Gleich beginnt mein erster Dienst


Gleich beginnt mein erster Dienst.
Seit 3 Jahren.
Dienst heißt Notaufnahme.
Tagdienst, Zwischendienst oder Nachtdienst. Tagsüber, nachts und dazwischen. An Wochenenden. Feiertagen.
Ich habe meinen Kolleginnen gesagt, meinen beiden Freundinnen, dass ich nervös bin. Mein erster Dienst. Eine Antwort ist, "dein hundertster". Ich rechne nach. Überschlage im Kopf. Zwischen 250 und 300 Dienste habe ich gemacht bisher. Recht hat sie. Aber.
Ich bin zum ersten Mal.
Im Dienst während mein herrliches Kind zu Hause ist. Ohne mich.

Gestern Nacht konnte ich nicht schlafen.
Um ca. 23.30 Uhr hat sich das Kind in seinem Bett, das zwischen meinem Bett und der Wand steht, aufgesetzt. Im Dunklen konnte ich sein Gesicht nicht erkennen, aber an seiner Haltung habe ich gesehen, dass er überrascht war. Vielleicht vom Wach-Sein. Hat zu mir geguckt.
Ich habe die Decke gehoben, bin ein bisschen zur Seite gerückt und habe auf die Matratze vor mir geklopft. Und er ist zu mir getappst. Ohne ein Wort. Hat sich an mich gekuschelt. Dann auf den Rücken gedreht, ein Beinchen auf meinem Bein. Die Ärmchen links und rechts neben seinem Kopf. Hat geschmatzt. Geseufzt. Und ist sofort wieder eingeschlafen.
Ich war dankbar. Für diesen Moment der Schlaflosigkeit, für diesen Moment mit ihm.
Habe ganz vorsichtig an ihm geschnuppert. Sein kleines Schnauben. Sein Duft. Habe mir gewünscht, ein Parfum daraus machen zu können. Aus diesem Duft. Aus diesem Moment der Nähe. Aus dieser Liebe.

Das ist, wo ich sein will nachts.
Das ist, wofür ich meine Tage durch kaspere, immer weiter.
Darüber habe ich vergessen, was zu tun ist. Im Dienst. Im Dort.
Deshalb bin ich zum ersten Mal im Dienst. Seit. Ich das verpasse.

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