Leuchtet eben das Kind

Nachdem wir gestern den ganzen Tag und Abend zusammen waren, alle zusammen, ist heute Morgen nichts erledigt.
Die To Do Liste.
Liegt auf dem Küchentisch.
Guckt vorwurfsvoll.

Wir gehen am Vormittag trotzdem in den Zoo.
Mit dem besten Freund vom herrlichen Kind und dessen Mama, der Lieben.
Es ist eine Freude die Kinder zusammen zu sehen.
Es ist so angenehm und unkompliziert und vertraut mit den beiden, als wären wir aus einem Stall.

Mittags liege ich neben dem herrlichen Kind auf dem Bett und versuche mich zu sortieren.
Ich muss bügeln, 4 Maschinen Wäsche waschen, den Koffer packen, Kekse backen, Geschenke fertig verpacken. Möchte Karten schreiben.
Muss staubsaugen, das Badezimmer putzen.
Altpapier weg bringen.
Bügeln.
Was zuerst?
Was nehme ich bloß mit?
Was soll ich eigentlich anziehen?
Ich sehe überhaupt furchtbar aus.
Zerknittert und fahl und gar nicht leuchtend.
Muss also unbedingt auch noch mich renovieren.

Ich bleibe liegen, neben mir schläft das Kind.
Ich finde, das ist gar nicht zu schaffen.
Ich freue mich so auf Österreich, ich will alles schön vorbereiten, auch mich schön machen.
Außerdem ist ja noch Weihnachten.
Aber es ist irgendwie so wenig Zeit.
Meine Zeitfenster sind zu kurz.

Am Schlimmsten finde ich mich selbst.
So kann man arbeiten gehen und mit dem Kind zusammen sein.
Aber vorzeigbar ist das nicht. Abgerackert. So sehe ich aus.

Was soll ich in den Koffer packen.
Wir fliegen.
Was soll ins Handgepäck.
Ich weiß, das Kind ist kein hilfloser Säugling mehr, aber ich habe trotzdem diese Flugzeug-Nervosität.
Nicht, dass er dann im Flugzeug.
Dass er dann brüllt.
Und alle starren.
Und genervt sind.
Nicht dass ich das Kind dann im Flugzeug nicht.
Beruhigen kann.
Was ist denn überhaupt jetzt zu tun.
Was zuerst.
Nicht dass.
Ich etwas vergesse.
So kann ich schon mal gar nicht unter Menschen. Als ich. Menschen, die mich sehen, nicht die Ärztin oder die Mama.
Ich muss jetzt als erstes.
Was eigentlich.
Der Flieger startet am frühen Vormittag, wann müssen wir denn da am Flughafen sein.
Nicht dass. Es knapp wird.
Mit Koffer aufgeben.
Mit Wickeln eventuell.
Nicht dass die Security unendlich überfüllt ist.
Wann muss ich uns hier fertig gemacht haben.
Was soll am besten ins Handgepäck.

Ich schicke dem herzvollen Vater eine Nachricht.
Es ist mir zu viel, am 24. abends einzuladen.
Wir wollten das eigentlich, wie jedes Jahr.
Aber dann müsste ich noch einkaufen und kochen, danach aufräumen.
Und ich müsste abends da sitzen und plaudern.

Ich schaffe das dieses Jahr nicht.
Wenn das Kind schläft, möchte ich die Freiheit haben, alleine zu sein.
Oder mir die Nägel zu lackieren.
Oder das Badezimmer zu putzen.

Ich schäme mich.
Bin so kleinteilig. So begrenzt mit meinen Ressourcen.
Gar nicht souverän, leichtfüßig, allround.
Gar nicht.

Und dann backe ich Linzeraugen und Vanillekipferl aus 600g Mehl und einem halben Kilo Butter.
Und wasche und hänge in der ganzen Wohnung die Wäsche auf.
Zumindest das.
Ist getan.
Vor dem Schlafengehen schmiere ich mir die grüne Algenmaske ins Gesicht und bügle.
Sage mir, dass 2020 ganz anders wird.
Vielleicht.
Wer weiß, wie groß der Radius wird.
Werde schon wieder aufblühen.
Werde schon wieder strahlen und erreichen.
Heute nicht.
Morgen nicht.
Erstmal nicht.
Leuchtet eben das Kind und ich halte mich im Hintergrund.
Auch gut.
Wird schon wieder.




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