Noch 10 Tage

Noch 10 Tage bis zum Umzug.
Ich bin gelassen heute. Entweder weil ich mir das heute doch zutraue oder weil ich mich so wahnsinnig viel gefürchtet habe in den letzten 3 Jahren und angestrengt und gesorgt, dass Furcht und Anstrengung und Sorge aufgebraucht sind und ich damit jetzt durch bin. Vielleicht sogar für immer.
Oder. Wenigstens heute.
Na, wie auch immer.

Heute bin ich gelassen, schon beim Aufwachen. Das herrliche Kind jammert ab ca. 5 Uhr morgens "Bauch Aua" und ich massiere verschlafen seinen Bauch. Das Kind pupst unvorstellbar laut in Relation zu seinem kleinen Körper, wir dösen noch eine Stunde. Dann beschließt das Kind, jetzt ist Tag. Und es ist in Ordnung. Es gibt Kaffee.
Der Morgen ist unkompliziert.
Beim Abgeben in der Kita nehme ich ihn nochmal hoch, schau ihm fest in die Augen und sage, "heute ohne Tränen; heute versuchen wir es ohne Tränen" - und es klappt. Ohne zu Weinen. Wechselt er den Arm.
Ich fühle mich sehr souverän und so leicht innerlich. Darf einfach so, leichten Herzens zur Arbeit.
Und es bleibt gut.
Alles ist heute gut, auch in der Klinik, ist machbar.
Dann Mittagessen zu zweit mit meiner neuen Kollegin, die ich sehr mag. So fein ist sie, zart, dabei so reißfest. Lustig und klug. Und kennt das Schmerzhafte von innen, und hat so ein Talent für die Fülle, so eine Lebensfreude in sich. Eine gute Mischung. Sehr vertraut.

Nach der Arbeit sause ich auf dem Elektroroller zur Kita. Nehme zwei Stufen auf einmal, freue mich so auf meinen Jungen. Auf das Wiedersehen.
Er läuft durch den Kita-Garten. Ruft "Mama da", legt seine Hand auf meine Wange. Innig sind wir einen Moment lang. Innig froh, wieder zusammen zu sein.
Und ich merke mir diesen Moment ganz genau.

Der herzvolle Vater bringt Zwetschgen mit, aus dem Garten eines Kollegen. Und ich backe und kochen den ganzen Abend lang. Wuchtln. Reisauflauf. Zwetschgenkompott.
Es riecht wie im Himmel in der Küche.
Mein erster selbstgemachter Germteig. Wird gut.
Das Kind wurschtelt um mich herum, will alles probieren, sagt nach jedem Teller "mehr, mehr" und ich bin glücklich.
Merke mir. Alles. Genau.

Dann baden, Buch angucken, singen.
Er schläft ein, an mich gekuschelt.
Ich weiß heute, dass ich es noch kann. Das gute Leben. Auch jetzt, im Countdown.
Ein gelungener Tag.





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