Seelen-Kater
Das herrliche Kind schläft, keine Minute zu früh. Ich kann heute nicht. Nichts geht heute. Ich habe ganz schlimm Seelen-Kater. Wie immer nach einem anstrengenden Dienst. Menschen-Kater. Bin müde und kontaktscheu. Bin spröde. Innen und außen. Hatte ich vergessen, dass das so ist. Es ist so.
Objektiv betrachtet war der Dienst gestern nicht schlimm.
Aber für mich war es die volle Breitseite.
Die ersten drei Stunden waren ganz, ganz schlimm. Zuerst ein Patient mit Psychose, maximal desorganisiert. Hat sich in seiner Verworrenheit so besonders gewählt ausgedrückt. Dabei betont ruhig, ohne Ruhe. Unterschwellig Aggressiv. Angespannt. Abdeckend. Ich habe ein paar Minuten gebraucht um zu kapieren, dass wir keine Möglichkeit haben, uns wirklich zu verständigen. Oder auf irgendetwas zu einigen. Also. Muss ich, weil ich die Ärztin bin, Entscheidungen treffen. Eine Unterbringung. Und kurz darauf noch ein Einsatz für den Sicherheitsdienst. Kurzer Tumult. Mitten in der Zentralen Notaufnahme, vor allen anderen Patienten, den Kollegen. Er wollte gehen, ich habe versucht ihn aufzuhalten, ein Pfleger ist mir, Gott sei Dank, gefolgt. Bedrohlich war das. Kurz davor zu eskalieren. Ich war ängstlich, völlig überfordert in diesem Moment. War zu lange raus, zu weit weg von solchen Situationen. Habe nicht in die Rolle gefunden. An mein herrliches Kind gedacht. Bin zurück gewichen, als der Patient auf mich zu gerannt ist, habe mich halb hinter dem Pfleger versteckt. Hatte Angst, ein paar Momente lang. Habe mich gleichzeitig dafür geschämt. Bin doch die Ärztin. Muss doch einschätzen, sollte doch auch die Kollegen von der Pflege nicht in gefährliche Situationen bringen. Der Pfleger ist ein Notaufnahme-Schlachtschiff. Ich kenne ihn seit 6 Jahren. Er hat gesagt, das war gefährlich, dafür bist du zu zierlich. Ich habe mich bedankt und nochmals bedankt, für seine Unterstützung. Habe gesagt, ich kann es nicht mehr, bin plötzlich ängstlich. Er hat geantwortet, du bist zu normal, du findest zurück, in diese Zwischenwelt. Zwischen die Kategorien. In die Extreme. Die werden wieder Alltag. Ich habe gedacht, hier, im Dienst, in der Notaufnahme möchte ich wieder zurück finden, zu meinem alten Ich.
Ich habe früher keine Angst gehabt. Konzentration und Anspannung schon. In keiner Situation Angst. War ich leichtsinnig oder konnte ich es wirklich einschätzen?
Dann ein Patient nach schwerem Suizidversuch im Schockraum. Ein Patient mit Zwangsstörung und Angst. Zwei Patienten mit Alkohol- und Drogenabhängigkeit. Dann ein sehr junger Patient mit Gesprächsbedarf. Mit Drogenkarriere. Einem Hauch von Derealisation im Erleben.
Im Hintergrund die ZNA an sich, die ganze Zeit Gebimmel, die Telefone, die Überwachungsmonitore. Die ganze Zeit Menschen, die kommen, die gehen, die suchen, die fragen, die rufen. Menschen, die riechen, die bluten, die sich übergeben, die einnässen, die starren.
Am Ende der Schicht war ein bißchen von dem zurück, was ich mir in den letzten Jahren erarbeitet hatte. Routine. Noch nicht so recht die Sicherheit, Gelassenheit.
Das Radar muss an sein. Muss. Die ganze Konzentration. Antennen auf Empfang. Und gleichzeitig. Das ganz feine Einschwingen gehört nicht hierher. Kein Mitschwingen.
Klar sein. Distanz und Herzlichkeit. Die Verantwortung übernehmen.
Ich kann es nächste Woche wieder üben.
Objektiv betrachtet war der Dienst gestern nicht schlimm.
Aber für mich war es die volle Breitseite.
Die ersten drei Stunden waren ganz, ganz schlimm. Zuerst ein Patient mit Psychose, maximal desorganisiert. Hat sich in seiner Verworrenheit so besonders gewählt ausgedrückt. Dabei betont ruhig, ohne Ruhe. Unterschwellig Aggressiv. Angespannt. Abdeckend. Ich habe ein paar Minuten gebraucht um zu kapieren, dass wir keine Möglichkeit haben, uns wirklich zu verständigen. Oder auf irgendetwas zu einigen. Also. Muss ich, weil ich die Ärztin bin, Entscheidungen treffen. Eine Unterbringung. Und kurz darauf noch ein Einsatz für den Sicherheitsdienst. Kurzer Tumult. Mitten in der Zentralen Notaufnahme, vor allen anderen Patienten, den Kollegen. Er wollte gehen, ich habe versucht ihn aufzuhalten, ein Pfleger ist mir, Gott sei Dank, gefolgt. Bedrohlich war das. Kurz davor zu eskalieren. Ich war ängstlich, völlig überfordert in diesem Moment. War zu lange raus, zu weit weg von solchen Situationen. Habe nicht in die Rolle gefunden. An mein herrliches Kind gedacht. Bin zurück gewichen, als der Patient auf mich zu gerannt ist, habe mich halb hinter dem Pfleger versteckt. Hatte Angst, ein paar Momente lang. Habe mich gleichzeitig dafür geschämt. Bin doch die Ärztin. Muss doch einschätzen, sollte doch auch die Kollegen von der Pflege nicht in gefährliche Situationen bringen. Der Pfleger ist ein Notaufnahme-Schlachtschiff. Ich kenne ihn seit 6 Jahren. Er hat gesagt, das war gefährlich, dafür bist du zu zierlich. Ich habe mich bedankt und nochmals bedankt, für seine Unterstützung. Habe gesagt, ich kann es nicht mehr, bin plötzlich ängstlich. Er hat geantwortet, du bist zu normal, du findest zurück, in diese Zwischenwelt. Zwischen die Kategorien. In die Extreme. Die werden wieder Alltag. Ich habe gedacht, hier, im Dienst, in der Notaufnahme möchte ich wieder zurück finden, zu meinem alten Ich.
Ich habe früher keine Angst gehabt. Konzentration und Anspannung schon. In keiner Situation Angst. War ich leichtsinnig oder konnte ich es wirklich einschätzen?
Dann ein Patient nach schwerem Suizidversuch im Schockraum. Ein Patient mit Zwangsstörung und Angst. Zwei Patienten mit Alkohol- und Drogenabhängigkeit. Dann ein sehr junger Patient mit Gesprächsbedarf. Mit Drogenkarriere. Einem Hauch von Derealisation im Erleben.
Im Hintergrund die ZNA an sich, die ganze Zeit Gebimmel, die Telefone, die Überwachungsmonitore. Die ganze Zeit Menschen, die kommen, die gehen, die suchen, die fragen, die rufen. Menschen, die riechen, die bluten, die sich übergeben, die einnässen, die starren.
Am Ende der Schicht war ein bißchen von dem zurück, was ich mir in den letzten Jahren erarbeitet hatte. Routine. Noch nicht so recht die Sicherheit, Gelassenheit.
Das Radar muss an sein. Muss. Die ganze Konzentration. Antennen auf Empfang. Und gleichzeitig. Das ganz feine Einschwingen gehört nicht hierher. Kein Mitschwingen.
Klar sein. Distanz und Herzlichkeit. Die Verantwortung übernehmen.
Ich kann es nächste Woche wieder üben.