Bitte so
Morgens gegen 5 Uhr beginnt der Tag, das herrliche Kind wacht hysterisch auf, heult, schreit, steht im Bett, ich verstehe kein Wort, verstehe die Aufregung nicht, schon gar nicht meinen Auftrag. Bin total erschrocken. Stolpere mit dem Kind auf dem Arm ins Badezimmer, halte ihn über die Badewanne. Aber er muss sich nicht erbrechen.
Heult.
Zeigt auf mich, auf sich.
Keine Ahnung, worum es ging.
Ich bin irgendwann sicher, er weiß es auch nicht.
5.04 Uhr und da stehen wir.
Ich habe vor vier Stunden zuletzt auf die Uhr geguckt, ein Nachbar hat Geburtstag gefeiert. Innerlich war ich voll dabei beim Mitsingschreien. Äußerlich habe ich in der Shopping-App Klamotten in den Warenkorb gelegt, lauter schicke Dinger, die ich mir nie kaufen werde, weil zu teuer. Aber das Aussuchen befriedigt auch ein bißchen.
Jedenfalls habe ich nur 4 Stunden geschlafen, die zweite schlechte Nacht in Folge und ich bin müde und verzweifelt. Ein Wintersonntag um kurz nach 5 Uhr morgens.
Viel einsamer kann Mama-Sein nicht werden.
Wir machen Kaffee und Kakao.
Ich schicke dem herzvollen Vater eine Sprachnachricht, "was immer wir ausgemacht haben für heute, ich schaffe es nicht", schildere die Lage, sage, "es geht nur darum bis 11 Uhr durchzuhalten, ab dann kann jederzeit die Mittagspause eingeleitet werden".
Bin ehrlich überfordert mit diesem Morgen.
Habe das Gefühl, nie wieder, nie, nie wieder genug zu schlafen, nie wieder selbst aufzuwachen, nie, nie mehr ausgeschlafen zu sein. Bin in der Falle. Das fühlt sich nicht gut an.
Ich entscheide mich gegen den guten Erziehungsstandard und für meine mentale Stabilität. Das herrliche Kind darf sich Filmchen von sich selbst im Handy angucken. Ich liege daneben und rühre mich nicht.
Kurz nach 6 Uhr stehen wir auf.
Jetzt schaffe ich es.
Einigermaßen.
Der herzvolle Vater ist um kurz nach 8 Uhr da, mit Brötchen.
Da habe ich mich und das Kind auf einen Besuch im Zoo eingeschworen, aufgepuscht. Wir freuen uns.
Jawohl. Tiere.
Werden die Ersten am Zoo Tor sein.
Hallo Welt, Hallo Elefanten.
Der Vater ist dabei.
Fragt mich, ob ich es wirklich schaffe, mit Bus und Bobbycar und Kling und Bim zum Zoo aufzubrechen.
Ich bin jetzt fokussiert.
Elefantengehege, und wenn es das letzte ist, was ich tue.
Das Kind ist massiv übellaunig. Schlimmer als gestern. Wir schleppen Kind und Bobbycar, versichern uns, dass das klar war. Müssen lachen.
Sind die einzigen Menschen auf der Straße.
Aber nicht die Ersten am Zoo Tor.
Wir sind die Dritten.
Ich sehe die Augenfalten und Augenringe, die Hühnerarsch-Frisuren unter den Mützen, die Betäubung und Müdigkeit bei den anderen Mamas und erlebe Zugehörigkeit.
I feel u.
Sprich mich trotzdem bloß nicht an.
Nur zunicken, wie Busfahrer.
Und dann spazieren wir rein, die anderen sind sofort irgendwo anders und wir sind zwei Stunden lang völlig alleine mit den Elefanten, den Löwen, dem Eisbären, den Walrössern, den Zebras und den beiden Giraffen.
Kein anderer Mensch zu sehen.
Die Sonne kommt raus.
Zum ersten Mal seit 2 oder 3 Wochen.
Wir lachen viel.
Gehen wie Dinosaurier.
Schleichen uns an.
Laufen im Gänsemarsch und brüllen ein bißchen wie sehr gefährliche Monster.
Holen Eis.
Nur wir.
"Haben wir irrtümlich den Zoo gekauft?" fragt der herzvolle Vater.
"Ich glaube schon." antworte ich.
Wir kriegen rechtzeitig die Kurve und fahren nach Hause.
Kündigen den Abschied voneinander schon lange vorher an.
"Der Papa arbeitet noch, fährt jetzt nach Hause und wir zu uns nach Hause" sage ich dem Kind, "er holt dich morgen früh ab."
Das Kind nickt, "ja ok".
Jetzt schläft er im großen Bett.
Seines ist nass.
Hatte vergessen, dass nachts die Windel übergangen ist, irgendwann zwischen 1 und 5 Uhr morgens, und ich ihn einfach nur zu mir geholt habe. Ohne Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Das Bett ist noch immer nass.
Naja.
Mache ich dann.
Erstmal den Elefantengeruch aus den Haaren waschen und ein bißchen ausruhen.
Dusche sehr heiß und lange.
Nehme mir "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" mit ins Bett, habe Lust es wieder zu lesen.
Die Wintersonne heute Vormittag.
Hat mir Lust auf dieses Buch gemacht.
Sonne, Peter Hoeg, schwarzer Tee mit Milch, ein Vormittag wie dieser.
So geht das.
So bitte.
Bitte genau so.
Heult.
Zeigt auf mich, auf sich.
Keine Ahnung, worum es ging.
Ich bin irgendwann sicher, er weiß es auch nicht.
5.04 Uhr und da stehen wir.
Ich habe vor vier Stunden zuletzt auf die Uhr geguckt, ein Nachbar hat Geburtstag gefeiert. Innerlich war ich voll dabei beim Mitsingschreien. Äußerlich habe ich in der Shopping-App Klamotten in den Warenkorb gelegt, lauter schicke Dinger, die ich mir nie kaufen werde, weil zu teuer. Aber das Aussuchen befriedigt auch ein bißchen.
Jedenfalls habe ich nur 4 Stunden geschlafen, die zweite schlechte Nacht in Folge und ich bin müde und verzweifelt. Ein Wintersonntag um kurz nach 5 Uhr morgens.
Viel einsamer kann Mama-Sein nicht werden.
Wir machen Kaffee und Kakao.
Ich schicke dem herzvollen Vater eine Sprachnachricht, "was immer wir ausgemacht haben für heute, ich schaffe es nicht", schildere die Lage, sage, "es geht nur darum bis 11 Uhr durchzuhalten, ab dann kann jederzeit die Mittagspause eingeleitet werden".
Bin ehrlich überfordert mit diesem Morgen.
Habe das Gefühl, nie wieder, nie, nie wieder genug zu schlafen, nie wieder selbst aufzuwachen, nie, nie mehr ausgeschlafen zu sein. Bin in der Falle. Das fühlt sich nicht gut an.
Ich entscheide mich gegen den guten Erziehungsstandard und für meine mentale Stabilität. Das herrliche Kind darf sich Filmchen von sich selbst im Handy angucken. Ich liege daneben und rühre mich nicht.
Kurz nach 6 Uhr stehen wir auf.
Jetzt schaffe ich es.
Einigermaßen.
Der herzvolle Vater ist um kurz nach 8 Uhr da, mit Brötchen.
Da habe ich mich und das Kind auf einen Besuch im Zoo eingeschworen, aufgepuscht. Wir freuen uns.
Jawohl. Tiere.
Werden die Ersten am Zoo Tor sein.
Hallo Welt, Hallo Elefanten.
Der Vater ist dabei.
Fragt mich, ob ich es wirklich schaffe, mit Bus und Bobbycar und Kling und Bim zum Zoo aufzubrechen.
Ich bin jetzt fokussiert.
Elefantengehege, und wenn es das letzte ist, was ich tue.
Das Kind ist massiv übellaunig. Schlimmer als gestern. Wir schleppen Kind und Bobbycar, versichern uns, dass das klar war. Müssen lachen.
Sind die einzigen Menschen auf der Straße.
Aber nicht die Ersten am Zoo Tor.
Wir sind die Dritten.
Ich sehe die Augenfalten und Augenringe, die Hühnerarsch-Frisuren unter den Mützen, die Betäubung und Müdigkeit bei den anderen Mamas und erlebe Zugehörigkeit.
I feel u.
Sprich mich trotzdem bloß nicht an.
Nur zunicken, wie Busfahrer.
Und dann spazieren wir rein, die anderen sind sofort irgendwo anders und wir sind zwei Stunden lang völlig alleine mit den Elefanten, den Löwen, dem Eisbären, den Walrössern, den Zebras und den beiden Giraffen.
Kein anderer Mensch zu sehen.
Die Sonne kommt raus.
Zum ersten Mal seit 2 oder 3 Wochen.
Wir lachen viel.
Gehen wie Dinosaurier.
Schleichen uns an.
Laufen im Gänsemarsch und brüllen ein bißchen wie sehr gefährliche Monster.
Holen Eis.
Nur wir.
"Haben wir irrtümlich den Zoo gekauft?" fragt der herzvolle Vater.
"Ich glaube schon." antworte ich.
Wir kriegen rechtzeitig die Kurve und fahren nach Hause.
Kündigen den Abschied voneinander schon lange vorher an.
"Der Papa arbeitet noch, fährt jetzt nach Hause und wir zu uns nach Hause" sage ich dem Kind, "er holt dich morgen früh ab."
Das Kind nickt, "ja ok".
Jetzt schläft er im großen Bett.
Seines ist nass.
Hatte vergessen, dass nachts die Windel übergangen ist, irgendwann zwischen 1 und 5 Uhr morgens, und ich ihn einfach nur zu mir geholt habe. Ohne Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Das Bett ist noch immer nass.
Naja.
Mache ich dann.
Erstmal den Elefantengeruch aus den Haaren waschen und ein bißchen ausruhen.
Dusche sehr heiß und lange.
Nehme mir "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" mit ins Bett, habe Lust es wieder zu lesen.
Die Wintersonne heute Vormittag.
Hat mir Lust auf dieses Buch gemacht.
Sonne, Peter Hoeg, schwarzer Tee mit Milch, ein Vormittag wie dieser.
So geht das.
So bitte.
Bitte genau so.