Hinreißend oder davonreißend
Gestern Morgen war der schlimmste Morgen, den wir jemals hatten, das herrliche Kind und ich.
Und heute war ein bilderbuchhaft schöner Tag, von morgens bis abends. Als würde das herrliche Kind für das Familienministerium arbeiten; beim Magistrat angestellt sein, damit die Menschen Kinder bekommen.
Die Tage sind wechselhaft. Sind entweder hinreißend oder davonreißend. Ein Dazwischen gibt es kaum.
Gestern Morgen hat das Kind das Anziehen verweigert, wie so oft in den letzten Wochen. Alles abgelehnt, außer die Windel.
Ich habe ihm angesehen, dass es ein schwieriger Tag wird. Schon beim Aufwachen. War es spürbar, dass es in ihm brodelt. Unleidig war er. Dann war es Zeit, ihn anzuziehen und los zu gehen. Und dann war es wirklich Zeit. Und dann höchste Zeit. Nach 30 Minuten locken, bitten, Alternativen anbieten, Ablenkungsversuchen und Anweisungen und dem frustranen, öffentlichen Versuch, das Kind auf der Straße vor dem Haus anzuziehen, abgelenkt vom Tagesgeschehen, ist es eskaliert. Völlig.
So viel Wut. Auf beiden Seiten. Und beide nicht in der Lage, damit aufzuhören. Wir waren beide heillos mitgerissen von unseren Emotionen. Das herrliche Kind und ich.
Dabei sollte ich doch. Sollte. Die Erwachsene sein.
Er hat gebrüllt und geheult, ich habe geschrien. Er hat getreten, ich habe ihn gepackt. Er hat sich fast übergeben vor Aufregung, ich habe geheult. Schrecklich war das.
Bis zum Schluss konnten wir es nicht lösen, das Schreckliche. Haben uns so getrennt, in der Kita. Beide aufgelöst, jeder für sich.
Mein Fräulein Ahorn sagt, die Erwachsenen wissen niemals etwas wirklich von den Kindern.
Es ist mir völlig unklar, warum es manchmal geht und dann wieder nicht. Das Anziehen. Daran hängt und klemmt es momentan. Das Anziehen ist der neuralgische Punkt.
Es hat irgendetwas mit ihm zu tun, mit dem herrlichen Kind. An manchen Tagen hat er es schwer. Das Schwierige. Trägt er mit sich herum. Es wandert in ihm herum, das Dagegen-Sein, das Unwillige. Ansehen kann ich es ihm. Dann reicht eine falsche Bewegung, eine falsche Betonung. Von mir. Von irgendwem. Und dann entzündet es sich. Explodiert. Implodiert. Und das ist es, worauf es wartet, das "Dagegen" im herrliche Kind. An solchen Tage. Die wabernde Unlust in ihm muss sich entzünden. Nur dann hört es auf. Das weiß ich. Und trotzdem. Versuche ich, es zu verhindern, es zu vermeiden. Tappse vorsichtig um ihn herum. Stelle so viele Fragen, willst du dies, willst du lieber das. Bin defensiv. Will es richtig machen. Gerate in eine schwache Position, biedere mich an. Und dann explodiert das Kind an irgendeiner Stelle. Natürlich. Trotzdem. Nicht, weil ich. Und noch nicht einmal, weil er. Sondern aufgrund der Tatsache, dass es in ihm explodieren muss.
Es macht mich hilflos. Ich werde dann auch so wütend. Kann es nicht verhindern. Nicht unterbrechen. Denke, ich mache doch alles. Herrgottnochmal. Den ganzen Tag mache ich doch alles. Kapiere nicht, dass er nicht deshalb explodiert oder implodiert, weil ich. Sondern weil es dran ist. Es muss. Gehirnentwicklung. Verläuft eben so.
Mit einem Tag Abstand weiß ich das.
Jeden Tag muss ich das wissen.
Ich möchte das tragfähig kapieren. Umsetzen können.
Es ist doch gar nicht so anders als mit meinen Patienten. Diese Situation ist ähnlich für das Kind und für meine Patienten. Überwältigende Gefühle werden ausagiert.
Ich bin doch auch nicht wütend auf meine Patienten. Wenn die sich nicht adäquat ausdrücken können. Wenn die durchdrehen. Da bin ich nicht verunsichert oder angefasst oder schreie selber herum. Ich weiß doch, auch deshalb sind sie meine Patienten. Das ist auch ein Grund, warum sie da sind. Warum ich da bin, für sie.
Er ist 2 Jahre alt. Das ist der Grund. Für diese Szenen. Es ist kein Hinweis auf irgendetwas. Keine Botschaft, keine Attacke. Es ist einfach Gehirnentwicklung.
Ein Mantra brauche ich.
Eine Haltung.
Trotz, sagt Wikipedia war ursprünglich nicht negativ konnotiert, es hat Standhaftigkeit und Widerstand bedeutet.
Standhaftigkeit und Widerstand.
Imponiert mir. Kenne ich. Mag ich.
Ich versuche es damit.
Und ich merke mir unser Heute. Das ist auch er. Das ist Ergebnis seiner bisherigen Gehirnentwicklung. Entzückend war er. Lustig, liebevoll, selbstständig. Hat mitgemacht. War mit mir. War bei sich.
Liegt neben mir und sagt im Schlaf, "Kokowä kommt". Habe ich ihm vorhin noch vorgesungen. Das Krokodil Lied. Und er hat dazu geklatscht. Und ich war hin und weggerissen vor Liebe.
Dieses herrliche Kind.
So viel Gefühl.
Und heute war ein bilderbuchhaft schöner Tag, von morgens bis abends. Als würde das herrliche Kind für das Familienministerium arbeiten; beim Magistrat angestellt sein, damit die Menschen Kinder bekommen.
Die Tage sind wechselhaft. Sind entweder hinreißend oder davonreißend. Ein Dazwischen gibt es kaum.
Gestern Morgen hat das Kind das Anziehen verweigert, wie so oft in den letzten Wochen. Alles abgelehnt, außer die Windel.
Ich habe ihm angesehen, dass es ein schwieriger Tag wird. Schon beim Aufwachen. War es spürbar, dass es in ihm brodelt. Unleidig war er. Dann war es Zeit, ihn anzuziehen und los zu gehen. Und dann war es wirklich Zeit. Und dann höchste Zeit. Nach 30 Minuten locken, bitten, Alternativen anbieten, Ablenkungsversuchen und Anweisungen und dem frustranen, öffentlichen Versuch, das Kind auf der Straße vor dem Haus anzuziehen, abgelenkt vom Tagesgeschehen, ist es eskaliert. Völlig.
So viel Wut. Auf beiden Seiten. Und beide nicht in der Lage, damit aufzuhören. Wir waren beide heillos mitgerissen von unseren Emotionen. Das herrliche Kind und ich.
Dabei sollte ich doch. Sollte. Die Erwachsene sein.
Er hat gebrüllt und geheult, ich habe geschrien. Er hat getreten, ich habe ihn gepackt. Er hat sich fast übergeben vor Aufregung, ich habe geheult. Schrecklich war das.
Bis zum Schluss konnten wir es nicht lösen, das Schreckliche. Haben uns so getrennt, in der Kita. Beide aufgelöst, jeder für sich.
Mein Fräulein Ahorn sagt, die Erwachsenen wissen niemals etwas wirklich von den Kindern.
Es ist mir völlig unklar, warum es manchmal geht und dann wieder nicht. Das Anziehen. Daran hängt und klemmt es momentan. Das Anziehen ist der neuralgische Punkt.
Es hat irgendetwas mit ihm zu tun, mit dem herrlichen Kind. An manchen Tagen hat er es schwer. Das Schwierige. Trägt er mit sich herum. Es wandert in ihm herum, das Dagegen-Sein, das Unwillige. Ansehen kann ich es ihm. Dann reicht eine falsche Bewegung, eine falsche Betonung. Von mir. Von irgendwem. Und dann entzündet es sich. Explodiert. Implodiert. Und das ist es, worauf es wartet, das "Dagegen" im herrliche Kind. An solchen Tage. Die wabernde Unlust in ihm muss sich entzünden. Nur dann hört es auf. Das weiß ich. Und trotzdem. Versuche ich, es zu verhindern, es zu vermeiden. Tappse vorsichtig um ihn herum. Stelle so viele Fragen, willst du dies, willst du lieber das. Bin defensiv. Will es richtig machen. Gerate in eine schwache Position, biedere mich an. Und dann explodiert das Kind an irgendeiner Stelle. Natürlich. Trotzdem. Nicht, weil ich. Und noch nicht einmal, weil er. Sondern aufgrund der Tatsache, dass es in ihm explodieren muss.
Es macht mich hilflos. Ich werde dann auch so wütend. Kann es nicht verhindern. Nicht unterbrechen. Denke, ich mache doch alles. Herrgottnochmal. Den ganzen Tag mache ich doch alles. Kapiere nicht, dass er nicht deshalb explodiert oder implodiert, weil ich. Sondern weil es dran ist. Es muss. Gehirnentwicklung. Verläuft eben so.
Mit einem Tag Abstand weiß ich das.
Jeden Tag muss ich das wissen.
Ich möchte das tragfähig kapieren. Umsetzen können.
Es ist doch gar nicht so anders als mit meinen Patienten. Diese Situation ist ähnlich für das Kind und für meine Patienten. Überwältigende Gefühle werden ausagiert.
Ich bin doch auch nicht wütend auf meine Patienten. Wenn die sich nicht adäquat ausdrücken können. Wenn die durchdrehen. Da bin ich nicht verunsichert oder angefasst oder schreie selber herum. Ich weiß doch, auch deshalb sind sie meine Patienten. Das ist auch ein Grund, warum sie da sind. Warum ich da bin, für sie.
Er ist 2 Jahre alt. Das ist der Grund. Für diese Szenen. Es ist kein Hinweis auf irgendetwas. Keine Botschaft, keine Attacke. Es ist einfach Gehirnentwicklung.
Ein Mantra brauche ich.
Eine Haltung.
Trotz, sagt Wikipedia war ursprünglich nicht negativ konnotiert, es hat Standhaftigkeit und Widerstand bedeutet.
Standhaftigkeit und Widerstand.
Imponiert mir. Kenne ich. Mag ich.
Ich versuche es damit.
Und ich merke mir unser Heute. Das ist auch er. Das ist Ergebnis seiner bisherigen Gehirnentwicklung. Entzückend war er. Lustig, liebevoll, selbstständig. Hat mitgemacht. War mit mir. War bei sich.
Liegt neben mir und sagt im Schlaf, "Kokowä kommt". Habe ich ihm vorhin noch vorgesungen. Das Krokodil Lied. Und er hat dazu geklatscht. Und ich war hin und weggerissen vor Liebe.
Dieses herrliche Kind.
So viel Gefühl.