Chaos
Draußen Herbst Sonntag. Beinahe kitschig, so schön. Drinnen Chaos.
Nicht so wie in Meg-Ryan-90er-Jahre-Schnulzen, in denen frau sich in Latzhosen mit niedlicher Staubspur auf der Stirn in komischer Verzweiflung selbst findet, zwischen nostalgischen Postkarten und Bücherkisten.
Sondern Chaos im Sinne von Staub in den Augen des herrlichen Kindes, Unordnung in jedem Raum, Geruch nach Kartons. Staub, Unordnung, Zeugs.
Der herzvolle Vater redet nicht mit mir.
Kurz darauf ist er sehr verzweifelt, sagt, sein Leben ist ein Alptraum. Er sei der einzige, der nun alleine leben müsse.
Ich versuche mit ihm zu sprechen.
Er geht einfach weg.
Hört mir nicht zu. Will es nicht, kann es nicht. Fühlt sich alleine gelassen. Kann keine Verantwortung übernehmen heute für unsere Situation.
Er tut mir leid.
Ich fühle mich schuldig.
Und auch, so einfach ist das nicht. Ich höre diesen Wunsch, diesen Anspruch nach Versorgung, danach nie mehr alleine zu sein. Durch die Beziehung. Durch mich.
Es geht nicht nur um das Finanzielle. Er hat sich zurück gezogen in den letzten Jahren. Von seinem großen Bekanntenkreis. Hat sich auf die Ausbildung konzentriert, auf die Fronten, die Schlachten. Sich zurück gezogen. Hat manchmal gesagt, ich habe kaum noch Freunde. Aber. Freundschaften pflegen, echte Freundschaften aufbauen, das ist doch eine Aufgabe die jeder Mensch hat. Selbst hat. Eigenverantwortlich.
In einer Beziehung darf man doch nicht aufhören zu sein, wer man vorher war. Das ist ungesund, eine Hypothek auf die Beziehung. Alles steht und fällt dann. Mit dem Partner.
Hängt an mir.
An mir wie an einer Lokomotive. Die alles in Bewegung bringen muss.
Ich möchte so nicht mehr leben.
Und doch. Tut es mir leid.
Ich hoffe so sehr, so so sehr, dass der herzvolle Vater wachsen kann. Jetzt. An dieser Situation. Mit der Erfahrung, alleine zu sein, aber nicht alleine gelassen. Als Teil von. Einer Familie. Unserer Familie. Selbstverantwortlich.
Selbstwirksam.
Heute übernehme ich. Die Stimmung. Die Planung.
Merke, dass ich einen Katastrophen Modus aktivieren kann in mir, der absolute Funktionalität garantiert.
Nicht zum ersten Mal. Funktioniert der Modus. Ich rufe den Vater vom besten Freund des herrlichen Kindes an. Bitte um Hilfe. Beim Ausmalen. Er kommt, sammelt den herzvollen Vater ein. Sie fahren in meine neue Wohnung und streichen dort zwei Zimmer weiß.
Ich bleibe mit dem Kind im Chaos.
Mache weiter.
Packe.
Halte die Fahne hoch.
Liebevoll, zuversichtlich. Mit dem Kind.
Packe 12 Kisten. Koche. Spiele mit dem Kind. Lese, spaziere, male mit Kreide auf der Straße mit dem Kind. Lege das Kind zu Mittag ins Bett. Räume auf.
Keine Sekunde lässt es mich im Stich, das innere Zusammengerissen-Sein. Es gibt jetzt kein Einknicken. Kein Drama. Es gibt viel zu tun und jemanden, der auf mich angewiesen ist.
Am Nachmittag versuche ich den herzvollen Vater zu erreichen, zurück ins Boot zu holen, er sitzt schweigend vor dem PC. Unser Nachbar kommt zum Kaffee, unser gemeinsamer Freund. Hilft mit, behutsam, die Stimmung zu drehen.
Abends ein Spaziergang zu dritt durchs Viertel. Das Kind ist glücklich, Feuerwehrhelm und Rutschauto, keine Hose an. Wir reden kaum. Aber genug.
Kurz vor dem Zubettgehen des Kindes, geht der Vater noch einmal los.
Ich mache weiter.
Zähne putzen, lesen, singen, viele Küsse, einschlafen.
Kastanien hat er geholt, der Vater. Braucht das herrliche Kind morgen in der Kita. Ich hatte nur Eicheln gefunden.
Ich mache mir noch ein Käsebrot. Sehe nach ihm. Er ist abweisend. Guckt einen Film.
Es ist in Ordnung, einen Tag lang oder einige Tage lang nicht in der Lage zu sein.
Es gehört dazu.
Ich hoffe danach gelingt das Nachdenken, Verantwortung übernehmen.
Wir beide brauchen auch das Anders-Machen. Miteinander.
Reden.
Meinen Teil muss ich verstehen. Für mich.
Vielleicht dann irgendwann mit ihm. Miteinander reden, zusammen verstehen.
Vielleicht dann.
Jetzt ist Chaos. Krise.
Ich bin im Modus.
Bin die Mama. Muss jetzt und werde jetzt hier durchhalten.
Noch 6 Tage.
Nicht so wie in Meg-Ryan-90er-Jahre-Schnulzen, in denen frau sich in Latzhosen mit niedlicher Staubspur auf der Stirn in komischer Verzweiflung selbst findet, zwischen nostalgischen Postkarten und Bücherkisten.
Sondern Chaos im Sinne von Staub in den Augen des herrlichen Kindes, Unordnung in jedem Raum, Geruch nach Kartons. Staub, Unordnung, Zeugs.
Der herzvolle Vater redet nicht mit mir.
Kurz darauf ist er sehr verzweifelt, sagt, sein Leben ist ein Alptraum. Er sei der einzige, der nun alleine leben müsse.
Ich versuche mit ihm zu sprechen.
Er geht einfach weg.
Hört mir nicht zu. Will es nicht, kann es nicht. Fühlt sich alleine gelassen. Kann keine Verantwortung übernehmen heute für unsere Situation.
Er tut mir leid.
Ich fühle mich schuldig.
Und auch, so einfach ist das nicht. Ich höre diesen Wunsch, diesen Anspruch nach Versorgung, danach nie mehr alleine zu sein. Durch die Beziehung. Durch mich.
Es geht nicht nur um das Finanzielle. Er hat sich zurück gezogen in den letzten Jahren. Von seinem großen Bekanntenkreis. Hat sich auf die Ausbildung konzentriert, auf die Fronten, die Schlachten. Sich zurück gezogen. Hat manchmal gesagt, ich habe kaum noch Freunde. Aber. Freundschaften pflegen, echte Freundschaften aufbauen, das ist doch eine Aufgabe die jeder Mensch hat. Selbst hat. Eigenverantwortlich.
In einer Beziehung darf man doch nicht aufhören zu sein, wer man vorher war. Das ist ungesund, eine Hypothek auf die Beziehung. Alles steht und fällt dann. Mit dem Partner.
Hängt an mir.
An mir wie an einer Lokomotive. Die alles in Bewegung bringen muss.
Ich möchte so nicht mehr leben.
Und doch. Tut es mir leid.
Ich hoffe so sehr, so so sehr, dass der herzvolle Vater wachsen kann. Jetzt. An dieser Situation. Mit der Erfahrung, alleine zu sein, aber nicht alleine gelassen. Als Teil von. Einer Familie. Unserer Familie. Selbstverantwortlich.
Selbstwirksam.
Heute übernehme ich. Die Stimmung. Die Planung.
Merke, dass ich einen Katastrophen Modus aktivieren kann in mir, der absolute Funktionalität garantiert.
Nicht zum ersten Mal. Funktioniert der Modus. Ich rufe den Vater vom besten Freund des herrlichen Kindes an. Bitte um Hilfe. Beim Ausmalen. Er kommt, sammelt den herzvollen Vater ein. Sie fahren in meine neue Wohnung und streichen dort zwei Zimmer weiß.
Ich bleibe mit dem Kind im Chaos.
Mache weiter.
Packe.
Halte die Fahne hoch.
Liebevoll, zuversichtlich. Mit dem Kind.
Packe 12 Kisten. Koche. Spiele mit dem Kind. Lese, spaziere, male mit Kreide auf der Straße mit dem Kind. Lege das Kind zu Mittag ins Bett. Räume auf.
Keine Sekunde lässt es mich im Stich, das innere Zusammengerissen-Sein. Es gibt jetzt kein Einknicken. Kein Drama. Es gibt viel zu tun und jemanden, der auf mich angewiesen ist.
Am Nachmittag versuche ich den herzvollen Vater zu erreichen, zurück ins Boot zu holen, er sitzt schweigend vor dem PC. Unser Nachbar kommt zum Kaffee, unser gemeinsamer Freund. Hilft mit, behutsam, die Stimmung zu drehen.
Abends ein Spaziergang zu dritt durchs Viertel. Das Kind ist glücklich, Feuerwehrhelm und Rutschauto, keine Hose an. Wir reden kaum. Aber genug.
Kurz vor dem Zubettgehen des Kindes, geht der Vater noch einmal los.
Ich mache weiter.
Zähne putzen, lesen, singen, viele Küsse, einschlafen.
Kastanien hat er geholt, der Vater. Braucht das herrliche Kind morgen in der Kita. Ich hatte nur Eicheln gefunden.
Ich mache mir noch ein Käsebrot. Sehe nach ihm. Er ist abweisend. Guckt einen Film.
Es ist in Ordnung, einen Tag lang oder einige Tage lang nicht in der Lage zu sein.
Es gehört dazu.
Ich hoffe danach gelingt das Nachdenken, Verantwortung übernehmen.
Wir beide brauchen auch das Anders-Machen. Miteinander.
Reden.
Meinen Teil muss ich verstehen. Für mich.
Vielleicht dann irgendwann mit ihm. Miteinander reden, zusammen verstehen.
Vielleicht dann.
Jetzt ist Chaos. Krise.
Ich bin im Modus.
Bin die Mama. Muss jetzt und werde jetzt hier durchhalten.
Noch 6 Tage.