Alles in Ordnung

Alles in Ordnung heute.
Ein unaufgeregter Tag.
Dem herrlichen Kind habe ich gesagt, es entscheidet selbst, was es anzieht. Den Rest packe ich in einen Beutel, den ich an seinen Kleiderhaken in der Kita hänge. Wenn er beim Verlassen des Hauses nur die Windel trägt, ist das so. Ich zerfleische mich nicht mehr. Anziehen oder nicht; hier gibt es nichts mehr, was erkämpft werden kann, nichts was bekämpft werden muss.
Wenn er auf dem Weg in die Kita eine Brezel möchte oder ein extra Fläschchen, muss er sich dafür anziehen. Aber das Basisprogramm "wickeln, Zähne putzen, Frühstück"  gibt es auch ohne Klamotten. Seine Entscheidung. Ich bleibe gelassen.
Heute hat es funktioniert.
Das Haus hat er in Shirt und Windel verlassen. An der Kreuzung wollte er einen Traubenzucker, wollte im Kinderwagen sitzen, dafür hat er Hose und Socken angezogen. Die Schuhe habe ich ihm erlassen, habe dafür ausgehandelt, dass er selbst in seine Gruppe geht. Hat funktioniert.
Ohne Tränen, pünktlich, stressfrei.
Ich weiß. Heute ist heute. Wut und Frust und Zornheulen ist nicht zu vermeiden. Das klappt nicht. Es ist ja auch wichtig. Leider.
Aber zwischendurch, Tage wie heute.

Wie leicht ich dann ankomme, in der Klinik. Innerlich leicht.
Kann viel besser arbeiten.
Habe gute Laune. Kann mich auf die Patienten einlassen, konzentriert, genau.
Bin aufnahmefähig.
Kann mich ohne Schwierigkeiten auch noch um den Ablöse Vertrag mit den Nachmietern kümmern, um meinen eigenen neuen Mietvertrag, beim Essen über die Dienstplan Notfallregelung diskutieren.

Nach der Arbeit mit dem herrlichen Kind, seinem besten Freund und der Mama vom besten Freund, der Lieben, Eis essen und in der Spätsommer/Frühherbst Sonne sitzen. Joghurt Eis mit Sahne. Das Kind lehnt sich an mich, löffelt sein eigenes Eis, ist froh. Seine Locken sind so duftig. Ein paar Momente lang bin ich vollkommen glücklich.
Genug Energie heute, den restlichen Tag zusammen zu verbringen. Zwei 2jährige, die die Wohnung auf den Kopf stellen, zwischen Streit und innigster Liebe, die abwechselnd heulen, Polizei Sirenen nachmachen und Mamaaaaa rufen. Erwachsenen Gespräche führen mit der Mama vom besten Freund. Nebenbei Essen machen für uns alle, Badewanne einlaufen lassen, Geschirrspüler einräumen, Wäsche aufhängen, dann die Kinder, die im vollen Galopp und maximal überdreht den Flur auf und ab rennen, bettfertig machen.
Das alles geht heute. Ganz ohne innerlichen Stress.
Ich bin zuversichtlich. Habe Zutrauen. In mich, das Kind, unser Leben.
Die Väter kommen, der eine zum Abholen, der andere von der Arbeit nach Hause. Die Kinder drehen noch mehr auf. Sind übermütig. Das "bis einer heult" steht greifbar im Raum. Aber. Es passiert nicht. Der beste Freund und die Eltern fahren nach Hause.  Das herrliche Kind klettert auf meinen Schoß, ein bißchen mucksch. Ich flüsterte ihm ins Ohr, dass wir jetzt ein Buch angucken können. Ein Milchflaschi ist schon fertig. Auch das klappt. Das Kind läuft ins Schlafzimmer, klettert ins Bett.
Lesen. Flasche trinken. Licht aus. Kuscheln. Einschlafen.

Ein ganz normaler Tag. Ganz normal und unaufgeregt. Wunderwunderbar.
Ich fühle mich heute sicher. Fühle mich richtig.
Wie lange war ich das nicht mehr. Sicher in meinem eigenen Leben. Auch ohne Zeit für Sport, auch ohne die nötige Ruhe für die Wochenzeitung, auch ohne Kino, Essen gehen, Konzertbesuch. Trotzdem. Alles richtig heute.
Das gute Leben. Ist derzeit eben ein gelungener Tag.

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