Meine Geldbörse liegt in einem Spind


Meine Geldbörse liegt in einem Spind in einem Spaßbad, einem Mega-Hallenbad, 30 Minuten Autofahrt von zu Hause entfernt. Mit allen Ausweisen und Karten drin, die ich jeden Tag brauche, die mir nur Österreich ausstellen kann.
Voller Bargeld.
Ich liege im Bett neben dem herrlichen Kind. Der herzvolle Vater ist auf dem Weg dort hin und holt es. Holt es. Weg sein wird es nicht. Das Geld bestimmt.
Aber nicht der Rest. Sage ich mir.
Es wird noch da liegen oder abgegeben worden sein. Weil, das kann einfach nicht weg sein.

Wir waren heute morgen um 9.05 Uhr da und um 9.11 Uhr im Wasser. Non Stop, fast drei Stunden. Die erste davon fast alleine, im riesigen Wellenbad. Das war wie ein Wellness Megatempel, weil ruhig, sauber und entspannt. Alles für uns. Richtig schön.
Das Wellenbad ist wie ein Strand konzipiert, sanft abfallend, langsam tiefer werdend.
Das herrliche Kind hat heute dort erste Tauchgänge unternommen. Auf die Hände gestützt, quasi in Liegestütz Position, Kopf unter Wasser ist er unterwegs gewesen. "Kokowääh kommt." Wir waren stolz wie verrückt. Er kann natürlich noch nicht schwimmen, aber er springt ohne mit der Wimper zu zucken vom Beckenrand, taucht unter, wischt sich das Wasser aus dem Gesicht, sagt "mehr, mehr".
Und er taucht, seit heute.
Er war auf der breiten Wellenrutsche, auch zum ersten Mal heute. Erst auf dem Schoß, dann alleine sitzend, wollte nur, dass wir uns an der Hand halten.
Was ich sagen will: er ist so mutig, er liebt das Wasser, er lernt jede Woche so viel Neues. Ich bin so begeistert.

Als er seinen ersten Zahn bekommen hat, war ich genau so stolz wie in dem Moment, als ich meine gebundene Doktorarbeit zum ersten Mal in der Hand hatte.
Seither sind seine Entwicklungsschritte, jeder einzelne und jedes Mal, das Tollste was ich jemals gesehen habe. Unvergleichlich.
Ich weiß, dass dieses Gefühl außer mir maximal ein weiterer Mensch auf der Welt in dieser albernen Überzeugung und Begeisterung teilt: der herzvolle Vater.  

Wir machen regelmäßig Ausflüge zu dritt oder auch zu viert (auch mit dem großen Kind). Und klar, wir sind kein Paar mehr, man könnte jetzt vermehrt oder auch ausschließlich einzeln Unternehmungen machen, einer jeweils, mit dem herrlichen Kind. Aber. Dann würde der jeweils andere verpassen, wie das Kind taucht, zum ersten Mal, und danach auftaucht, sich überrascht umguckt, unbändig stolz ist. Und derjenige, der dabei wäre, könnte nicht mit genau der selben Begeisterung, die das Kind zeigt, zum einzigen anderen Menschen, der sowas Großartiges auch noch nie gesehen hat, sagen "hast du das gesehen, wie toll!".
Ich drücke mich kompliziert aus.
Ich will sagen: Elternteam sein ist wichtig, wegen der Absprachen, dem wechselseitigen Kind-Betreuen an langen Arbeitstagen.
Aber am wichtigsten für genau das: das geteilte Hingerissen sein. Weil niemand sonst auch so, genau so stolz sein kann. (Natürlich nicht.)
Der "Glanz in den Augen", wie es in der
Bindungspsychologie heißt. Den das Kind braucht. Für seine Seele.
Und den ich auch brauche, für meine Seele.
Unser herrliches Kind will geliebt werden und gesehen.
Will selbstverständlich das Kind beider Eltern sein, ohne dafür zu zwei Varianten von sich selbst zu werden.
Und ich denke, wir, die Eltern wollen beide stolz sein und hingerissen. In solchen Momenten.

Deshalb lohnt es sich für uns als Elternteam alles zu geben, was nötig ist.
Heute den Samstag Vormittag, im Spaßbad zusammen als Familie.
Heute hoffentlich obendrauf nur das Bargeld.
Heute hoffentlich nicht außerdem alle Ausweise und Bankkarten, weil der herzvolle Vater gesagt hat, Schrank ist leer, und ich mit dem einschlafenden Kind auf dem Arm nicht mehr kontrolliert habe.

Der herzvolle Vater schickt ein Foto. Vom Geldbörserl, alles drin, inklusive Geld.
Check.
Team erstklassige Lösung.
Heute.

Und, um es noch ein Mal in aller Deutlichkeit zu sagen: das herrliche Kind, das Tolle, kann nun tauchen.



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