Die Kleinteiligkeit

Gestern Morgen war ein Desaster.
Wir haben verschlafen. Bis 7.20 Uhr geschlafen. Seit 2 Jahren stelle ich mir keinen Wecker mehr, warum auch. Durchschnittlich um 6 Uhr will mein herrliches Kind aufstehen.
Nicht gestern. Es war spät.
Ich wollte uns rasch fertig machen.
Am Ende war ich 40 Minuten zu spät in der Klinik, verschwitzt, aufgerieben.
Der Fehler war: ich wollte einen Baustein der allmorgendlichen Routine überspringen. Aus zeitlichen Gründen.
Ein kleines Teilchen im täglichen Mosaik auslassen.
Aber das geht eben nicht mehr.
Die Abläufe, der Tagesablauf, alles kleinteilig. Kleinste Bausteine entscheiden, ob der Tag steht oder wackelt, ob die Stimmung hält oder kippt. Das herrliche Kind hat mir den Abstand genommen. Und die großen Bögen. Das "egal ob so oder so". Ist nicht mehr egal. Es gibt jetzt unzählige kleine, genau choreografierte Rituale. Für viele wichtige und noch mehr unwichtige Abläufe.
Nahe ist es jetzt, alles, unmittelbar, es betrifft mich immer und ganz. Alles.
Und kleinteilig ist es.

Heute morgen sind wir zu dritt los, gemeinsam zur Kita, dann jeder seiner Wege.
Das herrliche Kind war heute bestens gelaunt. Ist selbst hineingelaufen in seine Kita, nicht auf dem Arm. Schuhe ausziehen, Patschen anziehen. Dann zu seinem Kleiderhaken, Jacke ausziehen. Und los. Weg von uns, in den Gruppenraum. Und dann. Gehe ich sofort. Sobald er loslässt.
Aber. Der herzvolle Vater ist ihm hinterher gegangen, zum Tschüss sagen.
Abweichung im Kleinteil "Abgeben".
Das machen wir so nicht.
So doch nicht.
Das herrliche Kind bestimmt den Zeitpunkt, läuft los, das bedeutet er ist bereit.
Der Vater sagt, ich wollte doch nur. Sehen wie er spielt. Tschüss sagen. Aber darum geht es nicht. An den neuralgischen Punkten. Gibt es nicht sein oder mein "wollte doch nur". Da gibt es die allerfeinst abgestimmte Komposition, die Kleinstteiligkeit, das, was funktioniert. Abgestimmt auf das herrliche Kind. Was für das Kind funktioniert.
Meine Mama Komplizin versteht das.
Mein Fräulein Ahorn versteht das.
Es geht nicht darum, das Kind zu verwöhnen, das ist kein "Theater". Das ist ein Ritual. Ein Puzzle Stück. 
Das ist die neu erlernte Hingabe, die Achtsamkeit, die neue Struktur, die das herrliche Kind gebracht hat. Der Schlüssel zu den funktionierenden Tagen. Die Orientierung für das herrliche Kind.
Wenn ich mich darüber hinwegsetzen will, stolpere ich, verheddere mich und komme erst recht nicht voran. Habe ich gelernt.

Ich übe, es zu genießen.
Zen-mäßig. Aufmerksam.
Wie Momo auf dem Weg zu Meister Hora.
Langsam, rückwärts, reibungslos.

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