Wahlfamilie
Das herrliche Kind macht ein Mittagsschläfchen, an meinen Bauch gekuschelt. Die getigerte Katze macht ein Schläfchen an meinen Rücken gekuschelt. Im Schlafzimmer ist es kühl, abgedunkelt.
Draußen Samstagsgeräusche.
Kinder, die spielen. Kaffeetassen, die auf dem Nachbarbalkon auf eine Untertasse gestellt werden. Gemurmel aus dem Garten im Erdgeschoss. Ein Staubsauger irgendwo. Vereinzelt ein paar Motorräder. Es ist kurz nach 13.00 Uhr, vielleicht der letzte richtig heiße Samstag dieses Jahr.
Wir waren wieder im Mega-Hallenbad, im Spaßbad. Morgens um 9.00 Uhr. Wir drei mit dem großen Kind, dem besten Freund vom herrlichen Kind und dessen Papa. Die Mama vom besten Freund ist das Wochenende nicht in der Stadt. Sind also fast komplett, ich hätte sie gerne dabei gehabt.
2,5 Stunden toben die Kinder durchs Wasser. Das Tauchen klappt jetzt schon beeindruckend gut und länger als letzte Woche. Wir sind alle in Endlosschleife auf der großen blauen Rutsche. Die Kleinen sind außer sich: "Mehr, mehr!" Dann eingehüllt in Handtücher, Jause essen. Ich trockne den Jungs jeweils die nassen Löckchen mit einem Handtuch, wische Nasen ab, verteile Gummibärchen. Das große Kind isst ein Sandwich. Die kleinen Jungs essen alles durcheinander. Sind mir beide so vertraut. Ich freue mich so, dass sie zusammen hier sind, einander haben. Dass wir alle zusammen hier sind.
Der Papa vom besten Freund fragt, ob man ihm ansehe, dass er Israeli sei. Er werde angestarrt von zwei Männern mit rasierten Schädeln. Der herzvolle Vater sagt, egal was ist, wir sind als Familie hier, wir sind mehr.
Wir lachen. Weil. Es stimmt. Wahlfamilie.
Heute im Schwimmbad wird mir bewusst, dass wir das füreinander sein können. Geworden sind füreinander.
Über die Kinder. Über unsere Kita, in der fast in jeder Familie ein Elternteil fremd hier ist.
Das verbindet zusätzlich, das Fremd-Sein in dieser Stadt.
Die gemeinsame Erfahrung, nicht zu Hause Zuhause zu sein. Mit Kindern. Weil.
Das Leben gabelt sich auf, wenn man ein Kind bekommt. Wer keines hat, ist woanders, zumindest die ersten Jahre.
Ich habe das Gefühl, dass auch danach noch Paralleluniversen entstehen.
Heute im Schwimmbad wird mir bewusst, dass wir das füreinander sein können. Geworden sind füreinander.
Über die Kinder. Über unsere Kita, in der fast in jeder Familie ein Elternteil fremd hier ist.
Das verbindet zusätzlich, das Fremd-Sein in dieser Stadt.
Die gemeinsame Erfahrung, nicht zu Hause Zuhause zu sein. Mit Kindern. Weil.
Das Leben gabelt sich auf, wenn man ein Kind bekommt. Wer keines hat, ist woanders, zumindest die ersten Jahre.
Ich habe das Gefühl, dass auch danach noch Paralleluniversen entstehen.
Eltern-werden ist nicht Eltern-werden. Es macht einen Unterschied, so nehme ich das wahr, ob Familie vor Ort ist. Oder nicht.
Ist Familie vor Ort, rückt die näher zusammen. Meine Freundinnen mit Familie in der Nähe, sind viel mit der Familie seit die Kinder da sind.
Ist keine in der Nähe, ist man mehr alleine.
Mehr als man müsste. Mehr als man möchte. Neigt eher dazu, sich abzukapseln.
Über unsere Kita kenne ich jetzt 4 andere Muttis. Keine hat im Umkreis von 800 km Familie. Unsere Geschichten sind so ähnlich, dass es fast weh tut. Die Einsamkeit im ersten Jahr. Mit Baby in einer Stadt, die man sich gerade eben erobert hat. Keine Langzeitfreunde, keine Schonimmernachbarn, alle Freundschaften erst kürzlich gewachsen. Das Gefühl, alleine zu sein. Isoliert. Jede für sich in einer Mikroblase mit Kind. Das Fehlen des sogenannten Dorfes, keine Möglichkeit Aufgaben aufzuteilen, sich etwas abzugucken von erfahreneren Eltern, keiner da, dem man das Kind anvertrauen konnte und wollte. Ein Babysitter wäre jemand Fremder gewesen. Unvorstellbar für jede von uns.
Ist Familie vor Ort, rückt die näher zusammen. Meine Freundinnen mit Familie in der Nähe, sind viel mit der Familie seit die Kinder da sind.
Ist keine in der Nähe, ist man mehr alleine.
Mehr als man müsste. Mehr als man möchte. Neigt eher dazu, sich abzukapseln.
Über unsere Kita kenne ich jetzt 4 andere Muttis. Keine hat im Umkreis von 800 km Familie. Unsere Geschichten sind so ähnlich, dass es fast weh tut. Die Einsamkeit im ersten Jahr. Mit Baby in einer Stadt, die man sich gerade eben erobert hat. Keine Langzeitfreunde, keine Schonimmernachbarn, alle Freundschaften erst kürzlich gewachsen. Das Gefühl, alleine zu sein. Isoliert. Jede für sich in einer Mikroblase mit Kind. Das Fehlen des sogenannten Dorfes, keine Möglichkeit Aufgaben aufzuteilen, sich etwas abzugucken von erfahreneren Eltern, keiner da, dem man das Kind anvertrauen konnte und wollte. Ein Babysitter wäre jemand Fremder gewesen. Unvorstellbar für jede von uns.
Und jetzt tun sich die Kinder zusammen. Und stellen Verbindung her, zwischen unseren Mikrokosmen.
Ich bin so dankbar dafür.
Für diese Menschen, die "I feel you" sagen und "I feel you" meinen.
Die Wahlfamilie werden, jeden Monat mehr.
Ich bin so dankbar dafür.
Für diese Menschen, die "I feel you" sagen und "I feel you" meinen.
Die Wahlfamilie werden, jeden Monat mehr.
Ein Rasenmäher brummt ganz in der Nähe. Es ist kurz vor 14 Uhr. Samstag. Pause. Rasenmäher Geräusch. Die Welt ist ein guter Ort.