Posts

Es werden Posts vom November, 2020 angezeigt.

Außerhalb

B. sagt, "hier ist Dein Vertrag, unterschreibe und fang an, so schnell Du magst." Ich frage ihn, wie man eigentlich kündigt.  Er sagt, eine Kündigung tippt man in ein Word Dokument, druckt sie aus und dann übergibt man sie am besten persönlich. Und dann zeigt er mir, wo mein Büro sein könnte. Und sagt, dass mein Vertrag unbefristet ist. Und sagt, dass es vollkommen in Ordnung ist, 30 Stunden die Woche zu arbeiten. Ich würde besser bezahlt.  Ein MVZ ist quasi eine Niederlassung, aber mit der Sicherheit einer Anstellung.  B. ist mein Freund. Seit dem ersten Monat in dieser Stadt ist er mein Freund und ich habe ihm zugeguckt, wie er sich aufgebaut hat, was er jetzt hat. Ein großes medizinisches Versorgungszentrum. Eines für Psychiatrie und Psychotherapie. Und seit Jahren sagt er, ich soll endlich den Facharzt machen und zu ihm kommen. Jetzt schiebt er mir den Vertrag über den Tisch.  "Unterschreib und komm." Ich könnte psychotherapeutisch arbeiten. Ohne permanenten Ver

Ich bin jetzt Fachärztin

Es ist so viel passiert. Jeden Tag. Quasi übereinander ist es passiert, nicht nur gleichzeitig. Ich bin Fachärztin. C. ist stonewashed. Wir sind beide in keinem guten Zustand gewesen nach dieser Willkür und der geballten Ladung Sadismus und Narzissmus, die sie erlebt hat. So funktioniert dieses Klinik System seit immer. Die Hierarchie und die Hackordnung.  C. ist unverwüstlich in ihrem Kern. Sie hat sich abgearbeitet in den letzten 9 Tagen, um diese Form der Innenraum Verschmutzung in Ordnung zu bringen. Die Entwertung, die Enttäuschung, die Fassungslosigkeit. Ich habe mich mit ihr abgearbeitet. Weil ich mich schuldig gefühlt habe. Weil. Sie besser vorbereitet war als ich. Und meine Prüfung nicht wohlwollender hätte sein können. Gefreut habe ich mich kaum. Dafür war ich zu angewidert. Die Anspannung ist abgerieselt.  Das schon. Das System, in dem C.s Prüfer tun kann, was er tut, ist das System, in dem wir ausgebildet werden. Ein Machtsystem. In das man hineinerzogen wird. Schon im Stud

Noch 3 Tage

6.19 Uhr. Seit kurz nach 5 Uhr bin ich wach.  Das letzte "Lerncamp" bei C. Ich liege im Dunklen und mache mir Sorgen. Ob die Ärztekammer meinen Psychotherapie Fall an die Prüfer weitergeleitet hat und dann fallen mir noch spontan ein paar Dinge ein, die ich noch nicht nachgelesen habe.  Ich spüre die Adrenalin Wellen. Es sind zwei große und eine kleine. Ich denke an L., meine Freundin und Hebamme. Die mir beigebracht hat, durch die Wehen zu atmen. Und ich atme. Tief ein. 1, 2, 3, 4, 5 aus. Noch 3 Tage. Ein kleiner Oppositions Gedanke taucht auf, quengelt, "ich mag nicht mehr lernen". Ja. Auch das. Ich tröste mich. Man kann sowieso sonst nichts tun. Lockdown. Die Alternative wäre Spielplatz bei aktuell 5 Grad Celsius. Und im Lerncamp gibt es Kaffee ans Bett von C. und dann ausschließlich Erwachsenen Beschäftigung, akademischen Kram. Keine Paw Patrol. Lernen ist schon ok. Licht an. State of the Art. Kunst also. Wie gut, dass ich jetzt noch die Gelegenheit habe, nachzu

Einmachgläser

Ich hätte schwören können, dass ich müde bin. Beim Hinlegen. Hätte ich es geschworen. Aber auf dem Bett angekommen, ist es gar nicht angenehm. Das Liegen. Und die Augen gehen auch die ganze Zeit von selber auf.  Es ist 10 Uhr vormittags. Ausruhen, sage ich mir, kurz ausruhen. Ich liege steif auf dem Bett, wie ein Nussknacker. Angespannt. Wie ein Skispringer. Ich versuche mich zu entspannen, den Kiefer und die Schultern. Das geht überhaupt nicht. Das Herz klopft. Eigentlich nicht schneller als es soll. Es klopft expansiv. In mir ist für nichts anderes Platz. Ich kann kaum Luft holen. Bin außer Atem. Ich liege also bewegungslos auf dem Bett und bin völlig außer Atem. Heute Morgen ist das herrliche Kind um kurz nach 5 Uhr wach geworden. Wir haben gespielt und gefrühstückt. Sind pünktlich am Kindergarten gewesen. Der ganze Morgen ist komplikationsfrei verlaufen. Ich habe die ganze Zeit nicht gewusst, wie ich es schaffen soll. Das alles. Den Ablauf. Den Alltag. Die Prüfung. Dann war