Familientag
Familientag heute.
Zu dritt.
Wir treffen uns ungefähr auf halbem Weg zwischen unseren Wohnungen. Der herzvolle Vater wollte früh zu uns kommen, war nicht früh genug da. An manchen Tagen ist es entscheidend, raus zu kommen. Rechtzeitig. Bevor die Stimmung kippt beim Kind, und in Folge bei mir.
Wir spazieren vormittags durchs Viertel. Essen Leberkäs-Semmerl beim Klinik Bäcker und gucken uns Rettungswagen an. Essen dann leider noch Frankfurter Kranz, ein absoluter Irrsinn aus Fett und Zucker. Aber der Bäcker hat diese riesige Torte in der Vitrine stehen und wir sind alle drei gleichermaßen fasziniert. Am meisten isst das herrliche Kind. Auch davon sind wir fasziniert und machen Fotos. Schicken sie an die schöne Godi, meinen Bruder. Irgendwie wie immer. Wir beide und die beiden in Österreich. Wir vier irgendwie. Tut gut, dass wir das einfach geblieben sind.
Dann gehen wir zurück, der herzvolle Vater biegt ab zum Einkaufen, das Kind und ich gehen schon vor, nach Hause.
Haben gelernt in den letzten Wochen.
Zu dritt ist es kurz vor dem Mittagsschlaf kompliziert, klappt es nicht ohne Drama.
Wir umgehen das heute.
Zu Hause angekommen wickel ich das herrliche Kind, wasche ihm die Händchen. Er ist unruhig, will in meinen Arm.
Und muss sich dann übergeben.
Sehr.
Und nochmal.
Und dann nochmal.
Ich mache ihn sauber, mache mich sauber und lege Handtücher auf den Boden im Schlafzimmer, im Flur, im Bad.
In meinem Arm auf dem Weg ins Bett schläft er ein.
Nur in der Windel. Ich auch nur in Unterwäsche. Haut an Haut.
Ich setze mich in sein Bett, decke uns zu. Eingewickelt. Bleibe ich sitzen. Das Kind schlafend in meinem Arm.
Haut an Haut.
Er schnaubt und schnarcht ein bißchen mit offenem Mund. Liegt warm und kompakt an mich gekuschelt.
Ich denke an all die Stunden, die vielen, vielen Stunden in all den Wochen und Monaten, den letzten Jahren, in denen wir so gesessen haben.
In denen ich so seinen Schlaf begleitet habe. Ohne etwas anderes zu tun, als ihn zu halten. Einzuatmen. Auszuatmen.
So geht Nähe, so geht Innigkeit. So unaufgeregt, so herzwarm geht Liebe.
Als der herzvolle Vater nach Hause kommt, lege ich das Kind ins Bett, stopfe die Decke um ihn herum zu einem Nest. Wie früher.
Der Vater kocht, ich putze den Boden und mache die Waschmaschine an.
Wir sprechen über uns.
Zum ersten Mal.
Ich frage nach seinen Freunden. Frage, wie sie reagiert haben. Auf unsere Situation. Er erzählt. Wirkt dabei gar nicht vorbereitet, redet nicht herum.
Erzählt mir, wie es ihm geht, indem er mir erzählt, was er seinen Freunden geantwortet hat auf deren Fragen.
Dass es uns gerade besser geht als vorher, als vor einem Jahr. Uns beiden einzeln besser geht und miteinander.
Dass wir gut sind miteinander und uns viel sehen.
Dass das Kind froh ist.
Dass wir früher reagieren hätten müssen oder sollen auf unsere Krise, weil dann vielleicht. Alles anders gekommen wäre. Sagt, dann würden wir vielleicht noch zusammen leben.
Dass wir sehen werden, wohin es uns bringt, so wie es jetzt ist.
Er sagt auch, man kann vielleicht heute anders und unkonventionell Familie sein. Wir leben das jetzt erst ganz kurz. Kann man noch nicht so richtig beurteilen. Aber man kann sagen, es geht uns besser. Wir sind beide gelöst.
Wir trinken Kaffee.
Dann lege ich mich hin. Zumindest ein bisschen ausruhen.
Denke, der Schlafmangel trägt so viel bei. Dazu. Ich bin so müde und unkonzentriert. Eigentlich immer. Muss entweder zu Mittag ausruhen oder schlafe abends sofort ein.
Am Nachmittag gehen wir auf den Rummel.
Das herrliche Kind isst nach dem Aufstehen Kürbissuppe und ist guter Dinge. Ist wieder hergestellt. Wir wagen es. Sind unternehmungslustig.
Auf dem Rummel fahren wir Karussell.
Das herrliche Kind und ich.
Weniger als 80kg müssen Kind und Begleitung wiegen. Also Karussell mit mir.
Es ist sehr wackelig.
Das Blechflugzeug dreht sich im Kreis und hebt ein bißchen ab, nach oben.
Es ist mir unheimlich.
Es ist wunderbar.
Dämmrig ist es, alle Lichter der Fahrgeschäfte Leuchten und blinken.
Das Kind singt, hält meine Hand. Ich weiß, dass das wieder so ein Moment ist.
Bewahre ihn.
Direkt hinter meinem Brustbein bewahre ich dieses Gefühl.
Wir drehen uns.
Winken dem Vater zu.
Drehen uns.
Das Kind lehnt sich an mich.
Heute war Familientag.
Wir haben es heute gut gemacht.
Waren wirklich zusammen.
Ohne "als ob".
So nahe waren wir uns lange nicht, trotzdem haben wir uns nicht "angenähert".
So nicht.
"Lieb haben" ist etwas anderes als "Lieben".
Um's verstehen geht es. Jetzt.
Wir uns.
Wir es.
Auf meine "freie Zeit" habe ich heute verzichtet. Auch auf Vorwürfe, weil aus "gleich morgens" wieder nach 9 Uhr wurde.
Das hat sich sehr gelohnt.
Keine neue Erkenntnis.
Eher ein Sicherer-werden im neuen Tritt.
Zu dritt.
Wir treffen uns ungefähr auf halbem Weg zwischen unseren Wohnungen. Der herzvolle Vater wollte früh zu uns kommen, war nicht früh genug da. An manchen Tagen ist es entscheidend, raus zu kommen. Rechtzeitig. Bevor die Stimmung kippt beim Kind, und in Folge bei mir.
Wir spazieren vormittags durchs Viertel. Essen Leberkäs-Semmerl beim Klinik Bäcker und gucken uns Rettungswagen an. Essen dann leider noch Frankfurter Kranz, ein absoluter Irrsinn aus Fett und Zucker. Aber der Bäcker hat diese riesige Torte in der Vitrine stehen und wir sind alle drei gleichermaßen fasziniert. Am meisten isst das herrliche Kind. Auch davon sind wir fasziniert und machen Fotos. Schicken sie an die schöne Godi, meinen Bruder. Irgendwie wie immer. Wir beide und die beiden in Österreich. Wir vier irgendwie. Tut gut, dass wir das einfach geblieben sind.
Dann gehen wir zurück, der herzvolle Vater biegt ab zum Einkaufen, das Kind und ich gehen schon vor, nach Hause.
Haben gelernt in den letzten Wochen.
Zu dritt ist es kurz vor dem Mittagsschlaf kompliziert, klappt es nicht ohne Drama.
Wir umgehen das heute.
Zu Hause angekommen wickel ich das herrliche Kind, wasche ihm die Händchen. Er ist unruhig, will in meinen Arm.
Und muss sich dann übergeben.
Sehr.
Und nochmal.
Und dann nochmal.
Ich mache ihn sauber, mache mich sauber und lege Handtücher auf den Boden im Schlafzimmer, im Flur, im Bad.
In meinem Arm auf dem Weg ins Bett schläft er ein.
Nur in der Windel. Ich auch nur in Unterwäsche. Haut an Haut.
Ich setze mich in sein Bett, decke uns zu. Eingewickelt. Bleibe ich sitzen. Das Kind schlafend in meinem Arm.
Haut an Haut.
Er schnaubt und schnarcht ein bißchen mit offenem Mund. Liegt warm und kompakt an mich gekuschelt.
Ich denke an all die Stunden, die vielen, vielen Stunden in all den Wochen und Monaten, den letzten Jahren, in denen wir so gesessen haben.
In denen ich so seinen Schlaf begleitet habe. Ohne etwas anderes zu tun, als ihn zu halten. Einzuatmen. Auszuatmen.
So geht Nähe, so geht Innigkeit. So unaufgeregt, so herzwarm geht Liebe.
Als der herzvolle Vater nach Hause kommt, lege ich das Kind ins Bett, stopfe die Decke um ihn herum zu einem Nest. Wie früher.
Der Vater kocht, ich putze den Boden und mache die Waschmaschine an.
Wir sprechen über uns.
Zum ersten Mal.
Ich frage nach seinen Freunden. Frage, wie sie reagiert haben. Auf unsere Situation. Er erzählt. Wirkt dabei gar nicht vorbereitet, redet nicht herum.
Erzählt mir, wie es ihm geht, indem er mir erzählt, was er seinen Freunden geantwortet hat auf deren Fragen.
Dass es uns gerade besser geht als vorher, als vor einem Jahr. Uns beiden einzeln besser geht und miteinander.
Dass wir gut sind miteinander und uns viel sehen.
Dass das Kind froh ist.
Dass wir früher reagieren hätten müssen oder sollen auf unsere Krise, weil dann vielleicht. Alles anders gekommen wäre. Sagt, dann würden wir vielleicht noch zusammen leben.
Dass wir sehen werden, wohin es uns bringt, so wie es jetzt ist.
Er sagt auch, man kann vielleicht heute anders und unkonventionell Familie sein. Wir leben das jetzt erst ganz kurz. Kann man noch nicht so richtig beurteilen. Aber man kann sagen, es geht uns besser. Wir sind beide gelöst.
Wir trinken Kaffee.
Dann lege ich mich hin. Zumindest ein bisschen ausruhen.
Denke, der Schlafmangel trägt so viel bei. Dazu. Ich bin so müde und unkonzentriert. Eigentlich immer. Muss entweder zu Mittag ausruhen oder schlafe abends sofort ein.
Am Nachmittag gehen wir auf den Rummel.
Das herrliche Kind isst nach dem Aufstehen Kürbissuppe und ist guter Dinge. Ist wieder hergestellt. Wir wagen es. Sind unternehmungslustig.
Auf dem Rummel fahren wir Karussell.
Das herrliche Kind und ich.
Weniger als 80kg müssen Kind und Begleitung wiegen. Also Karussell mit mir.
Es ist sehr wackelig.
Das Blechflugzeug dreht sich im Kreis und hebt ein bißchen ab, nach oben.
Es ist mir unheimlich.
Es ist wunderbar.
Dämmrig ist es, alle Lichter der Fahrgeschäfte Leuchten und blinken.
Das Kind singt, hält meine Hand. Ich weiß, dass das wieder so ein Moment ist.
Bewahre ihn.
Direkt hinter meinem Brustbein bewahre ich dieses Gefühl.
Wir drehen uns.
Winken dem Vater zu.
Drehen uns.
Das Kind lehnt sich an mich.
Heute war Familientag.
Wir haben es heute gut gemacht.
Waren wirklich zusammen.
Ohne "als ob".
So nahe waren wir uns lange nicht, trotzdem haben wir uns nicht "angenähert".
So nicht.
"Lieb haben" ist etwas anderes als "Lieben".
Um's verstehen geht es. Jetzt.
Wir uns.
Wir es.
Auf meine "freie Zeit" habe ich heute verzichtet. Auch auf Vorwürfe, weil aus "gleich morgens" wieder nach 9 Uhr wurde.
Das hat sich sehr gelohnt.
Keine neue Erkenntnis.
Eher ein Sicherer-werden im neuen Tritt.