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Es werden Posts vom April, 2020 angezeigt.

Covid-19, Skizze #4

Ich kann nicht schlafen. Bin sehr müde. Meine Augen jucken, das sind die Pollen. Das herrliche Kind liegt neben mir und schnaubt. Er hat im Schlaf gerade "Mama" gesagt und ich habe ihm zwei Küsschens gegeben. Ich liebe ihn so sehr, so so sehr, heute besonders, jetzt gerade geradezu immens. Die Kohorte ist geschafft. 7 Dienste in 14 Tagen, der letzte war ein Nachtdienst. Ich habe 2 Stunden geschlafen. Auf dem Weg nach Hause hat mein Körper vibriert. So wie es innen in den Ohren vibriert, wenn man zu nahe an der Box getanzt hat im Club. Ein bißchen dröhnt es noch nach. Gerade genug, um nicht zu schlafen. Es war anstrengend. Aber machbar. Irgendwie sogar angenehm. Nur Notfall Versorgung und Konsile im Haus und auf der Intensivstation. Relativ kurze Kontakte. Überschaubar. Das Notwendigste. Situation einschätzen, Behandlung bahnen. Tschüss. Am Morgen nach dem letzten Dienst dann ein Konsil auf der Intensivstation. Ein Mann Mitte 20 verweigert die OP, ohne die er s

Covid-19, Skizze #3

3 von 7 Diensten geschafft. Der erste war ruhig. Der zweite war durchschnittlich. Gestern bin ich zehn von zwölf Stunden  gerannt. Ein Patient nach dem anderen kommt in die Notaufnahme oder wird gebracht. Es ist die 4. Woche in Isolation. Leicht ist es für niemanden und für manche ist es unerträglich. Eine Patientin schneidet sich mit der Bastelschere den Hals auf. Weil sie die Isolation nicht mehr erträgt. Sie leidet unter einer Borderline Störung, hat also ohnehin Schwierigkeiten ihre Gefühle zu regulieren, gerät auch ohne Pandemie in große Anspannungs-Zustände, kann sich ohnehin nicht gut aushalten. Die Patientin ist noch immer angespannt als sie bei uns ankommt. Wir können sie nicht untersuchen, ohne sie fest zu halten. Um die Wunde zu versorgen, muss sie von 3 Männern vom Sicherheitsdienst und 2 Pflegern immer wieder aufs Bett gedrückt werden. Ich gebe mein Bestes, sie zu beruhigen. Zu ihr durch zu dringen. Sie lässt sich scheinbar auf ein Gespräch ein, reißt sich dann blit

Covid-19, Skizze #2

Heute ist Donnerstag. Jeden 2. Tag habe ich Dienst bis Mitte April. Ein neuer Dienstplan, um in Kohorten die Notaufnahme und das Haupthaus zu versorgen. Damit mögliche Ansteckungen die Kohorte betreffen, nicht alle. Möglichst. Das ist eine gute Maßnahme. Sinnvoll. Ich glaube, auch machbar. Es ist ruhig. Ich bin der 2. Dienst heute, der ist sowieso nochmal ruhiger. Ich warte, lese Literatur für die Facharztprüfung. Habe Zeit mit C. zu sprechen. Meiner wunderbaren Kollegin und Freundin. Die ein tiefes Wasser ist und ein knallblauer Himmel, die so unerschrocken liebevoll und offen ist. Das tut mir gut. Und erinnert mich daran, dass es Worte gibt, die. Es klar machen. Es gemeinsam machen. Gemeinsam ist wenig momentan. Häusliche Isolation, social distancing. Wir treffen uns hier in der Klinik, privat treffen wir niemanden. Der  Boypapa ist beim Kind. Ich bin jeden Tag noch dankbarer. Er ist ein wunderbarer Vater. Das Kind ist glücklich, hat sozusagen Ferien. Blüht auf. Macht r