Mein erster Dienstplan seit Langem
Der erste Dienstplan seit Langem ist gekommen. Ich bin ab August wieder Psychiaterin. In der Ambulanz. Ab August arbeite ich zwar Teilzeit, 80%, aber auch wieder im Schichtdienste. Dienste heißt Nächte, Wochenenden, Feiertage. 12 Stunden Schichten. Tatsächlich sind es 14 Stunden, mit Übergaben, etc. Es gibt keinen Weg so eine Schicht mit dem Alltag, den Abläufen vom herrlichen Kind zu vereinbaren. Vereinbarkeit. Das gibt es nicht, nicht mit Diensten.
An diesen Tagen, Nächten, Wochenenden bin ich woanders, nicht bei ihm. Ohne den vollherzigen Vater wäre es schlicht und ergreifend nicht machbar. Ich kann das alleine nicht organisieren. Ich möchte das nicht. So lange weg von meinem Kind sein. Den Morgen und den Abend verpassen. Es strengt mich an auf Hilfe angewiesen zu sein. Manchmal triggert das. Die Angst.
Und wenn ich einen Schritt weiter denke, wenn ich davon ausgehe, dass es versorgt ist, mein herrliches Kind, dann bedeutet das für mich wieder Notaufnahme, Akutstation, Sicherheitsdienst, Zuführdienst, Unterbringen, Fixieren. Neben der Verantwortung und den Entscheidungen, die für Patienten wirklich einen Unterschied machen, heißt das auch sinnlose Gesprächsbedarf-Konsile um 4 Uhr morgens, Patienten auf Drogen, aggressive Patienten, Patienten ohne Therapiemotivation.
Ich konnte das früher, konnte es im Grunde mühelos, die wichtigen Entscheidungen treffen und die sinnlosen Aufgaben erledigen, war routiniert, gelassen. Aber zwischen früher und jetzt liegen fast 3 Jahre. Weltraum. Mama Baby Ei. Parallel Universum. Antarktis. Spielplatz. Fremdjahr.
Ich bin nicht sicher, ob ich mich erinnere. Sektorzugehörigkeit. Bedarfsmedikation. Ausgangsregelung. Aufnahmebrief.
Das ist das Vokabular. Das ist das Dort.
Ich bin so weit weg von Dort. Immer noch irgendwie von allem ein Stück entfernt.
Bin die Mama vom herrlichen Kind. Und war nun ein Jahr Gast in der Neurologie, die Fremdjahr-Psychiaterin, von der nicht viel erwartet wurde. Mit voller Rückendeckung durch meine beste Arbeitsehefrau.
Ein Kollege aus der Psychiatrie fragt, ob ich mich freue wieder zurück zu kommen. In mein Fach. Ich weiß nicht.
Man hat mir klar gesagt, dass mein Vertrag nicht mehr verlängert wird. Der Facharzt steht an, wenn die Zulassung zur Prüfung genehmigt wird. Facharzt. Dann soll ich weg. Ich bin nicht ausreichend Wissenschaftlerin. Was soll ich sagen. Die Wahrheit ist, ich bin gar keine Wissenschaftlerin. Ich bin Klinikerin. Oder war Klinikerin.
Und jetzt? Definiert sich alles so anders.
Was meine Tage schön und gelungen macht, was meine Nächte gut und ruhig gestaltet, gibt es im Klinik-Dort nicht.
Zwei Welten. Unvereinbar.
Weil die jeweiligen Maßstäbe und Notwendigkeiten, die Hebelchen und ineinander greifenden Rädchen im Anderen nicht wirksam sind.
Mehr noch, absurd sind sie.
Mein Hier ist Dort absurd, störend, sentimental.
Das Dort ist Hier absurd, abgehoben, institutionalisiert.
Meine beste Arbeitsehefrau und ich sprechen oft darüber. Dieses System. Das verlangt, dass ein Kind nichts verändert. Dass ein Kind nicht vorkommt außerhalb. Ein Hobby sein soll. Dass das Mama-Sein nicht vorkommt. Dass frau das bitteschön trennt.
Warum eigentlich. Warum darf nicht für 2 oder 3 Jahre in so einem Arbeitsleben das Eltern-werden entwickelt werden, wichtig sein, der Job zweitwichtig sein. Ganz offiziell. Auch irgendwie anerkannt, die Mühen dieser Entwicklung. Und dann, mit der Zeit, der neue Maßstab integriert werden?
Wenn es mir gelingt, das Mama-Werden, lerne ich Verantwortung nochmal neu, lerne mich zurückzunehmen, lerne das Durchhalten neu, lerne die Achtsamkeit und Hingabe bezüglich der kleinen Abläufen völlig neu. Wie könnte das nicht wertvoll sein?
Abgesehen davon, dass ich nicht trennen kann, weil ich nicht weiß wie ich zu zwei Personen werden soll - ich möchte das auch gar nicht, zum Teufel. Ich bin froh, mich zusammen zu halten.
Ja, jetzt bin ich Mama. Und Teilzeit-Ärztin.
Und Mama ist die Zusatzqualifikation. Oder wird. Wird immer mehr.
Ich bin zäher. Kenne Krisen von innen, ganz neue Krisen. Und deren Bewältigung. Oder eben das Aushalten nicht auflösbarer Krisen.
Ich weiß mehr. Obwohl ich mehr vergesse.
Mehr Wissen, mehr Qualifikation.
Nicht für die Uniklinik. Absurderweise. Aber Freude kommt so eben nur verhalten auf.
Heute bin ich sakral und süddeutsch, sagt meine beste Arbeitsehefrau. Stimmt. Beim Mittagessen mache ich Witze über Norddeutschland, über die protestantischen Kirchen. Ich bin ein bißchen froh. Habe ein Abschiedsgeschenk bekommen in der Ambulanz. Oberwasser heute. Ein bißchen.
An diesen Tagen, Nächten, Wochenenden bin ich woanders, nicht bei ihm. Ohne den vollherzigen Vater wäre es schlicht und ergreifend nicht machbar. Ich kann das alleine nicht organisieren. Ich möchte das nicht. So lange weg von meinem Kind sein. Den Morgen und den Abend verpassen. Es strengt mich an auf Hilfe angewiesen zu sein. Manchmal triggert das. Die Angst.
Und wenn ich einen Schritt weiter denke, wenn ich davon ausgehe, dass es versorgt ist, mein herrliches Kind, dann bedeutet das für mich wieder Notaufnahme, Akutstation, Sicherheitsdienst, Zuführdienst, Unterbringen, Fixieren. Neben der Verantwortung und den Entscheidungen, die für Patienten wirklich einen Unterschied machen, heißt das auch sinnlose Gesprächsbedarf-Konsile um 4 Uhr morgens, Patienten auf Drogen, aggressive Patienten, Patienten ohne Therapiemotivation.
Ich konnte das früher, konnte es im Grunde mühelos, die wichtigen Entscheidungen treffen und die sinnlosen Aufgaben erledigen, war routiniert, gelassen. Aber zwischen früher und jetzt liegen fast 3 Jahre. Weltraum. Mama Baby Ei. Parallel Universum. Antarktis. Spielplatz. Fremdjahr.
Ich bin nicht sicher, ob ich mich erinnere. Sektorzugehörigkeit. Bedarfsmedikation. Ausgangsregelung. Aufnahmebrief.
Das ist das Vokabular. Das ist das Dort.
Ich bin so weit weg von Dort. Immer noch irgendwie von allem ein Stück entfernt.
Bin die Mama vom herrlichen Kind. Und war nun ein Jahr Gast in der Neurologie, die Fremdjahr-Psychiaterin, von der nicht viel erwartet wurde. Mit voller Rückendeckung durch meine beste Arbeitsehefrau.
Ein Kollege aus der Psychiatrie fragt, ob ich mich freue wieder zurück zu kommen. In mein Fach. Ich weiß nicht.
Man hat mir klar gesagt, dass mein Vertrag nicht mehr verlängert wird. Der Facharzt steht an, wenn die Zulassung zur Prüfung genehmigt wird. Facharzt. Dann soll ich weg. Ich bin nicht ausreichend Wissenschaftlerin. Was soll ich sagen. Die Wahrheit ist, ich bin gar keine Wissenschaftlerin. Ich bin Klinikerin. Oder war Klinikerin.
Und jetzt? Definiert sich alles so anders.
Was meine Tage schön und gelungen macht, was meine Nächte gut und ruhig gestaltet, gibt es im Klinik-Dort nicht.
Zwei Welten. Unvereinbar.
Weil die jeweiligen Maßstäbe und Notwendigkeiten, die Hebelchen und ineinander greifenden Rädchen im Anderen nicht wirksam sind.
Mehr noch, absurd sind sie.
Mein Hier ist Dort absurd, störend, sentimental.
Das Dort ist Hier absurd, abgehoben, institutionalisiert.
Meine beste Arbeitsehefrau und ich sprechen oft darüber. Dieses System. Das verlangt, dass ein Kind nichts verändert. Dass ein Kind nicht vorkommt außerhalb. Ein Hobby sein soll. Dass das Mama-Sein nicht vorkommt. Dass frau das bitteschön trennt.
Warum eigentlich. Warum darf nicht für 2 oder 3 Jahre in so einem Arbeitsleben das Eltern-werden entwickelt werden, wichtig sein, der Job zweitwichtig sein. Ganz offiziell. Auch irgendwie anerkannt, die Mühen dieser Entwicklung. Und dann, mit der Zeit, der neue Maßstab integriert werden?
Wenn es mir gelingt, das Mama-Werden, lerne ich Verantwortung nochmal neu, lerne mich zurückzunehmen, lerne das Durchhalten neu, lerne die Achtsamkeit und Hingabe bezüglich der kleinen Abläufen völlig neu. Wie könnte das nicht wertvoll sein?
Abgesehen davon, dass ich nicht trennen kann, weil ich nicht weiß wie ich zu zwei Personen werden soll - ich möchte das auch gar nicht, zum Teufel. Ich bin froh, mich zusammen zu halten.
Ja, jetzt bin ich Mama. Und Teilzeit-Ärztin.
Und Mama ist die Zusatzqualifikation. Oder wird. Wird immer mehr.
Ich bin zäher. Kenne Krisen von innen, ganz neue Krisen. Und deren Bewältigung. Oder eben das Aushalten nicht auflösbarer Krisen.
Ich weiß mehr. Obwohl ich mehr vergesse.
Mehr Wissen, mehr Qualifikation.
Nicht für die Uniklinik. Absurderweise. Aber Freude kommt so eben nur verhalten auf.
Heute bin ich sakral und süddeutsch, sagt meine beste Arbeitsehefrau. Stimmt. Beim Mittagessen mache ich Witze über Norddeutschland, über die protestantischen Kirchen. Ich bin ein bißchen froh. Habe ein Abschiedsgeschenk bekommen in der Ambulanz. Oberwasser heute. Ein bißchen.