Hinterland
5.15 Uhr. Das herrliche Kind sitzt im Bett, guckt mich an. Fragt, "bist du wach, Mama?" Er möchte baden und Raduri hören, wie er sagt. Ist begeistert. Sagt, "ich hab eine Idee", möchte den Kakao in der Wanne trinken. Und dazu Hörspiel hören. Ist sehr begeistert.
Der Kaffee brodelt in der Kanne.
Das Kind hört Feuerwehrmann Sam.
Es wird hell.
Hellblauer Himmel. Keine Wolke.
Der Rauschebaum vor dem Küchenbalkon hat kleine grüne Blätter. Ist mit Blühen fast fertig.
Überall waren die kleinen baumwollartigen Pollen. In jeder Ecke haben sie sich wie Wattebausche zusammen getan, die einzelnen Fliegedinger.
Beim Staubsaugen und Bodenwischen denke ich daran, dass ich Anfang des Jahres die Vorstellung hatte "mit dem Baum zu blühen". -
Meiner Treu, sagt Hauptfeuerwehrmann Steel im Hörspiel. -
Aber echt. Von wegen Blühen; in den Ecken fegen ist angesagt.
Das Kind hört Feuerwehrmann Sam.
Es wird hell.
Hellblauer Himmel. Keine Wolke.
Der Rauschebaum vor dem Küchenbalkon hat kleine grüne Blätter. Ist mit Blühen fast fertig.
Überall waren die kleinen baumwollartigen Pollen. In jeder Ecke haben sie sich wie Wattebausche zusammen getan, die einzelnen Fliegedinger.
Beim Staubsaugen und Bodenwischen denke ich daran, dass ich Anfang des Jahres die Vorstellung hatte "mit dem Baum zu blühen". -
Meiner Treu, sagt Hauptfeuerwehrmann Steel im Hörspiel. -
Aber echt. Von wegen Blühen; in den Ecken fegen ist angesagt.
Der Lehranalytiker sagt, ich bedauere Entscheidungen, die mein Ich-minus-10-Jahre-Entwicklung getroffen hat.
Ich antworte, "warum war für mich denn so schrecklich viel Entwicklung notwendig und andere sind Jahrzehnte früher, einfach so, ohne diese Kubik-Kilometer verschüttete Milch, klar und kohärent?"
Er schweigt.
Ich auch.
"Warum-ich"-Fragen sind im Zusammenhang mit der eigenen Biographie, insbesondere mit eingebautem "im Vergleich zu anderen" sinnlos, ein wehleidiges Ablenkungsmanöver.
Ich treibe mich den Rest der Stunde mürrisch in mir herum, im Hinterland. Bleibe vage. Verortet mich nicht.
Ich antworte, "warum war für mich denn so schrecklich viel Entwicklung notwendig und andere sind Jahrzehnte früher, einfach so, ohne diese Kubik-Kilometer verschüttete Milch, klar und kohärent?"
Er schweigt.
Ich auch.
"Warum-ich"-Fragen sind im Zusammenhang mit der eigenen Biographie, insbesondere mit eingebautem "im Vergleich zu anderen" sinnlos, ein wehleidiges Ablenkungsmanöver.
Ich treibe mich den Rest der Stunde mürrisch in mir herum, im Hinterland. Bleibe vage. Verortet mich nicht.
Mein Fräulein Ahorn sagt, "euch, genau das, muss es auf der Welt so geben".
Sie sagt, der herzvolle Vater und ich machen eine Familie möglich, die so, genau so gelebt werden muss.
"Ihr seid ein Exemplar", sagt sie.
Sie sagt, der herzvolle Vater und ich machen eine Familie möglich, die so, genau so gelebt werden muss.
"Ihr seid ein Exemplar", sagt sie.
Per definitionem ist ein Exemplar ein Einzelstück aus einer Menge gleichartiger Dinge.
Also einzig und normal gleichzeitig.
Also einzig und normal gleichzeitig.
Vielleicht ein guter Ausgangspunkt um mich einer Versöhnung anzunähern.
Mit meiner Geschichte.
Den vielen Kopfsprüngen durch die vielen Wände, dem ununterbrochenen Nichtanderskönnen, dem permanenten Ganzodergarnicht.
Dem Hiernichtunddortschongarnicht.
Dem Heimweh das immer gleichzeitig Fernweh ist.
Dem Hinterland. In mir.
Vor allem damit.
Mit meiner Geschichte.
Den vielen Kopfsprüngen durch die vielen Wände, dem ununterbrochenen Nichtanderskönnen, dem permanenten Ganzodergarnicht.
Dem Hiernichtunddortschongarnicht.
Dem Heimweh das immer gleichzeitig Fernweh ist.
Dem Hinterland. In mir.
Vor allem damit.
Annäherung an eine Versöhnung mit dem Hinterland. Darum geht es sehr.
Mein Hinterland.
Angelegt wie eine riesige Sperrzone. Für niemanden zugänglich. Eigentlich.
Nur für mich. Außer dort, wo es auch für mich nicht zugänglich ist. Oder für mich schon gar nicht. Oder bisher nicht.
Mein Rückzug.
Meine Wildnis.
Mein Eigenes.
Das Fremde.
Das ständige Woanders, in dem ich mich verlaufe. Und nicht gefunden werde. Nicht gefunden werden will. Nicht gefunden werden kann.
Oder eben bisher nicht.
Mein Hinterland.
Angelegt wie eine riesige Sperrzone. Für niemanden zugänglich. Eigentlich.
Nur für mich. Außer dort, wo es auch für mich nicht zugänglich ist. Oder für mich schon gar nicht. Oder bisher nicht.
Mein Rückzug.
Meine Wildnis.
Mein Eigenes.
Das Fremde.
Das ständige Woanders, in dem ich mich verlaufe. Und nicht gefunden werde. Nicht gefunden werden will. Nicht gefunden werden kann.
Oder eben bisher nicht.
Mit dem See, der so groß ist, dass genug Raum da ist für meine Sehnsucht. Und dem Himmel darüber, der so aufgespannt ist, dass genug Platz da ist für meine wilde Freude. Und dem Haus am See.
Dem Zuhause. In mir.
Dem Zuhause. In mir.
Und irgendwo gibt es eine Horde Indianer, die ich noch nie getroffen habe. Nur gesehen, von Weitem.
Ich sage dem herrlichen Kind "ich hab dich so lieb", er antwortet, "ja ich hab dich auch so lieb".
Und in mir das Haus am See, der Steg liegt in der Sonne, es riecht nach warmen Holzplanken, das Wasser gluckst und schwappt, seegrün und seeblau.
Und in mir das Haus am See, der Steg liegt in der Sonne, es riecht nach warmen Holzplanken, das Wasser gluckst und schwappt, seegrün und seeblau.