Um 5 Uhr morgens


Um 5 Uhr morgens beginnt der Tag.
Auch heute ist das zu früh.
Wir machen uns Kakao und Kaffee. Haben immerhin genug Zeit.
Zuerst ganz wach werden.
Haben Zeit für zwei Mal das Yakari Hörspiel.
Für die Wäsche.
Für ein langes Frühstück.
Ich habe Zeit um mir die Haare zu waschen.

Um 8.15 Uhr spaziert mein herrliches Kind bestens gelaunt in seine Gruppe und ich bin pünktlich in der Klinik.
Ich bin nicht überzeugt von 5 Uhr morgens, aber damit versöhnt.

Ich arbeite durch bis 15 Uhr.
Hole ihn ab mit dem Fahrrad.
Die Erzieherinnen sagen, er spricht plötzlich ganz viel. Sagen, er macht "einen Sprung nach vorne".
Ich merke das auch.
Frage mich, woran das liegt.
An ihm?
An der Situation?
Haben wir alle mehr Luft zum Atmen, mehr Raum?

Meine beste Freundin aus der Klinik und ihr Kind kommen noch vorbei. Wir essen alle zusammen, picknicken im Wohnzimmer. Die Kinder spielen um uns herum. Ich bin froh, sie zu haben. Wahlfamilie.
Zusammen die Kinder groß werden lassen.
Unser Zuhause ist so ein guter Ort, sagt sie. Sagt, man atmet auf in unserer Wohnung.

Sie gehen gegen 18 Uhr und das herrliche Kind badet. Ich bereite den Kaffee vor für morgen. Mache die Flasche für den Abend warm, stelle eine Flasche parat für die Nacht, bereite die Flasche für morgen früh vor. Räume auf. Mache die Küche sauber. Atme tief ein. Und aus.
Ein guter Ort.
Das ist es.
Die erste Anspannung hat sich gelegt.
Ich spüre die Müdigkeit.
Spüre die Verantwortung.
Habe zwei Falten jeweils links und rechts in den Mundwinkeln bekommen. Links tiefer als rechts.
Vom Zähne zusammen beißen.
Ich spüre die Verantwortung und langsam wird mir die Menge der Handgriffe, der Aufgaben klar. Der sich immer und jeden Tag wiederholenden Handgriffe, immer wieder jeden Tag.
Atmen nicht vergessen.
Aufatmen nicht vergessen.
Und weiter atmen.
Bis ich einen Überblick habe.
Nicht nur von Tag zu Tag schwimme. Mit ohne ausreichend Schlaf.
Ruhig atmen.
Bis ich es ganz realisiert habe.
Und die Aufgabe klar geworden ist.
Das neue Normal.
Wer ich jetzt bin.

Es geht gut. Geht mir im Grunde gut.
Es ist nicht schwierig, nur manchmal gar nicht einfach alles zu schaffen in 24 Stunden.
Ein Sprung nach vorne, auch für mich. Vor Kurzem noch war es schwierig.

Ich liege im eigenen Bett.
Hoffe auf eine ruhige Nacht. Eine längere Nacht.
Alles ist vorbereitet.
Durchatmen.


Beliebte Posts aus diesem Blog

Klar kommen

In der Liebe bleiben

Das Leben einer Königin