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Es werden Posts vom Juni, 2020 angezeigt.

Quallig

Um 20.30 Uhr stehe ich in der Küche und esse die letzten beiden Marillenknödel. Ich schneide sie mit dem großen, gezackten Brotmesser in zwei Hälften, zuckere sie großflächig, stopfe sie mir mit den Fingern in den Mund. Vor Wut. Seit zwei Stunden schläft das Kind nicht ein, macht nur Blödsinn im Bett, lässt sich nicht zur Ruhe kommen und mich auch nicht. Ich bin gerade so wütend geworden, dass ich lieber in die Küche gegangen bin. Um nicht zu brüllen. Schiebe mir also die Knödel in den Mund. Obwohl ich zugenommen habe. Mehr als ich wollte. Mein Bauch ist weich und wölbt sich. Die Oberschenkel sind draller. Hosen sitzen jetzt unerfreulich eng. Ich mag das überhaupt nicht. Das letzte was mich jetzt zufrieden macht, ist sinnlos futtern, im Zorn. Das herrliche Kind steht in der Türe, nur halb, guckt vorsichtig in die Küche. "Was ist denn los?" fragt es mit piepsiger Stimme. Ich sage mir vollem Mund "ich bin so sauer, weil du keine Ruhe gibst." "Ach so"

Hänschen klein

Letzte Nacht habe ich nicht zu Hause geschlafen. Der herzvolle Vater war beim Kind und ich bei C., meiner Freundin. Meiner Freundin ohne Kinder. Die in einer wunderschönen Altbauwohnung lebt, wunderschön eingerichtet, luftig, behaglich. Es ist das erste Mal seit Februar oder Anfang März, dass ich einen Abend und eine Nacht und einen Vormittag für mich habe. Gebraucht habe ich diese Stunden, mit Haut und Haaren. Zurück gekommen brauche ich sie noch immer, brauche sie eben immer wieder. Der herzvolle Vater sagt, das machen wir jetzt regelmäßig. Er sagt, das Kind und er wären in einer Kind-Papa-Zuckerwattewolke gewesen. Schickt eine Sprachnachricht, auf der ich das Kind lachen höre und glucksen und brüllen wie ein Löwe und dann wieder kichern. Es ist nämlich so. Es ist jetzt so weit. Loslassen. Das herrliche Kind gedeihen lassen. Nicht mehr ganz so dicht dran sein, nicht mehr so fest drauf sitzen. Damit. Das Kind wachsen kann. Damit nicht. Alles an mir ausschließlich nur mit ihm

Noch ein Mal Schlafen

Noch ein Mal schlafen. Dann ist das herrliche Kind 3 Jahre alt. Er liegt neben mir im Bett, groß ist er geworden. Leuchtend. Stark. Er redet viel, singt viel. Er ist so fein. Er ist jemand ganz eigener. Der Kopf duftet unverändert nach Semmelchen und Butterflöckchen. Mein Baby. Ist längst keines mehr. Außer manchmal. Heute nach der Arbeit Zack Zack einkaufen. Im Stechschritt, ich renne durch den Laden. Muss schnell nach Hause. Den herzvollen Vater ablösen. Der das Kind von der Notbetreuung abgeholt hat und los muß. Das große Kind ist auch da. Ich habe mir abgewöhnt zu fragen, ob das große Kind das selbst so wollte oder ob es das sollte, weil sonst niemand aufpassen kann. Wie auch immer. Beide Kinder sind zusammen froh. Ich mache 2 Säfte und die doppelte Portion Maultaschen. Ich koche Abendessen für den herzvollen Vater, der heute hier übernachtet. Um morgen beim Geburtstagsfrühstück dabei zu sein. Gleich nach dem Aufwachen. Ich mache Marillenknödel und Mittagsessen für morgen