Ferien


Um 5.30 wacht das herrliche Kind auf und sagt, "ich nicht Kindergarten, Ferien; Mama nicht Aibait, Ferien". Und dann sagt es noch, dass es heute Geburtstag hat. Ich soll singen. Ich singe also Geburtstagslieder und er klatscht dazu.
Wir stehen auf, pünktlich gegen 6 Uhr, immerhin ist Wochenende, machen Kakao und Kaffee und ich lasse uns die Badewanne ein.
Wir sitzen im Schaumbad mit unseren Getränken, den Löwen und Dinosauriern und waschen uns gegenseitig die Haare.
Das ist notwendig.
Es tut gut.
Und noch etwas ist unfassbar gut.
Ich habe kaum noch Schmerzen.
Es ist wirklich wie ein Wunder für mich.
Dass etwas so weh tun kann und dann über Nacht offenbar beginnt zu heilen.
5 Stunden Schlaf reichen irgendwie, weil ich mich besser fühle.
Frühstücken geht.
Zähne putzen tut kaum weh.
Das Leben ist schön.

Der herzvolle Vater kommt und zwar gleich morgens.
Wir trinken Kaffee.
Beschließen, zusammen in die Stadt zu gehen. Trotz Einkaufssamstag. Wir besorgen dem großen Kind ein Weihnachtsgeschenk. Bleiben heute alle zusammen.
Ich verzichte auf den freien Vormittag.
Es sind jetzt Ferien. Es wird noch andere Gelegenheiten geben.
Am Nachmittag wollen wir dann hier Zuhause spielen, ich muss mich um den Wäscheberg kümmern. Dann noch zusammen Abendessen.
Nichts Aufregendes.
Einfach ein Tag zusammen.
Es wird hell, es ist sonnig.
Als wir nach draußen gehen, sagt das herrliche Kind, "ein schöner Tag".

Zu Mittag kommt eine WhatsApp Nachricht von einer Kollegin. Ob ich vom Hintergrund Oberarzt kontaktiert worden bin. Es gibt für uns Assistenten in den Diensten immer einen Oberarzt am Telefon, den Hintergrund, der schwierige Entscheidungen mit absegnen muss, der um Rat gefragt werden kann. Der dafür sorgen muss, dass der Dienst besetzt ist, auch wenn jemand kurzfristig ausfällt.
Sie fragt also, ob ich kontaktiert worden bin, weil der Nachtdienst heute ausfällt.
Der Hintergrund Oberarzt diese Woche ist ein Freund von mir.
Er kennt unsere Situation.
Kennt das herrliche Kind.
Würde mich also niemals kontaktieren, um kurzfristig einen Nachtdienst zu vertreten.
Hat selbst ein Kind via Coparenting groß gezogen und aktuell ein Baby.
Weiß, Nachtdienst vertreten heißt, 24 Stunden gar nicht zu schlafen, wenn man ein kleines Kind hat.
Es ist absurd, dass ich überhaupt auf dieser Liste stehe.
Ich antworte der Kollegin, dass ich vor dem Kind gerne und viel vertreten habe, aktuell und bis auf weiteres nur mit Vorlauf vertreten kann und Nächte derzeit gar nicht. Weil ich das Kind nicht alleine lasse und auch wenn der Vater mitmachen könnte, müsste man mich nach so einer Aktion eine Woche krank schreiben. Weil ich das körperlich gerade nicht aushalten würde.
Und außerdem: ich habe so unfassbar viele Dienste vertreten und Vorlesungen für die Studenten vertreten - trotzdem wurde mir gesagt, dass mein Vertrag nicht verlängert wird.
Es zählt nicht. Es interessiert nicht.
Und es geht nicht.
Werde richtig wütend auf die Klinik und ihr endloses Fordern und Energiesaugen. Das Lebenszeitfressen und Konsumieren und Verheizen der Mitarbeiter.
Bin es leid.
Mit mir nicht.
Nicht mehr.
Ich schreibe der Kollegin, dass diese Vertretungsliste dienstrechtlich ein Witz ist und ich mich durch diesen Wisch nicht beeindrucken lasse.
Es ist, schlicht und ergreifend, die für das Haus günstigste Variante und es interessiert nicht, ob es machbar, fair oder planbar für die Mitarbeiter ist.
Ich bin da raus.
Whatever.
Habe schon hundert Mal in den Besprechungen mit dem Chef darum gebeten, Vertretungswochen einzuführen. Jeder Kollege hält sich 2 oder 3 Wochen im Jahr bereit. Das ist planbar. Da kann man sich organisieren. Dann gibt es kein Gewurschtel. Aber das wäre teurer.
Mein Freund und Hintergrund Oberarzt schreibt mir eine Nachricht, es gäbe genug Kollegen ohne Kinder, ich solle mir keine Gedanken machen.

Ich werde keine Mails mehr lesen bis nach den Feiertagen.
Und das Klinik Telefon ausschalten.
Ich möchte jetzt meine Ruhe haben.
Bin nach den letzten Grobheiten im Kontakt mit der Leitung nicht mehr ausreichend identifiziert mit dem Laden, um in den nächsten 11 Tagen zur Verfügung zu stehen.

Donnerwetter, Katzenpipi, Dinopups nochmal, wie das herrliche Kind zu sagen pflegt.
Jetzt sind Ferien, Herrschaften.
Ohne Diskussion.

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