Zustand gewesen nach dieser Willkür und der geballten Ladung Sadismus und Narzissmus, die sie erlebt hat. So funktioniert dieses Klinik System seit immer. Die Hierarchie und die Hackordnung. 
C. ist unverwüstlich in ihrem Kern. Sie hat sich abgearbeitet in den letzten 9 Tagen, um diese Form der Innenraum Verschmutzung in Ordnung zu bringen. Die Entwertung, die Enttäuschung, die Fassungslosigkeit.

Ich habe mich mit ihr abgearbeitet.
Weil ich mich schuldig gefühlt habe.
Weil.
Sie besser vorbereitet war als ich.
Und meine Prüfung nicht wohlwollender hätte sein können.
Gefreut habe ich mich kaum.
Dafür war ich zu angewidert.
Die Anspannung ist abgerieselt. 
Das schon.

Das System, in dem C.s Prüfer tun kann, was er tut, ist das System, in dem wir ausgebildet werden.
Ein Machtsystem.
In das man hineinerzogen wird. Schon im Studium.
Am Ende versucht man dem jeweiligen Chefarzt zu gefallen, rackert sich ab für ein bißchen Anerkennung, entwertet sich selbst, stellt sich selbst in Frage, hofft in absurder innerer Abhängigkeit auf ein bißchen Lob. Auch wenn man den jeweiligen Chefarzt gar nicht schätzt und noch weniger mag. 
Das System sorgt dafür. 

Ich bin jetzt Fachärztin.
Ich habe eine Urkunde bekommen, die aussieht wie die Urkunden vom Skirennen in der Volksschule.
Und die Urkunde oder vielleicht die Willkür in C.s Prüfung, hat in mir auf Off gedrückt. 
Ich bin raus.
Ich spiele nicht mehr mit.
Ich stehe seit 9 Tagen neben mir und frage mich, was zum Teufel ich eigentlich hier tue.
Ich frage nicht mehr, was die anderen da tun, und warum.
Das nicht mehr.

Ich ertrage die Besprechungen kaum noch, das Wichtiggetue, das Aufgepudel, die permanente Selbstüberschätzung und das Gegockel.
Ich schmeiße am ersten Tag zurück in der Klinik 3 Mal meinen Plan für die folgenden Wochen über den Haufen, weil ich insgesamt 4 Dienste übernehme bzw. tausche.
Ich höre meinem Kollegen zu, der tagelang schlechte Laune hat, weil er befürchtet, dem Chef könnte die 15minütige Vorstellung eines Artikels in der Besprechung nicht gefallen haben. 
Ich frage mich, was zum Teufel.

Ich möchte nicht mehr mitspielen.
Ich möchte jetzt bitte gehen.


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