Dienst
Dienst.
Der Hubschrauber landet ununterbrochen, ein Schock-Raum nach dem anderen. Das betrifft die Kollegen, nicht uns. Aber es beschreibt die Stimmung in der Notaufnahme. Die Geräuschkulisse ist abenteuerlich. So viele Menschen. Patienten. Angehörige.
Ein Schlachtfeld irgendwie.
Ich sehe hintereinander drei Patienten mit Zustand nach Suizidversuch.
Der jüngste Patient ist gerade volljährig, hat 69 Tabletten Paracetamol eingenommen. Ob die Leber versagt und transplantiert werden muss oder nicht, weiß man erst in 4 Tagen. Die Dosis ist tödlich, unbehandelt. Die Hälfte davon wäre es. Macht die Leber kaputt. Unklar ist, wie viel er erbrochen hat. Unklar, was nun passieren wird in ihm. Also Überwachung. Er liegt im Bett, wirkt schmerzhaft kindlich, ist psychisch schwer krank. Sagt, ich bin ein schlechter Mensch; ich hätte mich umbringen sollen, bevor ich so ein schlechter Mensch geworden bin. Entschuldigt sich, dass er meine Zeit verschwendet. Kann nicht raus aus dieser Wahrnehmung, diesem Wahn, dass er es nicht mehr verdient zu leben, weil er so schlecht sei. Ich bringe ihn unter, erkläre den Paragraphen, durch den die Zwangseinweisung geregelt ist. Erkläre lange, warum ich es tue. Er sagt, ich bin den Aufwand nicht wert.
Ich bleibe in der Rolle. Aber es ist schwer. Liebenswert ist er, dieser Junge. So krank. Und so sehr in Gefahr. Ich möchte ihn eigentlich trösten und beschützen. Das wäre der Impuls. Das lasse ich so stehen in mir. Sage nur, wir können Sie behandeln; so schwer muss das Leben nicht sein. Faxe die Unterbringung an das zuständige Amt. Schreibe das Konsil. Mache weiter. So weit bin ich also zurück im Rhythmus. So funktioniert Dienst.
Auf dem Nachhauseweg erzähle ich meinem Fräulein Ahorn. Rede schnell und viel und komm kaum hinterher mit dem Denken, rederederede.
Die Euphorie des Entkommens. Dienstende-Hypomanie.
Und meine Fräulein-Ahorn- Sehnsucht; ich vermisse meine Herzblutfreundinnen. Wie sie.
Wie meine Mama Komplizin. Wie meine Arbeitsehefrau. Meine beste Freundin aus dem Psychiatrie Kollegium. Die schöne Godi.
War so beschäftigt mit dem Ankommen im eigenen Fach, den Diensten und dem Murks in mir, dass ich kaum Kontakt hatte. Zu meinen Freundinnen. Meinen klugen, lustigen Frauen.
Zuhause schnell ins Bett. Das herrliche Kind setzt sich kurz auf, sagt Mama. Sagt nochmal Mama. Sagt es so, dass mein Herz aufgeht. Ich umarme ihn heimlich und vorsichtig. Bloß nicht wecken.
Endlich bei ihm.
Nach Butterflöckchen und Semmelchen.
So riecht er.
Ich flüsterte ihm in die Löckchen, dass die Welt ihm gehört und dass das Leben das Element ist, das ihm am meisten entspricht. Noch zwei Küsse hinterher.
Und jetzt schlafen.
Geschafft.
Der Hubschrauber landet ununterbrochen, ein Schock-Raum nach dem anderen. Das betrifft die Kollegen, nicht uns. Aber es beschreibt die Stimmung in der Notaufnahme. Die Geräuschkulisse ist abenteuerlich. So viele Menschen. Patienten. Angehörige.
Ein Schlachtfeld irgendwie.
Ich sehe hintereinander drei Patienten mit Zustand nach Suizidversuch.
Der jüngste Patient ist gerade volljährig, hat 69 Tabletten Paracetamol eingenommen. Ob die Leber versagt und transplantiert werden muss oder nicht, weiß man erst in 4 Tagen. Die Dosis ist tödlich, unbehandelt. Die Hälfte davon wäre es. Macht die Leber kaputt. Unklar ist, wie viel er erbrochen hat. Unklar, was nun passieren wird in ihm. Also Überwachung. Er liegt im Bett, wirkt schmerzhaft kindlich, ist psychisch schwer krank. Sagt, ich bin ein schlechter Mensch; ich hätte mich umbringen sollen, bevor ich so ein schlechter Mensch geworden bin. Entschuldigt sich, dass er meine Zeit verschwendet. Kann nicht raus aus dieser Wahrnehmung, diesem Wahn, dass er es nicht mehr verdient zu leben, weil er so schlecht sei. Ich bringe ihn unter, erkläre den Paragraphen, durch den die Zwangseinweisung geregelt ist. Erkläre lange, warum ich es tue. Er sagt, ich bin den Aufwand nicht wert.
Ich bleibe in der Rolle. Aber es ist schwer. Liebenswert ist er, dieser Junge. So krank. Und so sehr in Gefahr. Ich möchte ihn eigentlich trösten und beschützen. Das wäre der Impuls. Das lasse ich so stehen in mir. Sage nur, wir können Sie behandeln; so schwer muss das Leben nicht sein. Faxe die Unterbringung an das zuständige Amt. Schreibe das Konsil. Mache weiter. So weit bin ich also zurück im Rhythmus. So funktioniert Dienst.
Auf dem Nachhauseweg erzähle ich meinem Fräulein Ahorn. Rede schnell und viel und komm kaum hinterher mit dem Denken, rederederede.
Die Euphorie des Entkommens. Dienstende-Hypomanie.
Und meine Fräulein-Ahorn- Sehnsucht; ich vermisse meine Herzblutfreundinnen. Wie sie.
Wie meine Mama Komplizin. Wie meine Arbeitsehefrau. Meine beste Freundin aus dem Psychiatrie Kollegium. Die schöne Godi.
War so beschäftigt mit dem Ankommen im eigenen Fach, den Diensten und dem Murks in mir, dass ich kaum Kontakt hatte. Zu meinen Freundinnen. Meinen klugen, lustigen Frauen.
Zuhause schnell ins Bett. Das herrliche Kind setzt sich kurz auf, sagt Mama. Sagt nochmal Mama. Sagt es so, dass mein Herz aufgeht. Ich umarme ihn heimlich und vorsichtig. Bloß nicht wecken.
Endlich bei ihm.
Nach Butterflöckchen und Semmelchen.
So riecht er.
Ich flüsterte ihm in die Löckchen, dass die Welt ihm gehört und dass das Leben das Element ist, das ihm am meisten entspricht. Noch zwei Küsse hinterher.
Und jetzt schlafen.
Geschafft.